© Pixabay

„Die Klimakrise ist real – aber wir können noch etwas tun!“

Das Klima hat sich schon immer schleichend gewandelt (vor 20.000 wie auch vor 5000 Jahren), allerdings nicht in einer solchen Geschwindigkeit wie heute. Der einstige Beifahrer der letzten Jahrtausende sitzt heute am Steuer. Damit verbunden ist eine der der drängendsten Fragen: Wohin bewegen wir uns?

„Wir müssen jetzt endlich anfangen, aktiv zu steuern. Die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder liegt in unseren Händen“, schreibt der Meteorologe und Geophysiker Andreas Jäger in seinem Buch „Die Alpen im Fieber“, mit dem er die Dringlichkeit der Klimakrise aufzeigen will. Als Meteorologe verfolgt er die Klimaprojektionen seit über 30 Jahren sehr genau und beschäftigt sich unter anderem mit folgenden Fragen: Wie war das Holozän wirklich? Wie gelang es uns, der Eiszeit zu trotzen? Welches Erbe ist uns bis heute geblieben? Was hat das mit dem heutigen Klimawandel zu tun? Wohin steuern wir in den nächsten hundert Jahren? Wie gefährlich ist der Klimawandel in den Alpen? Wie können wir ihn stoppen? Wie blasen wir weniger CO2 in die Luft? Was können wir tun, um unsere Zukunft aktiv mitzugestalten? Wie können wir „klimafest“ werden?

Nachgezeichnet wird auch die Klimageschichte der Alpen: begonnen bei den Findlingen bis zur Entdeckung der Spuren der Gletscher in den Alpen und zum Verständnis der über Zehntausende Jahre dauernden kosmischen Zyklen, die dahinterstecken. Erklärt wird, wie die Eiszeiten die Alpen zu einem Paradies gemacht haben, wie Gletscher Täler in U-Form geschliffen und Badeseen ausgeschürft haben, wie Winde feinsten Staub von den vegetationslosen Vorlandgebieten der Gletscher aufgenommen und Landschaften mit fruchtbarem Löss überzogen haben, der uns noch heute zugutekommt. Andreas Jäger gibt aber auch Anregungen (Fleischkonsum reduzieren, Flächen- und Ressourcenverbrauch eindämmen, auf nachhaltige Mobilität setzen, Fast-Fashion meiden, auf Kreuzfahrten und Billigflüge verzichten), wie wir mit einem für die Natur geschärften Bewusstsein die Erwärmung bremsen können, denn durch unseren immer schnelleren Lebensstil vollzieht sich ein Umbruch in unserer belebten Umwelt mit einer Rasanz, „wie es ihn in der Geschichte der Menschheit vielleicht noch nie gegeben hat.“ Wir drohen von einer fruchtbaren Warmzeit in eine in der Menschheitsgeschichte noch nie erlebte „Heißzeit“ zu stürzen: „Statt in eine neue Eiszeit abzurutschen, wie seit 2,6 Millionen Jahren nach einer Warmzeit gewohnt, haben wir mit der Industrialisierung das CO2-Feuer gezündet und katapultieren uns – wenn wir nicht aufpassen – geradewegs in eine ‚Heißzeit‘, die weder die Gattung Homo noch die Art Homo sapiens je erlebt hat.“

Die Menschheit befindet sich auf direktem Weg „ins selbst entfachte Feuer“, weil die „Diktatur des Jetzt“ ungebremstes Wirtschaftswachstum setzt, betont auch der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. Durch den enormen Ausstoß von Treibhausgasen wird das Erdsystem in nie dagewesener Weise aufgeheizt. Doch die gleichsam kollektive Selbstverbrennung aus Gier und Torheit ist immer noch abzuwenden. Denn paradoxerweise sind bereits alle technischen und ökonomischen Voraussetzungen für einen Kurswechsel zur globalen Nachhaltigkeit gegeben. Jetzt müssen nur Wissen und Wollen endlich zusammenkommen. Die Erkenntnis, dass unsere Zivilisation dem Feuer immer näher rückt, ist für den international führenden Experten auf dem Gebiet des Klimawandels (der ein Menschheitsproblem darstellt, das alle Maßstäbe „traditioneller Lösungskompetenz sprengt“) erdrückend. Wir müssen deshalb lernen, „CO2-sauber“ zu leben, sagt auch Andreas Jäger. Je länger wir benötigen, um CO2 zu reduzieren und damit die Atmosphäre überladen, umso mehr müssen wir nach Ansicht des Meteorologen später aktiv aus der Luft holen: „Kohlendioxid in irgendeiner Form zu binden, wird uns vermutlich nicht erspart bleiben.“

  • Wälder pflanzen

  • Holzhäuser bauen

  • Pflanzenkohle auf die Felder ausbringen

  • CO2 direkt aus dem Rauch und der Luft nehmen.

Auch wenn der Klimawandel eine langfristige und globale Herausforderung ist, so können wir es uns nicht leisten, die Hände in den Schoß zu legen und zu warten. Der Physiker Albert Einstein hat vorhergesehen, dass die Welt nicht von denjenigen zerstört werden wird, die Böses tun, „sondern von denen, die dabei zuschauen, ohne etwas zu unternehmen.“

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen