Die persönliche Energiewende von A bis Z
Die Zeit für Veränderungen ist knapp, dennoch hat jeder Einzelne die Möglichkeit, auf seine Weise dazu beizutragen, das Leben besser zu machen, indem er bewusste und nachhaltige Entscheidungen trifft. Ob Essen, Kleidung, Haushalt, Mobilität, Arbeit oder Geld - es geht vor allem darum anzufangen und das Nächstliegende zu tun. Bereits kleine Änderungen in unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbereichen können eine große Wirkung erzielen – vor allem, wenn es um die Einsparung von Energie geht.
Wenn wir die Gestaltung unserer Gebäude, Geräte und Konsumgewohnheiten optimieren, sparen wir möglicherweise eine so riesige Menge Energie, dass wir uns fühlen, als wären wir auf eine Goldader gestoßen.Michael Braungart
651 Mrd. Kilowattstunden betrug der Energieverbrauch der privaten Haushalte für Wohnen im Jahr 2017. „Der Strom, der durch unsere Häuser fließt, der unsere Städte in der Nacht erhellt und den technologischen Fortschritt am Laufen hält, ist Ausdruck unseres Zivilisationshungers“, der nun mal seinen Preis hat, schreibt die Diplom-Biologin Dr. Dietlinde Quack, die im Öko-Institut im Bereich Produkte und Stoffströme die Gruppe Verbraucher und Gesellschaft leitet. Dazu koordiniert sie die Kampagne Ecotopten, die Plattform für ökologische Spitzenprodukte. Zentrales Element sind hier die jährlichen Gesamtkosten: Es wird nicht nur der Kaufpreis verglichen, sondern es fließen auch die Folgekosten in die Bewertung ein, beispielsweise für Strom-, Wasser- und Waschmittelverbrauch bei Waschmaschinen oder für Steuern, Versicherungen, Wertverlust und Kraftstoffverbrauch bei Autos.
Die nachfolgend alphabetisch angeordneten Tipps enthalten jeweils am Ende Links zu weiterführenden Informationen.
Die Isolierung von undichten Stellen an Fenstern, Türen oder Heizungs- und Wasserrohren ist eine gute Investition, um Kosten zu sparen und das Klima zu schonen. Vor allem in Altbauten dringt durch Türritzen und undichte Fenster kalte Zugluft in die Wohnung ein. Wenn die Richtung, aus der der Luftzug kommt, nicht gespürt wird, kann ein Teelicht helfen, dessen Flamme sie anzeigt.
Fensterspalten lassen sich sehr einfach mit selbstklebendem Schaumdichtungsband abdichten, die preisgünstig in jedem Baumarkt erhältlich sind. Auch für Türen gibt es Türdichtschienen, Zugluftstopper und Gummidichtungen, die den Wohnbereich vor Zugluft schützen.
Zukunft Altbau: Die wichtigsten Nachhaltigkeitstipps
Langfristig betrachtet sind Akkus, die wieder aufgeladen werden können, wesentlich günstiger als herkömmliche Batterien. Im Vergleich zur Batterie lässt sich ein Akku 500- bis 1.000-mal wieder aufladen. Beim Kauf sollten also Geräte mit wechselbarem Akku und zusätzlichem Netzanschluss bevorzugt werden. Nach der Benutzung sollten allerdings auch Ladegeräte stets vom Stromkreislauf getrennt werden, da sie sonst weiter stetig Strom verbrauchen.
Warum Circular Economy als ressourcenschonendes Wirtschaftsmodell der Zukunft gilt
Es sollte im Büro so viel wie möglich mit Tageslicht gearbeitet werden. Wo großzügige Fensterflächen und zusätzliche Oberlichter nicht ausreichen, können Tageslichtspektrum-Leuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten verwendet werden. In den Bürogängen sollten Bewegungsmelder und Tageslichtsensoren dafür sorgen, dass sich die Beleuchtung nur bei Bedarf anschaltet. Für Spät- und Nachtschichten können Vollspektrumlampen genutzt werden. Sie haben einen höheren Blauanteil und erzeugen eine geringe UV-Strahlung.
Tests und Informationen zu Energiesparlampen www.lichtzeichen.de
Warum Green Office mehr als eine digitale Mahnung ist
Emissionen von gesundheitsgefährdenden Stoffen, Strahlungen oder Lärm, die während des Betriebs von Bürogeräten auftreten können, sollten so gering wie möglich gehalten werden: Bei der Beschaffung von Kopiergeräten, Arbeitsplatzdruckern und -PCs sollten umweltfreundliche Produkte bevorzugt werden. Zudem ist es empfehlenswert, ausschließlich ergonomische und energieeffiziente TFT-Bildschirme zu verwenden. Mehrere Label geben Orientierung in Bezug auf den Energieverbrauch von technischen Geräten im Büro. Der Energy Star etwa kennzeichnet energiesparende IT-Geräte. Auch das TCO-Label und der Blaue Engel weisen die Energieeffizienz aus. Ein wichtiger Kennwert ist der Stand-by-Verbrauch.
Green Office: Wie der Büroalltag nachhaltiger gestaltet werden kann
Mit hochwertigen Dämmmaterialien lassen sich Energiekosten und CO2-Ausstoß senken. Durch eine Dämmung hinter dem Heizkörper kann der Wärmeverlust erheblich gesenkt werden. Dazu eignen sich spezielle Dämmplatten, die mit Alu kaschiert sind. Das Dämmmaterial wird auf die richtige Größe zugeschnitten und mit Styroporkleber an der Wand hinter dem Heizkörper befestigt. So bleibt die Wärme im Wohnbereich.
Zukunft Altbau: Die wichtigsten Nachhaltigkeitstipps
Durch neue Technologien und Verhaltensänderungen lassen sich schon drei Viertel des Energiebedarfs im Haushalt einsparen. Zuverlässige Energie-Messgeräte ermitteln den Energiebedarf im Haus. Zusätzliche Orientierung geben verschiedene Label. Das europäische Umweltzeichen, das TCO-Label oder der Blaue Engel weisen auf Energieeffizienz hin.
Der Kauf einer abschaltbaren Mehrfachsteckdose ist ein guter Anfang. Eine zusätzliche Option ist der Wechsel zu einem Ökostromanbieter. Die wenigsten wissen, dass Ökostrom in den meisten Städten preiswerter ist als der konventionelle Grundversorger.
Tipps zum Thema Energiesparen (mit Strom- und Heiz-Check)
Informationen zu energiesparenden Elektrogeräten sowie Umwelt- und Haushaltstipps
Je heller der Fernseher eingestellt ist, desto mehr Energie braucht er. Die meisten Geräte sind vom Hersteller häufig von Anfang an bei Helligkeit oder Kontrast viel zu hoch eingestellt. Probiert werden sollte der oft schon eingebaute Stromsparmodus oder die Einstellungen selbst können verringert werden.
Wer öfter vor dem Fernseher einschläft, sollte sich angewöhnen, einen Sleeptimer zu stellen, damit sich das Gerät von selbst ausschaltet, anstatt es die ganze Nacht laufen zu lassen. Außerdem sollten Geräte, die nicht benötigt werden, stets vom Stromkreis getrennt werden, um Energie zu sparen. Dabei kann man auch auf Mehrfachstecker mit Netzschalter zurückgreifen.
Wenn der Fernseher nicht 20 Stunden am Tag im Standby-Modus läuft, sondern vollständig ausgeschaltet wird, lassen sich dadurch pro Jahr schon circa 18 Euro sparen. Dies gilt auch für viele andere technische Geräte. Am besten ist es, wenn der Verteilerstecker, an den viele elektronische Geräte angeschlossen sind, einen integrierten Ausschalter besitzt. So braucht es nur einen Handgriff, um einem unnötigen Stromverbrauch durch den Standby-Modus vorzubeugen.
Stromkosten: Einsparpotenziale im Alltag und im Beruf
Ein Geschirrspüler spart im Vergleich zum Spülen mit der Hand Wasser und Energie, da weniger Wasser für den Spülvorgang erhitzt werden muss. Der Strom verbrauchende Trockengang ist in der Regel nicht nötig - es genügt, das Gerät nach dem Spülen abzustellen und die Tür zu öffnen. Das Geschirr trocknet von selbst. Die meisten Geschirrspüler verfügen über Energiesparprogramme.
Nachhaltige Investitionen: Energiesparen in der Küche
Richtige Handhygiene hängt nicht nur vom Waschen, sondern auch vom Trocknen ab. Doch welche der Alternativen ist die bessere? Es gibt Einweg-Papierhandtücher aus Papier/Zellstoff, Händetrockner mit Warmluft und mit Raumluft bei hoher Luftgeschwindigkeit sowie Handtuchspender mit Rollenhandtüchern aus Baumwolle. Jetstream-Händetrockner streifen mit einem kalten, starken Luftstrahl das Wasser von den Händen. Es wird nur wenig Strom verbraucht. Komplexe Filtersysteme und antibakterielle Beschichtungen sorgen für die notwendige Hygiene.
Bäume im Mülleimer: Sind Kaltluft-Händetrockner umweltfreundlicher als Papiertücher?
Energie sparen lässt sich am besten mit einer neuen Heizung. Bei der Investition unterstützt der Staat mit Förderprogrammen. Ein Energieberater hilft bei der Analyse des aktuellen Energieverbrauchs und erarbeitet einen individuellen Plan zur Optimierung des Wärmeverbrauchs. Die Investition amortisiert sich rasch aufgrund der eingesparten Brennstoffkosten. Neben modernen und effizienten Brennwertkesseln gibt es auch Alternativen wie Erdwärmeheizungen oder Pellets, die aus kleinen Holzstückchen gepresst werden.
Heizkosten: Wie jeder einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten kann
Die Mikrowelle hat einen hohen Stromverbrauch. Das Gerät sollte deshalb möglichst selten benutzt werden. Beim Kochen sollte der Deckel des Kochtopfs geschlossen werden (ein offener Topf erhöht den Energieverbrauch). Auf die Herdplatten sollten nur Kochtöpfe der richtigen Größe gestellt werden. Wenn der Topf über die Platte hinausragt, verlängert das die Kochzeit. Ist sein Durchmesser dagegen zu klein, geht Energie verloren. Die Kochplatte sollte rechtzeitig ausgestellt werden, um die Nachhitze zu nutzen.
Wird Wasser für Tee oder ähnliche Getränke erhitzt, sollte eher ein Wasserkocher statt Herdplatte genutzt werden. In ihn sollte nur so viel eingefüllt werden, wie auch wirklich benötigt wird. Mehr Wasser bedeutet mehr Stromverbrauch.
Klimawandel in der Küchenbranche
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Küchen-Kultur und Lebensart: Warum Verantwortung nicht zwischen Herd und Kühlschrank aufhört. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Größe von Kühlschrank und Gefrierfach/-schrank sollten dem Bedarf angepasst sein, da leerstehender Raum in den Geräten mitgekühlt werden muss. Häufig steht der Kühlschrank an der falschen Stelle - er gehört nicht neben den Herd oder dorthin, wo die Sonne durch ein Fenster fällt. Minus 18 Grad im Gefrierfach und fünf bis sieben Grad Plus im Kühlschrank sind völlig ausreichend. Jedes Grad niedrigere Temperatur verbraucht rund sechs Prozent zusätzlichen Strom.
Moderne Gefrierschränke verfügen teils über eine Non-Frost-Technologie und müssen nicht abgetaut werden. Bei älteren Geräten ist empfehlenswert, bei einer entstandenen Eisschicht von etwa einem Zentimeter abzutauen, damit der Stromverbrauch nicht steigt.
Stromkosten: Einsparpotenziale im Alltag und im Beruf
Die Raumtemperatur sollte im Wohnbereich möglichst nicht mehr als 20 °C betragen, in der Küche 18 °C, im Schlafzimmer 17 °C. Wenn Fenster und Türen richtig abgedichtet sind, reichen diese Temperaturen in aller Regel aus, um als behaglich empfunden zu werden. Nachts oder tagsüber, wenn die Bewohner einige Stunden nicht im Hause sind, sollten die Heiztemperaturen um einige Grad auf etwa 18 °C abgesenkt werden. Bei Abwesenheit von wenigen Tagen sollte die Temperatur auf 15 °C, bei längerer Abwesenheit auch noch etwas niedriger eingestellt werden. Während der Nachtstunden kann die Raumtemperatur in Wohn- und Arbeitsräumen um 5 °C gesenkt werden. Moderne Heizungsanlagen ermöglichen eine zentral gesteuerte Absenkung der Raumtemperatur, programmierbare Thermostate automatisieren die Temperaturabsenkung.
Nachhaltigkeit und Immobilien: Warum die Energiewende bereits im Gebäude beginnt
Solarkollektoren auf dem Dach lohnen sich vor allem als Ergänzung zur Heizung und für die Warmwasserbereitung. Sie können bis zur Hälfte des jährlichen Wärmebedarfs abdecken, bei Häusern nach Niedrig-Energie-Standard sogar mehr. Photovoltaik-Anlagen eignen sich zur Stromerzeugung, der bei Einspeisung ins öffentliche Netz über das Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet wird. Technische Hilfsmittel (z.B. Stromspeicher oder die gezielte Verbrauchssteuerung mittels Wärmepumpe) können den Eigenverbrauch des Solarstroms erhöhen.
Im Kleinen bieten sich beispielsweise die Solarlämpchen von SONNENGLAS® an: Sie speichern während des Tages über ein Solar-Sonnenmodul im Deckel Energie, die sie im Dunkeln in Form von Licht wieder abgeben. Im Rahmen eines regionalen Projekts aus Johannesburg wird in Handarbeit von zuvor arbeitslosen Männern und Frauen das Fair-Trade Produkt hergestellt. Wenn das Lämpchen am Ende des Produktlebenszyklus angekommen ist, bietet das Unternehmen neben einem Akku-Austauschprogramm noch an, das alte Modul zurückzusenden und ein Upgrade-Modul und einen Gutschein zu erhalten.
Klimawandel: Wo bleibt die Eigenverantwortung?
Tragbare Solarkraftwerke: So bleiben Menschen in Südafrika nicht im Dunkeln
Im Bad sind die Waschmaschine, das Warmwasser und der Wäschetrockner die größten Energieverbraucher. Das Vergleichsportal www.Netzsieger.de hat dazu eine übersichtliche Anleitung mit Tipps zum Wäschewaschen erstellt:
Verschmutzungsgrad/Waschtemperatur
Leichte Verschmutzung: 40 Grad
Starke Verschmutzungen: 60 Grad
Kranken-Bettwäsche: 95 Grad
Hygienespülmittel für keimfreies waschen: 40 Grad
Wenn die Wäsche nicht an der Luft getrocknet werden kann und ein Trockner eingesetzt wird, sollte vorher gut geschleudert werden, denn Schleudern verbraucht viel weniger Energie als Trocknen.
Nachhaltigkeit im Schleudergang: Das Wichtigste über Öko-Waschmittel
Kein Schaum: Wie die Welt im Kleinen nachhaltig sauber wird
Beim Wasserkochen, sollte stets ein Topf mit Deckel und die passende Herdplatte verwendet werden. Dies ist zeitsparend und energieeffizient. Je kleiner das Gerät, desto geringer der Verbrauch. So können durch die Nutzung von Wasserkocher oder Mikrowellen Energiekosten reduziert werden.
Klimawandel in der Küchenbranche
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass es - will man sein Leben sinnvoll zubringen - enorm wichtig ist, stets eigene Ideen hervorzubringen, kleine Schritte nicht zu belächeln und eigene Prinzipien zu haben, die uns wie Säulen durch das ganze Leben tragen.
www.net4energy.com ist ein unabhängiges Online Portal, das umfangreiche Guides bereitstellt, um bei der persönlichen Energiewende zu helfen.
Michael Braungart und William McDonough: Intelligente Verschwendung. Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft. München 2013.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Ilona Koglin und Marek Rohde: Und jetzt retten wir die Welt: Wie du die Veränderung wirst, die du dir wünschst. 2. Auflage. Kosmos Verlag, Stuttgart 2020.
Claudia Silber: Das Prinzip Nachhaltigkeit im eigenen Leben. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020, S. 71-80.