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Die depressive Gesellschaft: Wie der Raubbau an der Seele gestoppt werden kann

Anstatt Herausforderungen und Probleme als Teil des Lebens zu begreifen, wird heute im schnellen (Tabletten-)Konsum nach Lösungen gesucht. Auch dieses Thema gehört in den Kontext der Nachhaltigkeit. Nach den schulmedizinischen Forschungen hängen Depressionen vermutlich mit der Veränderung der Konzentration von hauptsächlich drei biochemischen Substanzen (Serotonin, Noradrenalin und Dopamin) im Gehirn zusammen, die eine modulierende Wirkung auf emotional gefärbte psychosoziale Stressreaktionen haben. In der konventionellen, westlichen Schulmedizin wird die Depression mit Medikamenten behandelt. Die Wirkung tritt in der Regel sehr schnell ein – allerdings mit Nebenwirkungen und der Gefahr der Abhängigkeit von Medikamenten, die das Nervensystem im Gehirn beeinflussen. Die Zahl der verordneten Tagesdosen von Antidepressiva hat in Deutschland stark zugenommen. Für den Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer ist die steigende Zahl an Depressionserkrankungen kein Zufall. Diese Entwicklung ist vor allem eine Folge von konstanter Überforderung, Leistungsansprüchen und Wachstumszwängen. Um das eigene Leben wieder sinnvoll zu machen. braucht es „psychische Resilienz“. In seinem Buch „Raubbau an der Seele“ beschreibt er, wie Depressionen die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit vieler Menschen gefährden. Zu den Haupt- und Zusatzsymptomen gehören:

  • Appetitlosigkeit

  • Energie- und Antriebslosigkeit

  • Freudlosigkeit

  • Hoffnungslosigkeit

  • Konzentrationsschwäche

  • Schlafstörungen und Müdigkeit

  • vermindertes Selbstwertgefühl

  • gedrückte Stimmung und Niedergeschlagenheit.

Die Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) betrachtet alle Teile des menschlichen Körpers als einheitliches Ganzes. In der TCM sind Essenz, Qi (Lebensenergie) und Geist die drei wesentlichen physischen und psychischen Substanzen des Menschen. Wenn erstere nicht ausreichend sind und das Qi frei fließt, ist der Geist glücklich. Bei Mangel von Essenz und Qi oder bei einer Qi-Stagnation leidet der Geist. Nach der TCM-Theorie reguliert die Leber den Qi-Fluss des gesamten Körpers und speichert das Blut. Stagniert das Leber-Qi und bewegt es sich nicht frei und unbehindert, staut es sich und beeinflusst den emotionalen Zustand, was zu einem depressiven Zustand führt. Rita Vogel-Widemann ist Heilpraktikerin und arbeitet mit TCM und führt eine Praxis für traditionelle chinesische Medizin. In ihren Veranstaltungen beschäftigt sie sich mit dem Thema Depression aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin. Gezeigt wird, dass die Behandlung der Depression häufig aus einer Kombination von verschiedenen Therapien besteht. Dabei wirken TCM-Behandlungen nicht so schnell wie Medikamente - allerdings erzeugen die Behandlungen mit Akupunktur und Kräutertherapie keine Nebenwirkungen. Häufigste Behandlungsmethode in der chinesischen Medizin:

  • Besänftigung der Leber (wird häufig mit anderen Behandlungsmethoden wie z.B. Aktivierung der Blutzirkulation, Auflösen von Schleim und Nässe, Verbesserung der Umwandlungsfunktion der Milz oder Unterdrückung des Feuers kombiniert)

  • Beseitigung der Qi-Stagnation

  • Regulierung des Qi-Flusses.

Klinische und tierexperimentelle Untersuchungen belegen, dass die Behandlung nach der TCM nicht nur zur Verbesserung der klinischen Symptome der Depression führen, sondern auch die Konzentrationen des Cortisols verringern, Serotonin, Noradrenalin und Dopamin auf ein normales Niveau bringen, BDNF-Inhalt erhöhen und das Immunsystem verbessern kann. Die Organfunktionen werden verbessert und die Fähigkeit des Körpers zur Selbstheilung wird aktiviert.

DEPRESSION AUS SICHT DER TRADITIONELLEN CHINESISCHEN MEDIZIN: Die Veranstaltung mit Rita Vogel-Widemann gibt in ihrem Vortrag Einblicke ins Thema Depression, wie sie entsteht und wie sie behandelt werden kann.

Dienstag, 28.01.2025 I 18.00 – 19.30 I Gesundhaus i-Tüpferl, Steindorf

Veranstaltungshinweise https://www.i-tuepferl.de/veranstaltungskalender/

  • Was uns nicht zur Ruhe kommen lässt - und wie uns die TCM wieder ins Gleichgewicht bringt. Interview mit Rita Vogel-Wiedemann

  • Christine Bergmair: Zukunftssicheres Umsetzen von Entwicklung und Gesundheit im Kontext von SDG 11 am Beispielprojekt i-Tüpferl. In: Zukunft Stadt: Die globale und lokale Bedeutung von SDG 11. Wie die sozialökologische Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Handlungsempfehlungen – Chancen – Entwicklungen. Hg. von Alexandra Hildebrandt, Matthias Krieger und Peter Bachmann. SpringerGabler. Berlin, Heidelberg 2025.

  • Wolfgang Schmidbauer: Raubbau an der Seele. Psychogramm einer überforderten Gesellschaft. Oekom Verlag, München 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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