Die Wahrheit auf dem Platz: Wie Unternehmen heute am Ball bleiben
Ein „Amateur“ ist jemand, der das Lernen und Üben liebt. Das Wort kommt vom lateinischen Wort amator („Liebhaber“). Amateure erhalten keinen Gehaltsscheck für ihre Anstrengungen – dennoch lässt sich viel von ihnen lernen. Zum Beispiel, dass echte Motivation, Leistung und Leidenschaft von innen kommen und nichts mit Geld zu tun haben. In den Anfangszeiten des bundesdeutschen Fußballs bewegten sich noch viele Amateure auf dem Spielfeld, denen es vor allem um die Freude am Fußball ging. Inzwischen sind die meisten Profifußballer Privatunternehmer mit einem entsprechenden Beraterstab: „Heute ist es leider so, dass die Berater ihren Jungens sagen: Ich mache aus dir einen Millionär. Sie sagen nicht: Ich mache aus dir einen guten Fußballer.“ Dieses Zitat von Otto Rehhagel bringt das Problem auf den Punkt. Sein bekannter Satz „Geld schießt keine Tore“ hat sehr viel gemeinsam mit der Aussage des Industriellen und Politikers Walther Rathenau: „Ich habe niemals einen wirklich großen Geschäftsmann gesehen, dem das Verdienen die Hauptsache war.“
Schon in den siebziger Jahren sprach sich der Finanz- und Steuerfachmann Egidius Braun gegen eine Überbezahlung der Profis aus. Er sah darin die Gefahr eines Imageverlusts für den gesamten Fußball, „der vom großen Heer der Amateurvereine getragen wird“. Sein altgriechischer Vorname Egidius bedeutet so viel wie „Schildhalter“, der er als DFB-Präsident immer war, denn er fühlte sich an das gebunden, was darauf an Lebensaufgaben stand: Kampf für die Gleichberechtigung zwischen Profi- und Amateursport, Stärkung der Vereine als Keimzellen des Fußballs, bürgerschaftliches Engagement, Verlässlichkeit und ehrliche Kommunikation. Er las all jenen die Leviten, die glaubten, aus Steuergeldern Profigehälter bezahlen zu können. Auch sein Nachfolger als DFB-Präsident, Theo Zwanziger, war ein Mann der Amateure. Wolfgang Niersbach indes war dem Lager der Profis verbunden - der kleine Fußball war nicht seine Welt. „Lizenzfußball und Amateurfußball sind beide unter einem Dach, in einem Lager, und jeder braucht den anderen. Die einen den Leistungssport als Stimulanz für den gesamten Fußballsport, die anderen die ganze Breite des Sports als echten Aufbau und nie versagenden Quell des Nachwuchses“, so Braun.
Leider ist im Amateurbereich wenig Geld vorhanden, denn die größten Summen gehen in den Spitzensport und dort auch nur in die populären Sportarten. Der Breitensport kämpft heute um jeden Cent. Dabei wird gerade hier besonders erfolgreicher Sozialpolitik betrieben als im staatlich verordneten Bereich.
Dass Konzerne mit eigenen CSR-Abteilungen den Fußball sponsern, ist hinlänglich bekannt – weniger wissen wir über die wirklich nachhaltigen Kooperationen in der Regionalliga, wo es nicht nur um Geld gegen Logo geht. Hier steht auch die langfristige Ausrichtung des eigenen Lebensweges im Fokus, wie das Beispiel des Fußball-Regionalligisten SV Rödinghausen und Häcker Küchen zeigt.
Nur einen Steinwurf vom Häcker Wiehenstadion entfernt liegt das Stammwerk des Unternehmens, das von Herman Häcker im Jahre 1898 gegründet und von Friedrich Häcker in der nächsten Generation weitergeführt wurde. Der Grundstein für die Serienfertigung von Küchen wurde von Horst Finkemeier im Jahre 1965 gelegt. Noch heute ist Häcker Küchen ein Familienunternehmen, das sehr erfolgreich von Jochen Finkemeier geführt wird. Seit 2015 gehört Christian Schmidt hier zum Team, der bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Fußballspielen begann. Nach neun Jahren beim TSV Amshausen folgte der Wechsel zum VfL Theesen, wo der erste Kontakt zum leistungsorientierten Fußball und Aufstiege in die U15 Regionalliga und U19 Bundesliga gefeiert werden konnten. 2013 wechselte er zu Bayer04 Leverkusen. Nach einigen sportlichen und gesundheitlichen Rückschlägen und bestandenem Abitur wechselte er 2015 in die U19 des SV Rödinghausen. In sein Berufsleben startete er mit einem dualen Studium in BWL im Bereich Industriemanagement. Seine Ausbildung beendete er im Januar 2018. Es folgt in Kürze der Bachelorabschluss im Studium. Seit Mai 2018 arbeitet er im strategischen Einkauf des Küchenherstellers und betreut dort die Bereiche Technik und Datenanalyse. Den perfekten Rahmenbedingungen verdankt er, dass sich Sport und Beruf sehr gut vereinen lassen. Seit 2018 ist er zugleich Kapitän der U23 des SV Rödinghausen und hat mittlerweile über 80 Westfalenligaspiele bestritten (Stand: November 2019).
Als Mitarbeiter des Küchenherstellers kommt jeder Mitarbeiter vergünstigt zu den Heimspielen des SVR. Die Ermäßigung ist ein Dankeschön des Vereins für die Unterstützung und verdeutlicht zugleich die enge Verbundenheit. Die Spieler der 1. Mannschaft besuchen jährlich die Hausmesse, um einen Eindruck von den Produkten und der Arbeitsumgebung zu erhalten. Zudem gibt es Firmenveranstaltungen mit den Spielern und ihren Frauen im Unternehmen, die in der Showküche organisiert werden. Auch Weihnachtsfeiern finden hier statt. Dennoch wird ansonsten Wert auf eine strikte Trennung zwischen Sportbetrieb und Unternehmen gelegt. Am wichtigsten ist, dass bei Häcker vor allem Spieler der U19 und U23 die Möglichkeit erhalten, beruflich zu starten. Vor allem im Bereich Ausbildung und duales Studium greifen auf viele Spieler auf dieses Angebot gern zurück. Die Spieler mit einem Ausbildungsvertrag müssen allerdings genauso viel arbeiten wie alle anderen. Es geht vor allem ums richtige Tun und die Wahrheit auf dem Platz: im Unternehmen oder auf dem Rasen. Für beide Bereiche gilt gleichermaßen die Erkenntnis von Egidius Braun: „Ein Gramm Arbeit wiegt mehr als ein Kilo Worte.“
Weiterführende Informationen:
Auf Ballhöhe. In: WORK. kitchen. Stories. Nr. 13 (2018). Hg. von Häcker Küchen, S.20-23.
HÄCKER Mitarbeiter und SV Rödinghausen Spieler: Christian Schmidt. In: INTERN. Das Magazin für Häcker-MitarbeiterInnen. Nr. 35 (November 2019) S. 30 f.
Alexandra Hildebrandt: Wie Nachhaltigkeit in die Köpfe des Fußballs kommt. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.