Die Kunst des Handelns: Was steht in unserer Macht?
Nicht unser Planet muss verbessert werden, sondern unser Umgang mit ihm, denn wir Menschen tragen Verantwortung für den Klimawandel, für Artensterben, verschmutzte Meere und ausgelaugte Böden. Deshalb ist es auch dringlich, die Frage zu stellen, wie Wirtschaft neu gedacht werden muss und ein verändertes Denken und Handeln beim Menschen bewirkt werden kann.
Dazu ist es wichtig, über das eigene Fachgebiet hinauszublicken und interessante Querverbindungen zwischen allen Bereichen des Lebens zu schaffen. In einer Welt der Ungewissheit, der Unruhe und Krisen kann es sich niemand leisten, sich nur in einem eigenen Radius zu bewegen und gedanklich eine bessere Welt auszumalen. Das tägliche Handeln bedarf eines steten Austausches mit anderen und sich selbst („Learning by Doing“), durch „Trial and Error“ und tägliche Selbstreflexion. Die moralischen Grundlagen für das eigene Handeln sind dabei die drei Grundbedürfnisse des Menschen: Autonomie, Zugehörigkeit und Anerkennung der Kompetenzen (nach Claus-Peter Niem und Karin Helle).
Diejenigen, die das Privileg haben, zu wissen, haben die Pflicht, zu handeln.Albert Einstein
Wer das schon als Kind in jungen Jahren gelernt hat, dem wird es nicht schwerfallen. Dazu gehört auch der Unternehmer und Personalexperte Werner Neumüller, der schon früh selbstständig handeln und verantwortungsbewusst entscheiden musste – für sich selbst und auch für seine Geschwister: „Ich habe so selbst erfahren, dass es nichts gibt, vor dem man sich fürchten müsste.“ Fleiß, Ausdauer, Leistung und Wertschätzung sind wichtige Begriffe, die seinen Lebensweg prägen – zuerst als Angestellter und später als Unternehmer. „Ehrlich, fleißig, nachhaltig“ gehört heute zum Markenkern seiner Unternehmensgruppe, zu deren Kerngeschäft die Rekrutierungsunterstützung über die Personaldienstleistung vor allem im akademischen Umfeld (Ingenieurqualifikationen) und in Bezug auf Pflegepersonal gehört. Interesse an Gewinnmaximierung um jeden Preis hatte er nie: „Vielmehr habe ich immer eine Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg, Zufriedenheit der Menschen sowie dem Schutz und Erhalt der Umwelt angestrebt.“
Dazu braucht es allerdings auch Investition in Bildung und die Stärkung des Bildungssektors, die der Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung eines Landes und seiner Menschen sind. Es ist dringlich, für alle eine chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum „lebenslangen Lernen“ sicherzustellen. Der Begriff ist nicht neu. Im Zusammenhang mit Komplexität und Digitalisierung gewinnt er allerdings eine völlig andere Qualität. Zukunftsfähige Führungskultur heißt hier, Lernen und persönliche Weiterentwicklung von Mitarbeitenden und Führungskräften zu einem festen Teil der Unternehmenskultur zu machen, die passenden Menschen dafür zu gewinnen und ihnen die erforderlichen Medien und Instrumente zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung dafür ist, die Macherqualitäten zu stärken und die Trennung zwischen Theorie und Praxis aufzuheben.
Dabei geht es immer auch um die Frage: Was steht in meiner Macht? Was kann ich wirklich beeinflussen? Bereits der Philosoph Epiktet machte deutlich, dass wir zwar nicht immer alles können „können“, aber dennoch in der Lage sind, mehr zu tun, als wir glauben. Epiktet forderte wie Seneca, dass wir uns frei von falschen Vorstellungen an die Ausgestaltung der uns gegebenen Möglichkeiten machen sollten, um darin einen Standpunkt zu finden und mit uns ins Reine kommen. Mit alten Denk- und Organisationsstrukturen, die nur noch Scheinsicherheiten darstellen, können sie allerdings nicht mehr gelöst werden. Fredmund Malik zeigte schon vor Jahren, dass das Komplexitätsdenken von entscheidender Bedeutung für das Verstehen unserer heutigen Welt ist. „Strategie“ gehört für ihn zu den am wenigsten verstandenen und am schlampigsten verwendeten Begriffen im Management.
Im Jahre 2018 fragte er: „Wann brauchen wir wirklich ein Handeln, das den Gebrauch des Wortes ‚Strategie‘ rechtfertigt?“ Wenn wir alles wüssten, was für weitreichende Entscheidungen notwendig ist, bräuchte es keine Strategie, sondern nur gewöhnliche Planung (das Ableiten von Konsequenzen aus vorhandenen Informationen und Daten). Strategie ist für ihn richtiges und nachhaltiges Handeln, „wenn wir nicht wissen – und nicht wissen können –, wie die Zukunft sein wird, aber dennoch handeln müssen.“ Strategie heißt auch, bevor etwas begonnen wird, von Anfang an so zu handeln, dass Erfolg von Dauer ist. Es geht darum, welche in der Zukunft liegenden Wirkungen heutige Entscheidungen haben.
Wirksames Management für eine neue Zeit: Warum Malik hochaktuell ist
Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.
Fredmund Malik: Navigieren in Zeiten des Umbruchs. Die Welt neu denken und gestalten. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2015.
Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.