Den Workshop mit Deinem (Leadership-)Team garantiert versemmeln: 7 Anregungen
Seit bald anderthalb Jahrzehnten sammle ich aufmerksam und beständig Erfahrungen darin, wie man Workshops mit (Führungs-)Teams zuverlässig und systematisch in den Sand setzen kann. Befolge meine besten Tipps, und Du verbrennst maximal Zeit, Geld und Motivation.
1. Die Outcome-Illusion: „Wir sind total ergebnisoffen!“
Verkünde lautstark die Ergebnisoffenheit des Workshops, während Du insgeheim bereits alle Entscheidungen getroffen hast. Besonders effektiv: Beauftrage den Moderator mit einem „geheimen Briefing“, welche Ergebnisse herauskommen sollen.
In meiner Praxis erlebte ich einen CEO, der mir beim Kaffee ein paar Minuten vorab mitteilte: „Das Team soll selbst auf die Idee kommen, dass wir Standort X schließen müssen.“ Der Workshop endete im Fiasko, als das Team merkte, dass ihre „kreative Strategiearbeit“ eine Farce war und die ganzen Post-its eigentlich gar nicht erst beschrieben hätten werden müssen.
2. Die Kommunikationskatastrophe
Vage Vorgaben: „Irgendwie besser zusammenarbeiten“ – reicht doch als Ziel, oder? Konkrete, eventuell sogar nachverfolgbare oder messbare Vorgaben? Unnötig!
Die Nicht-Ziele-Falle: Kommuniziere niemals, was NICHT Ziel des Workshops ist. Lass jeden in seiner eigenen Erwartungswelt leben. Die CFO denkt vielleicht, es geht um Budgetkürzungen, die CHRO hofft auf Kulturwandel, die COO will Prozesse optimieren: Chaos ist programmiert.
Das Timing-Desaster: Informiere die Teilnehmer frühestens 30 Minuten vor Workshopbeginn über die wahren Ziele. Oder noch besser: Ändere die Agenda spontan, weil Dir beim Frühstück eine „geniale Idee“ kam.
3. Hässlich ist verlässlich
Ein dunkler Raum
ohne Tageslicht,
möglichst eng,
unbequeme Stühle,
Tische, damit die Laptops aufgeklappt werden können für die Mails zwischendurch,
Beamer, die von der Decke und/oder ausfallen,
Filterkaffee,
Mettbrötchen aus der Kantine
und/oder drei Lieferdienste, die das Mittagessen verteilt über 90 Minuten bringen, zu heiß für die einen, zu kalt für die anderen:
So stelle ich mir das ideale Workshop-Setting vor. Ist ja schließlich Arbeit. Ist ja schließlich Rezession gerade.
4. Die Farce mit der Freiwilligkeit
Nichts tötet Engagement besser als erzwungene „Freiwilligkeit“. Lass eine Mail verschicken, so nach dem Motto: „Die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig“ – und mache mehr oder weniger deutlich, dass Du vollständige Anwesenheit erwartest.
Ein Vorstand erzählte mir kürzlich: „Unser CEO betont immer die Freiwilligkeit, weiß aber Jahre später noch genau, wer wo freiwillig nicht erschienen ist.“
5. Das Rollenwirrwarr
Ist der Herr oder die Dame von HR als Kontrolletti da? Als TeilnehmerIn, der/die „ganz normal wie Ihr alle anderen auch“ bei allem mitzumachen droht, äh: plant? Oder als Goodie, um die sauteure TrainingCoachingModerations-Ausbildung, die ihr die Firma bezahlt hat, endlich mal mit Praxis anzureichern, für die spätere Selbstständigkeit?
Wechsle permanent zwischen „Wir sind alle gleich“ und „Eines möchte ich nur kurz klarstellen“. Und am besten auch zwischen dem „Du“ gegenüber den Mit-VorständInnen und dem „Sie“ gegenüber den Teamleitungen.
6. Die Trainer-Trantüte
Bezahle den TrainerModeratorFacilitator möglichst schlecht, arbeiten tun ja eh die Teilnehmenden, und er kann ja QR-Codes für seine Website, seinen Podcast, sein Mallorca-Retreat auf jede der 165 Folien pro Stunde kleben, damit kriegt er ja super Reichweite. Für den nächsten Workshop mit Deinen Bereichs-, Abteilungs- oder Teamleitungen. Wichtig nur: Dass er sich an die Excel-Tabelle hält, in der im 10-Minuten-Takt das Workshop-Konzept festzementiert wurde (auch für die künftigen Tätigkeiten der HR-Herrschaften, remember).
Den bei ihr/bei ihm bestellten Input reichere gern an mit „eigenen Erfahrungen und Ergänzungen“, ein paar Dutzend Slides dafür solltest Du immer parat haben.
7. Pseudopartizipation und Follow-up-Folgenlosigkeit
What happens in Baden-Baden/Westerham/auf dem Petersberg, stays in Baden-Baden/Westerham/auf dem Petersberg: So habt ihr es ja auf der Spielregel-Flipchart – vielleicht sogar leserlich – vereinbart! Also konsequent alle möglichen Vereinbarungen und Next Steps ignorieren, das ganze Partizipationsgefasel macht sich immer gut, aber klar ist: Verantwortlich für den Laden bist ja schließlich allein du!
Und falls doch tatsächlich jemand am Montag im Meeting mit irgendwelchen Veränderungsvorschlägen ankommen sollte: Verweise sie oder ihn doch am besten auf den nächsten Workshop.
P.S.: Du machst, Ihr macht, Sie machen das gut!
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