Der Ursprung der Moral? Tauschen und leihen statt kaufen
Teilen und Tauschen gehört zu den ältesten sozialen und wirtschaftlichen menschlichen Grundprinzipien.
Im Teilen von Nahrung sehen einige Wissenschaftler sogar den Ursprung der Moral. Daraus leitet sich beispielsweise die These ab, anderen abzugeben und ihnen zu helfen. Zur Zeit der Jäger und Sammler war nicht jeder Jäger erfolgreich, deshalb wurde in der Nachbarschaft von der eigenen Beute abgegeben. Das Teilen erhöhte die Chance, selbst Hilfe zu erhalten, wenn das Glück einen verließ. Schon das Spätmittelalter kannte vielfältige Praktiken der Rückführung von Materialien in den Stoffkreislauf – damals war es eine unabdingbare Notwendigkeit der Überlebenssicherung. In frühneuzeitlichen Gesellschaften gewann jedoch die Wiederverwendung von Gütern eine neue Qualität, als sich Märkte für gebrauchte Waren herausbildeten.
Im Digitalisierungszeitalter hat die Idee des Teilens eine große ökonomische Bedeutung gewonnen, weil sich der Warenumschlag deutlich durch Sharing Economy erhöht.
Längst ist daraus eine globale Bewegung geworden, die sich online vernetzt, um eine erweiterte Art des Konsumierens zu etablieren und die Dinge des Lebens mehr zu achten. Viele Menschen entscheiden sich heute, weniger, aber dafür qualitativ höherwertigere Produkte zu kaufen oder einfach zu teilen, zu leihen und zu tauschen. Das empfiehlt sich vor allem bei Baby- und Kinderkleidung, denn Kleinkinder wachsen sehr schnell aus ihrer Kleidung heraus. Außerdem sind diese Kleidungsstücke häufig gewaschen worden und enthalten deshalb im Vergleich zu Neuware weniger Schadstoffe.
Second-Hand-Kleidung ist nachhaltig, denn sie schont nicht nur Ressourcen, Umwelt und das Familienbudget.
Nach dem Flohmarkt-Prinzip funktionieren Internet-Börsen wie Kleiderkreisel, Kleiderkorp, Zamaro und Mädchenflohmarkt: Hier können alte Kleidungsstücke online gegen andere getauscht werden. Cottonbudbaby hat sich auf die ersten zwölf Lebensmonate von Kindern spezialisiert. Verliehen werden nur komplette Erstausstattungen. Alle Kleidungsstücke sind GOTS- oder IVN-Best-zertifiziert sowie nachhaltig und ökologisch produziert. Die Boxen können jederzeit in die nächstgrößere Größe getauscht werden. Bei Kilenda kann neben Kinderkleidung auch Umstandsmode, Spielzeug und Ausstattung gemietet und jederzeit zurückgeschickt werden. Räubersachen hat sich auf Kinderkleidung aus Wolle spezialisiert. Auch hier sind alle Teile ökologisch und nachhaltig produziert.
Auch in den meisten Baumärkten lassen sich Spezialwerkzeuge oder Maschinen auch stundenweise und für wenig Geld ausleihen, eine gründliche Einweisung gibt es kostenlos dazu. Warentauschtage, eine Idee der Abfallwirtschaftsämter, sollten ursprünglich die Müllentsorgung optimieren und sind in vielen Regionen mittlerweile fester Bestandteil in den Veranstaltungskalendern der einzelnen Kommunen und Umweltschutzverbänden. Für alle Menschen sind die Sachen, die sich in den sogenannten Giveboxen ansammeln, die in immer mehr Städte zu finden sind und den Trend zur Eigeninitiative zeigen (www.facebook.com/Givebox).
Weiterführende Informationen:
Die zwei Seiten der Sharing Economy
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Circular Thinking 21.0: Wie wir die Welt wieder rund machen Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.