(v.l.): Christoph Krieger, Matthias Krieger, Tobias Rinke, Jonas Kurtscheidt und André Schmidt - Krieger + Schramm

Deutscher Baupreis: Wie sich die besten Unternehmen ans Werk machen

Startups müssen sich immer Fragen stellen, um ihre Existenz zu begründen: Warum braucht die Welt noch ein weiteres Unternehmen? Was ist unsere Aufgabe? Warum sind wir wichtig? Wie kann der Durchbruch gelingen? Diese Kultur des Fragens sollten alle Unternehmen beherzigen – auch wenn sie lange erfolgreich im Markt sind. Denn wer sich selbst nicht mehr hinterfragt, hat auch nichts mehr zu sagen, und das eigene Handeln verblasst mit der Zeit. Eine nachhaltige Unternehmenskultur lebt durch Fragen wie: Sind wir ein Unternehmen, das seinem Unternehmensleitbild immer noch gerecht wird? Wie können wir selbst mit unseren Aufgaben wachsen, und was bringt uns voran? Wie können wir besser werden? Im Mittelstand ist die Auseinandersetzung damit häufig leichter, weil Menschen und Strukturen beweglicher sind als in Großunternehmen. Auch finden sich hier noch echte Ärmelaufkrempler und Rückhaltgeber, die ihr Unternehmen mit Herz und Hand lenken und ihren Mitarbeitenden und Kunden wirklich nahestehen.

Es können zwar keine großen Wachstumssprünge gefeiert werden, aber alle Beteiligten haben doch das Gefühl, etwas aufzubauen, das eine Wertigkeit in einem größeren Bezugsrahmen hat. Worte und Werte sind jedoch wenig wert, wenn sie nicht durch Verfahren und die Praxis leitende Methoden untermauert sind. Für faire, zielgerichtete, transparente, partizipatorische und nachhaltige Prozesse braucht es auch professionelles methodisches Know-how. Im Fokus des Baudienstleisters und Projektentwicklers Krieger + Schramm steht deshalb immer auch die Team-, Organisations- und Strategieentwicklung mit den dazu passenden Methoden. Dabei stellen auch hier Fragen wichtige Leitplanken dar:

  • Mit welchen neuen Ideen kann dafür gesorgt werden, dass das das Unternehmen etwas Besonderes ist?

  • Welche Leitlinien bestimmen unser Handeln? Und wie gelingt es, dass sie von jedem Mitarbeiter umgesetzt werden?

  • Wie können Risiken in Chancen verwandelt werden?

  • Was ist den Kunden wichtig? Wie können sie immer wieder neu überrascht werden?

  • Wie stark engagiert sich das Team innerhalb des Unternehmens und hält Kontakt nach außen?

  • Wie kann der Teamgeist aufrechterhalten oder gar gestärkt werden?

  • Was sind unsere Werte?

„Doch diese muss ihren Übergang zu einer gelebten Wertekultur finden“, sagt Matthias Krieger, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Krieger + Schramm. Er hat seine Ziele immer mit großer Genauigkeit und Vehemenz verfolgt und ist sich bewusst, dass eine Firmenleitung immer auch nach innen blicken muss, um sich über ihre Grundwerte und ihre weitreichenderen Ziele klar zu werden. Zudem möchten moderne Beschäftigte heute etwas tun, von dem sie wirklich überzeugt sind. Eine gute Möglichkeit, all dies konkret ans Licht zu bringen, ist die Rückschau auf die Gründung des Unternehmens, verbunden mit der Frage: Was war am Anfang dieses höhere Ziel? Und wie können wir heute noch Menschen dafür begeistern? Wer sind wir als Unternehmen historisch gewesen, als wir auf unserem Höhepunkt standen? Als er Michael Schramm kennenlernte, entstand 1990 die gemeinsame Idee, eine Baufirma zu gründen, die am 1. Januar 1992 in die Realität umgesetzt wurde: Das erste Büro der beiden wurde in Kriegers Elternhaus in Dingelstädt eingerichtet. Inzwischen arbeitet ein bundesweit agierendes 150-köpfiges Team für den moderner Baudienstleister. Ausgehend von der Unternehmenszentrale im thüringischen Dingelstädt liegen die Aktivitäten im Rhein-Main-Gebiet, in München, Berlin, Kassel/Lohfelden und Umland. Der Fokus liegt auf dem zertifizierten Bau wohngesunder Lebensräume. Seit der Gründung sind über 2.000 Projekte entstanden. „Von Beginn an bildete ein gelebtes Wertesystem das stabile Fundament unserer Firmenphilosophie“, sagt Matthias Krieger. Wie das gelingen kann, beschreibt er in seinem aktuellen Buch: „Werte. Das Fundament unserer Leistungskultur“.

Für Matthias Krieger folgt daraus, dass Leadership nicht die Qualität des Einzelnen, sondern die des Teams ist. Es geht um Offenheit, Wertschätzung und Authentizität. Der ehemalige Leistungssportler äußert häufig, dass er durch seine sportlichen Aktivitäten wichtige Erkenntnisse für sein Leben gelernt hätte. Sich dem Sport bedingungslos hinzugeben, bedeutet auch, sich mit etwas „Größerem“ verbunden zu fühlen. Indem Krieger an seine Belastungsgrenzen ging, lernte er den Umgang mit sich selbst. Um sich an die eigenen Grenzen heranzutasten, bedarf es realistischer Ziele. Erst dann lassen sich die eigenen Grenzen verschieben. Von Sportlern wie ihm lässt sich auch lernen, was Durchhalten bedeutet, und dass die physische Grundlage – wenn sie nicht vernachlässigt wird - den menschlichen Talenten zur Erfüllung verhilft. Jedes Vertrauenspolster und jeder Vertrauensvorschuss verliert kontinuierlich an Substanz – sie ist wie eine Pflanze, die nur wächst, solange sie umsichtig gepflegt wird. In seinem Buch wird auch deutlich, dass Ethik und Moral eines Unternehmens nicht von selbst entstehen, sondern Arbeit sind: Es wird nicht nur im Unternehmen gearbeitet, sondern auch am Unternehmen.

Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Manfred Helmus ist dies der einzige wissenschaftlich ausgerichtete Wettbewerb in der Baubranche ist und seit 2013 vergeben wird. Zu den berücksichtigten Kategorien gehören: Unternehmensorganisation und –steuerung, Führung und Kultur, Markt und Kunde, Projektakquise und –abwicklung, Personalmanagement, Partnerschaften, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Nachhaltigkeit, Innovation und Technologie. Die Auszeichnung bescheinigt den Unternehmen eine „offizielle Vorreiterrolle“ in der Baubranche. In diesem Jahr stellten sich 170 Unternehmen in neun Kategorien dem dreistufigen Verfahren und der Bewertung durch die Bergische Universität Wuppertal. Im Rahmen der digitalBau in Köln wurde unter der Schirmherrschaft vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen am 31. Mai 2022 der Deutsche Baupreis verliehen. Matthias Krieger nahm die Auszeichnung für den ersten Platz in der Kategorie „Bauunternehmen 101 – 500 Mitarbeiter“ entgegen. Die Teilnahme an solchen Ausschreibungen bedeutet für das Unternehmen auch, Fragen zuzulassen, denn sie lösen Handlungen aus und können ebenfalls zu konkreten Ergebnissen und realen Veränderungen führen. Erfolgt ist dann im Sinne der Nachhaltigkeit das, was folgt.

  • Wie olympische Werte Unternehmen beeinflussen

  • Gabriele Fischer: Schwarz-weiß oder Farbe? In: brand eins 3 (2009), S. 3.

  • Matthias Krieger: Werte. Das Fundament unserer Leistungskultur. Dingelstedt 2022.

  • Matthias Krieger: Der Weg als Quelle zum Erfolg. In: Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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