Die Energiewende ist vor allem ein Stromthema: Wie gut sind Unternehmen vorbereitet?
Verfehlte Klimaziele sind für Unternehmen mit hohen Kosten verbunden. Die Energiewende, die größte Infrastrukturtransformation unserer Volkswirtschaft, ist deshalb auch wirtschaftlich sinnvoll.
Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet die Energiewende vereinfacht: Abschalten der Kernkraftwerke und Ersatz der Kapazitäten durch erneuerbare Energien, also atomfreier, fossilfreier Strom. Die Energiewende ist damit vor allen Dingen ein Stromthema. In der Vergangenheit wurde Energiepolitik fast ausschließlich aus der Sicht des Angebots und nicht mit Bezug auf die Nachfrage diskutiert. Die Nachfrage aber wird durch die Energieeffizienz bestimmt – ohne sie wird die Energiewende in einem überschaubaren Zeitraum nicht erfolgreich umzusetzen sein. Um die Energiewende zu vollziehen, müssen deshalb drei strategische Linien verfolgt werden:
Ausbau von regenerativen Energiequellen
Dezentralisierung der Energieerzeugung, Ausbau der Netze zu Smart Grids
Massive Verbesserung der Energieeffizienz.
Immer mehr Unternehmen setzen vor diesem Hintergrund auf Maßnahmen, um nachhaltiger zu werden. Sie haben sich ambitionierte Ziele zur Klimaneutralität gesetzt und Maßnahmenkataloge für sich erarbeitet. Dazu gehören vor allem mehr Autonomie in der Energieproduktion und deren Deckung durch erneuerbare Quellen sowie ein grüner Fuhrpark, Lieferketten, Geschäftsreisen und Gebäudesanierung.
Leider scheitert die Umsetzung der Klimastrategien vieler Unternehmen häufig aufgrund der fehlenden Transparenz und Vergleichbarkeit von ESG-Daten – die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Deshalb ist es wichtig, sie zu standardisieren, tief in die Business-Prozesse von Unternehmen zu integrieren und über ihre Wertschöpfungsketten geteilt werden. Nur auf diese Weise kann die notwendige Transparenz gelingen.
Dazu sollte in Unternehmen holistisch gedacht werden. Erst aus einem klaren Überblick über den Status quo können robuste Strategien und effektive Maßnahmen zur Klimaoptimierung abgeleitet werden (bis alle erfolgreich umgesetzt sind, sollten nicht vermeidbare Emissionen kompensiert werden).
Viele springen auf den Zug auf – hier werden Nachhaltigkeit und Klimaneutralität schnell zum Marketingslogan. Das ist allerdings schon an der Kommunikation dieser Unternehmen zu erkennen, etwa wenn Nachhaltigkeit als „Megatrend“ bezeichnet wird. Das Thema ist kein Trend, der irgendwann wieder verschwindet, sondern gehört heute unweigerlich zum Kerngeschäft von Unternehmen. Auch reicht es nicht, mit einem komplett klimaneutralen Produktportfolio zu werben, das nur auf dem Kauf von Zertifikaten basiert. Wenn die Geschäftsprozesse nicht nachhaltig ausgerichtet sind, können es auch die Produkte nicht sein.
Belohnt werden heute vor allem jene Unternehmen, die eine positive Klimatransformation vorantreiben und sich rechtzeitig auf die Herausforderungen der Zukunft rechtzeitig eingestellt haben.
Weiterführende Informationen
Energiewirtschaft: Wie sich Unternehmen klimafreundlich aufstellen
Heizkosten sparen: Wie jeder einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten kann
Werner Landhäußer und Ulrike Böhm: Energie als Krisenpotenzial. Die Geschichte hinter dem Mader-Effekt. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2019.