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Die Situation der Pflegekräfte nach Corona: Zwischen Resignation und Hoffnung?

Die anfängliche Begeisterung und der Applaus für die Pflegekräfte, der während der Corona-Pandemie zu einem Symbol der Solidarität und Wertschätzung wurde, ist inzwischen verhallt. Das kritisiert auch der Personalexperte und Unternehmer Werner Neumüller, zu dessen Unternehmensgruppe auch die consil med GmbH gehört, die medizinisches Fachpersonal sowie Ärztinnen und Ärzte mit Top-Arbeitgebern aus dem Gesundheitsbereich zusammenbringt. Das Unternehmen wurde bereits vor der Pandemie gegründet, denn „systemrelevant" ist die Pflege schon vorher gewesen. Schließlich gab es bereits vor der Krise viel zu wenig Fachkräfte. Zwar hatte sie während der Corona-Zeit eine besondere Bedeutung, weil das Personal besonders gefragt war, aber ohne sie würde eine Gesellschaft zerbrechen. Wie viele andere hoffte auch Neumüller auf rasche politische Maßnahmen zur Eindämmung des Pflegenotstandes.

Seit Jahren setzt er sich für eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte in Deutschland ein. Doch sichtbar hat sich der Zeit nach Corona kaum etwas geändert. Dabei steigt der Bedarf nach Pflegekräften rapide durch unsere gestiegene Lebenserwartung. Mitarbeitende und Pflege-Influencer engagieren sich in seiner Unternehmensgruppe, in dem sie nicht nur die passenden Menschen vermitteln, sondern auch regelmäßig in Social Media über die konkrete Arbeit in den Krankenhäusern und Altenheimen berichten. Aber auch Themen wie Vereinsamung im Alter, Empathie und menschliche Zuwendung in der Pflege nehmen breiten Raum ein.

Auch Erfahrungsberichte machen einen Großteil aus: So erzählt eine Kinderkrankenpflegerin über ihren frühen Berufswunsch, der ihr das Gefühl vermitteln sollte, gebraucht zu werden und ihre Tätigkeit als sinnstiftend zu empfinden. Eine andere Pflegekraft berichtet über ihre Work & Travel-Erfahrungen in der Pflege, und was sie in verschiedene Einrichtungen und Kliniken in ganz Deutschland gelernt hat. Ihr Wunsch, in der Nähe einer Großstadt zu arbeiten, hat sich mit Hilfe des Unternehmens erfüllt. Wenn sie etwas ändern wollte oder sich unwohl fühlte, wurde mit allen Beteiligten sofort an einer gemeinsamen Problemlösung gearbeitet. Die meisten Fachkräfte, die hier zu Wort kommen, wünschen sich, dass die Menschen, die in der Pflege arbeiten, „auf sich achten, Self Care betreiben und auch mal „Nein“ sagen können.“ Auch die unterschiedlichen Formen der Unterstützung des Unternehmens sind lesenswert, weil es darum geht, gemeinsame nachhaltige Lösungen zwischen Pflegekraft und Unternehmen zu finden.

Im Fokus der Blogbeiträge, Interviews und Videos steht auch das Wohlbefinden der Pflegekräfte selbst, die häufig extremem Stress ausgesetzt sind. Es ist kein Zufall, dass die WHO in den 1980erJahren für Gesundheit den Begriff Wohlbefinden vorgeschlagen hat. Gesundheit ist ein umfassendes, ein integriertes Wohlbefinden, das Körper, Geist und Seele einschließt. Vor diesem Hintergrund erhalten Pflegekräfte hier auch regelmäßig Tipps zum autogenen Training, zur progressiven Muskelentspannung, Yoga oder Meditation. All das hilft, Stress abzubauen, in Krisensituationen entspannt zu bleiben und positiv zu denken und zu fühlen. Ist das Pflegepersonal zufrieden, sind es auch die Patient:innen. Eine optimistische Grundeinstellung führt dazu, dass die Zahl von Herzinfarkten oder Bluthochdruck messbar abnimmt.

Hinzu kommt noch ein weiterer Aspekt: Wer mit sich und dem Leben zufrieden ist, verhält sich auch gesünder (Ernährung, Bewegung, intaktere soziale Beziehungen) und pflegt in schwierigsten Situationen auch seinen Humor, der genau dort beginnt, wo der Spaß aufhört. So beschäftigen sich auch die unterschiedlichsten Web-Beiträge hier mit dem Thema, das zugleich dazu beiträgt, Menschen für den Pflegedienst zu begeistern. Vermittelt wird, dass Dinge oft nicht zu ändern sind, dass das Leben schön und schwierig zugleich ist - und dass vor allem ein Lächeln „ansteckend“ sein kann.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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