Erfahrungen aus dem täglichen Umgang mit Kunden sind auch in anderen Vertriebsjobs gefragt. - Foto: Imago/Westend61
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Die Digitalisierung verbaut mir Aufstiegschancen: Welche Alternativen bieten sich nun?

Ein junger Bankkaufmann sieht keine Zukunft bei seinem Arbeitgeber. Karrierecoach David Döbele empfiehlt drei berufliche Optionen.

Düsseldorf. Regelmäßig präsentieren wir Ihnen an dieser Stelle eine Frage zu Job, Gehalt oder Karriere – mit einer Antwort eines unserer renommierten Experten. Wenn Sie auch eine Frage an den Handelsblatt Karrierecoach haben, schicken Sie uns eine Mail an karrierecoach@handelsblatt.com – wir leiten Ihre Frage anonymisiert an unsere Experten weiter.

Das Problem in dieser Woche:

Ein junger Bankkaufmann befürchtet, dass die Finanzbranche und insbesondere das Kreditgeschäft aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung für ambitionierte Angestellte nicht mehr dieselben Karrierechancen bereithalten wie noch vor ein paar Jahren.

Der Unternehmenskundenberater eines großen deutschen Kreditinstituts, der nebenberuflich Wirtschaftswissenschaften studiert und kurz vor dem Abschluss steht, sehnt sich nach einer persönlichen und beruflichen Veränderung. Vom Karrierecoach möchte der junge Banker S. wissen: „Welche beruflichen Optionen bieten sich mir?‟

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Karriereberater David Döbele antwortet:

Die Finanzbranche befindet sich in der digitalen Transformation. Die Umgestaltung der finanzwirtschaftlichen Prozesse spüren nicht nur die Kunden, sondern auch die Mitarbeiter sehr deutlich. So sehr ich Ihre Überlegungen vor diesem Hintergrund nachvollziehen kann, würde ich Ihre Situation in der Finanzwirtschaft aufgrund Ihrer bisherigen Leistungen nicht als aussichtslos einstufen.

Ich möchte Ihnen vielmehr neben einem Wechsel in andere Branchen einen Verbleib in der Finanzindustrie – aber in anderen Positionen – als eine von insgesamt drei Optionen aufzeigen. Meinem Empfinden nach wird Praxiserfahrung für Banken zur Bewältigung der zunehmenden Komplexität immer wichtiger. Durch Ihre Ausbildung und Ihr fast abgeschlossenes Studium haben Sie eine gute Grundlage geschaffen. Ich schlage Ihnen daher folgende Optionen vor:

Der Umstieg ins Investmentbanking oder die Private-Equity-Branche bietet glänzende Aussichten.
Der Umstieg ins Investmentbanking oder die Private-Equity-Branche bietet glänzende Aussichten.

Option eins: Interner Wechsel zum Großkundenvertrieb oder in Bereiche wie Nachhaltigkeitsmanagement und Data Science

Wenn es in der momentanen Position aus verschiedenen Gründen nicht mehr passt, dann sollte man zuerst den Blick auf die internen Wechselmöglichkeiten richten. Hier haben Sie, Herr S., sich ja immerhin eine gewisse Expertise aufgebaut. Große Kreditinstitute verfügen häufig über eine Vielzahl an Abteilungen und sind bereit, den eigenen Angestellten einen Wechsel innerhalb des Unternehmens zu ermöglichen.

Als erfahrener Unternehmenskundenberater sollten Sie sich künftig am besten auf Großkunden fokussieren. In diesem Vertriebsbereich wird, trotz voranschreitender Digitalisierung, die persönliche Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen wichtig bleiben. Werte wie Einfühlungsvermögen und das genaue Verständnis der Kundenbedürfnisse rücken zunehmend in den Vordergrund.

Attraktiv für eine berufliche Veränderung sind neben dem Sales-Bereich aber auch Aufgaben rund um Unternehmenstransaktionen, Nachhaltigkeitsmanagement und Data Science. Schauen Sie sich doch auch dort mal nach geeigneten Stellen um.

Insgesamt hat diese interne Entwicklungsoption den Vorteil, dass Sie im neuen Job nicht nur Ihre Softskills, sondern auch das gewonnene inhaltliche Fachverständnis über die Finanzwirtschaftsbranche einbringen können und von Ihren Kontakten im Unternehmen weiterhin profitieren können.

Option zwei: Masterstudium und Praktika mit Ziel Investmentbanking oder Private Equity

Lukrative Jobs und interessante Aufstiegsmöglichkeiten gibt es vor allem bei den Top-Adressen des Investmentbankings, auf Firmenübernahmen spezialisierte Unternehmensberatungen und Finanzinvestoren. Um hier als Kandidat in Frage zu kommen, sollten Sie zunächst ein renommiertes Masterprogramm absolvieren und darüber hinaus relevante Berufserfahrung bei namhaften Unternehmen vorweisen.

Als sinnvoll hat sich erwiesen, sich nach Abschluss des Bachelorstudiums für die Aufnahme an den Masteruniversitäten zu bewerben und dann bis zum Studienbeginn mehrmonatige Praktika bei Spezialberatungen für Firmenübernahmen, kleineren Investmentbanken oder internen Abteilungen für Firmenübernahmen von Großkonzernen zu absolvieren.

Zu den renommierten Hochschulen für angehende Investmentbanker zählen in Deutschland zum Beispiel die Uni Mannheim sowie die Frankfurt School of Finance & Management, in England die Unis in Oxford, Cambridge und die London School of Economics. In den USA kommen Absolventen von Business Schools à la Harvard.

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Diese berufliche Option hat den Vorteil, dass Sie Zugang zu sehr elitären Stellen erhalten, in denen glänzende Gehalts- und Karrierechancen locken. Allerdings gibt es auch einen Nachteil: Sie müssen in der Vorbereitungsphase auf eine sichere Stelle und monatliches Einkommen verzichten, darüber hinaus ist das Vollzeitstudium für den zusätzlichen Mastertitel – besonders im Ausland – dann noch mit erheblichen Zusatzkosten verbunden.

Option drei: Quereinstieg als Vertriebsmitarbeiter in IT-Branche

Ein Unternehmenskundenberater fungiert als Bindeglied zwischen dem Arbeitgeber und dessen Kunden. Für den Alltag als Vertriebler sind persönliche Eigenschaften wie Aufgeschlossenheit, Einfühlungsvermögen, aber auch Durchsetzungsstärke unerlässlich. Und zwar egal, ob man nun für eine Bank, einen Maschinenbauer oder einen Softwarehersteller arbeitet – diese grundlegenden Anforderungen im direkten Kundenkontakt sind überall gleich, nur das Produkt ist ein anderes. Falls Sie also in eine andere Branche wechseln möchten, bieten sich Ihnen vor allem Stellen im Vertrieb an. Hier können Sie dann zwar nicht unbedingt Ihre Fachkenntnisse, aber zumindest Ihre Softskills einbringen. Um dabei langfristig von der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft zu profitieren, liegt ein Einstieg bei Softwareunternehmen oder IT-Dienstleistern nahe.

Abgesehen vom Vertrieb kann aber auch ein Quereinstieg in kaufmännische Bereiche wie dem Personalwesen eine attraktive Alternative darstellen. Personaler suchen und entwickeln Mitarbeiter. Die Stärke im persönlichen Umgang mit Menschen ist dabei sehr wichtig, seien es Bewerber, Führungskräfte oder Anbieter von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Fundierte Fachkenntnisse dagegen rücken eher in den Hintergrund, denn sie sind eher erlernbar.

Zudem werden im Rahmen der Ausbildung zum Bankkaufmann auch die wichtigsten Grundlagen in den Bereichen des Rechnungswesens gelehrt, sodass sich auch in der Finanzsparte von Unternehmen gute Einstiegschancen für Sie bieten. Dieses tiefere Verständnis für geschäftliche Abläufe stellt eine ideale Ergänzung zu den persönlichen Softskills dar und sollte bei einer Bewerbung auch hervorgehoben werden.

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