Diese vier ETFs sind günstig und werfen hohe Dividenden ab
Aus dem Handelsblatt-Archiv: Dividenden-Aktien liefern Anlegern regelmäßige Auszahlungen und sind deshalb besonders in Krisen gefragt. Das Handelsblatt stellt dafür die besten börsengehandelten Fonds vor.
Düsseldorf. Aktien von Unternehmen, die hohe Dividenden an die Aktionäre ausschütten, haben zwei Vorteile: Erstens erhalten Anleger dadurch mit großer Wahrscheinlichkeit ein kontinuierliches Einkommen. Zweitens sprechen hohe Dividenden oft dafür, dass Unternehmen ein robustes Geschäftsmodell vorweisen. Beides macht die Aktien in Krisenzeiten wie diesen besonders attraktiv.
Anleger können sich solche Aktien selber heraussuchen, sie können aber auch stattdessen börsengehandelte Fonds (ETFs) kaufen, die auf Dividenden-Aktien spezialisiert sind. Das Handelsblatt hat mit Daten der Geldanlageplattform Extra ETF mehr als 2000 dieser Produkte verglichen und nach bestimmten Auswertungskriterien die vier besten und günstigsten herausgefiltert: zwei ETFs, die ausschließlich in Europa investieren, und zwei Produkte, die weltweit investieren.
Im besten Fall bekam ein Investor, der 2020 zum Jahresstart 10.000 investierte, bereits 2800 Euro ausgezahlt. In der Kombination aus Dividenden und Kursentwicklung erzielte der beste Fonds sogar in den vergangenen fünfeinhalb Jahren eine Rendite von mehr als 120 Prozent.
Lesen Sie hier die Porträts dieser vier besten ETFs, geordnet nach ihrer Gesamtrendite seit dem Jahresbeginn 2020:
Rang 4: iShares Stoxx Global Select Dividend 100
Unter die vier besten ETFs schaffte es der iShares Stoxx Global Select Dividend 100 (DE000A0F5UH1). Er investiert in 100 dividendenstarke Aktien aus 23 Industrienationen weltweit. Die laufenden Kosten betragen 0,46 Prozent jährlich.
Um im Index Stoxx Global Select Dividend 100, der dem ETF zugrundeliegt, vertreten zu sein, müssen die Aktien bestimmte Kriterien erfüllen: Die Unternehmen müssen in vier von fünf Kalenderjahren Dividenden gezahlt haben. Diese Dividenden müssen immer mindestens konstant geblieben sein. Zudem darf der Anteil der Dividende bei europäischen und amerikanischen Aktien maximal 60 Prozent des Gewinns betragen, bei asiatischen Aktien maximal 80 Prozent. So soll sichergestellt werden, dass es sich um gesunde Unternehmen handelt, die noch genügend Gewinn etwa für Investitionen in der Firma behalten.
In den Index werden schließlich 100 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite aufgenommen: 40 aus Nordamerika, 30 aus Europa und 30 aus Asien. Ein Unternehmen erhält maximal ein Indexgewicht von zehn Prozent. Die Indexzusammensetzung wird vierteljährlich überprüft, die Gewichtung einmal im Jahr.
Diese Art der Zusammensetzung führt allerdings zu einer für einen Welt-Aktienindex ungewöhnlichen regionalen Verteilung. Auf Platz eins liegen derzeit US-Aktien mit einem Anteil von knapp 18 Prozent.
Das ist zwar in den meisten Welt-Indizes der Fall. Doch auf Platz zwei folgt Hongkong mit knapp 14 Prozent, auf Platz drei Australien mit gut 13 Prozent. Erst auf Platz vier mit gut acht Prozent kommt als erstes europäisches Land Großbritannien. Deutschland folgt sechs Plätze später mit vier Prozent.
Bei den Branchen dominieren Aktien aus dem Finanzsektor mit 37 Prozent, was bei Dividenden-ETFs häufig der Fall ist. Die Energie-Branchen folgt mit knapp 13 Prozent auf Rang zwei, darauf wiederum folgen zyklische Konsumgüter mit zehn Prozent.
Auffällig ist auch, dass die Dividendenzahlungen schwanken. Seit 2020 lagen die jährlichen Auszahlungen zweimal unter denen des Vorjahres: 2021 und 2024. Wer vor fünfeinhalb Jahren 10.000 Euro investierte, erhielt aber dennoch bereits 2400 Euro an Dividenden ausgezahlt.
Allerdings stieg der Kurs in diesem Zeitraum nur um gut sieben Prozent. Anleger kommen damit insgesamt seit dem Jahresstart 2020 auf eine Rendite von 31 Prozent vor Steuern.
Rang 3: Invesco Euro Stoxx High Dividend Low Volatility
Etwas besser schneidet der Invesco Euro Stoxx High Dividend Low Volatility (IE00BZ4BMM98) ab. Wie der Name schon suggeriert, investiert der ETF in besonders dividendenstarke Unternehmen aus der Euro-Zone, deren Kurse gleichzeitig eine niedrigere Volatilität aufweisen, also wenig schwanken. Die laufenden Kosten liegen pro Jahr bei 0,3 Prozent, die Dividendenausschüttungen sind in den vergangenen fünf stets gestiegen.
Ausgewählt werden die Aktien aus dem marktbreiten europäischen Index Euro Stoxx. Dafür werden zunächst die 75 Titel herausgefiltert, die in den vergangenen zwölf Monaten die höchste Dividendenrendite aufweisen.
Infrage kommen dabei nur Aktien aus Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal und Spanien. Aus einem Land dürfen maximal zehn Aktien vertreten sein.
Aus diesen 75 Aktien werden wiederum die 50 Papiere in den ETF aufgenommen, die in den vergangenen zwölf Monaten die niedrigste Volatilität aufwiesen. Das maximale Gewicht einer Position ist dabei auf drei Prozent begrenzt. Die Zusammensetzung wird vierteljährlich überprüft.
Die Kriterien führen dazu, dass man mit dem Index relativ ausgeglichen in den investierbaren Ländern anlegt: Frankreich hat das größte Gewicht mit gut 15 Prozent, gefolgt von Spanien mit knapp 15 Prozent und Finnland mit 13 Prozent. Deutschland kommt auf einen Anteil von zwölf Prozent.
Bei den Branchen ist die Zusammensetzung allerdings weniger gleichmäßig: Das mit Abstand größte Gewicht haben Finanzwerte mit 38 Prozent. Unternehmen aus den Bereichen Energie folgen mit 15 Prozent auf Platz zwei, Versorger kommen auf rund elf Prozent.
Mit diesem ETF haben Anleger, die vor fünfeinhalb Jahren 10.000 Euro investierten, bereits fast 2500 Euro an Dividenden erhalten. Durch den Fokus auf schwankungsarme Aktien ist aber die Kursentwicklung verhältnismäßig schwach: Der ETF legte im genannten Zeitraum nur um gut fünf Prozent zu. Insgesamt erzielten seit 2020 investierte Anleger bislang eine Rendite von 32 Prozent vor Steuern.
Auffällig ist, dass die Kursgewinne ausschließlich aus diesem Jahr resultieren. Weil Anleger am Aktienmarkt durch die Hoffnung auf eine bessere wirtschaftliche Entwicklung Banken und aufgrund der unsicheren geopolitischen Lage defensive Aktien wie Energieversorger und Versicherer bevorzugen, legte der ETF seit Jahresstart um 21 Prozent zu. Wäre die Auswertung zum Jahreswechsel durchgeführt worden, hätte der ETF also unter seinem Stand vom Januar 2020 notiert und sich dann nicht für das Ranking qualifiziert.
Rang 2: VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders
Der dritte ETF in dieser Liste verwendet eine ähnliche Methodik wie der iShares Stoxx Global Select Dividend 100, bezieht sich aber auf einen anderen Index: Der VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders (NL0011683594) bildet einen speziellen Index des Analysehauses Morningstar ab. Die jährlichen Kosten betragen 0,38 Prozent.
Ausgangspunkt ist der Morningstar Developed Markets Large Cap Index, der in Industrienationen weltweit die 70 Prozent des investierbaren Marktes repräsentiert. Dieses Investmentuniversum wird ähnlich wie bei dem iShares-Produkt systematisch auf 100 Aktien reduziert.
Dafür wird zunächst überprüft, ob das Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten eine Dividende ausgezahlt hat und ob die Dividende in den vergangenen fünf Jahren mindestens konstant geblieben ist. Außerdem dürfen höchstens 75 Prozent der Gewinne an die Aktionäre ausgeschüttet werden, um sicherzustellen, dass die Dividendenstrategie nachhaltig ist. Wer diese Kriterien nicht erfüllt, wird ausgeschlossen.
Außerdem sind Real-Estate-Investment-Trusts (Reits) ausgeschlossen, die in Immobilien investieren und deren Erträge aus der Vermietung, Verpachtung oder deren Verkauf stammen. Zudem fallen Unternehmen heraus, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen, beispielsweise in die Produktion von Tabak oder kontroversen Waffen involviert sind. Aus den verbleibenden Aktien werden die 100 mit der höchsten Dividendenrendite ausgewählt.
Der VanEck-ETF bildet diesen Index ab. Da es hier keine regionalen Begrenzungen gibt, fällt die Zusammensetzung deutlich anders aus als im iShares Stoxx Global Select Dividend 100.
Zwar sind auch hier US-Aktien mit einem Gewicht von 15 Prozent auf Platz eins, darauf folgen aber mit Frankreich (ebenfalls 15 Prozent) und Italien (neun Prozent) zwei europäische Länder. Deutschland kommt nach Großbritannien mit gut acht Prozent auf Platz fünf.
Bei den Branchen liegt ebenfalls der Finanzsektor vorn mit einem Gewicht von 40 Prozent vor Gesundheit (knapp 17 Prozent) und Versorgern (knapp neun Prozent). Aber bei den Einzelaktien gibt es kaum Gemeinsamkeiten: Nur 30 der 100 im iShares-Produkt gehaltenen Aktien finden sich auch im VanEck-ETF.
Auf die Kursentwicklung hat sich dies in den vergangenen Jahren positiv ausgewirkt: Der ETF ist um 45 Prozent im Wert gestiegen. Und auch bei den Dividendenzahlungen liegt der VanEck-ETF vorn: Die Ausschüttungen steigen seit fünf Jahren, wer 2020 zum Jahresanfang 10.000 Euro investierte, bekam bereits mehr als 2800 Euro ausgezahlt.
Insgesamt beträgt die Rendite damit 73 Prozent vor Steuern. In diesem Jahr liegt der ETF knapp sieben Prozent im Plus.
Rang 1: iShares Stoxx Europe 600 Banks
Mit dem besten ETF der Auswertung kann aber auch der VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders nicht mithalten: Beim iShares Stoxx Europe 600 Banks (DE000A0F5UJ7) erzielten Anleger auf Sicht von fünfeinhalb Jahren eine Gesamtrendite von knapp 123 Prozent vor Steuern. Die jährlichen Kosten betragen 0,47 Prozent.
Der ETF unterscheidet sich allerdings grundlegend von den anderen vorgestellten Produkten: Er ist kein Dividenden-ETF, sondern ein Branchen-ETF. Während die anderen Fonds in einer definierten Region über alle Sektoren hinweg die besten Dividendenaktie filtern, bildet der iShares Stoxx Europe 600 lediglich den europäischen Bankensektor ab. Da die Banken aber vergleichsweise hohe Summen an ihre Aktionäre ausschütten, hat der ETF seinen Weg ins Ranking gefunden
Der Fonds hält die Aktien der Banken, die im marktbreiten europäischen Leitindex Eurostoxx 600 notiert sind. Insgesamt sind das 73 Geldhäuser, wobei britischen Banken mit 26 Prozent das mit Abstand größte Gewicht haben. Es folgen Spanien mit knapp 17 Prozent und Italien mit knapp 15 Prozent. Deutschland hat einen Anteil von knapp sechs Prozent.
In diesem ETF haben Dividenden aber nicht den entscheidenden Einfluss auf die Gesamtrendite. Wer seit 2020 mit 10.000 Euro investiert ist, bekam bislang immerhin knapp 2000 Euro an Dividenden ausgezahlt, wichtiger ist hier jedoch die Kursentwicklung: Selbst ohne Dividendenzahlungen wäre die Rendite besser als bei allen anderen ausschüttenden ETFs in dem Ranking.
Bankaktien sind in den vergangenen fünf Jahren steil gestiegen: Während ihre Aktienkurse zum Start der 2020er-Jahre zunächst stark unter den wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie gelitten hatten, profitierten sie anschließend von den höheren Zinsen und zuletzt von den Hoffnungen auf eine starke wirtschaftliche Erholung in Europa. Der ETF liegt dadurch seit Anfang 2020 fast 100 Prozent im Plus.
Doch diese Entwicklung könnte nur eine Momentaufnahme sein, wie der Blick auf die Kurshistorie zeigt: Auf seinem Höhepunkt vor der Finanzkrise in den 2000er-Jahren notierte der ETF einst bei knapp 55 Euro. Heute liegt der Kurs trotz der jüngsten Rally knapp 50 Prozent darunter. Dadurch ist der ETF eher eine Wette auf einen weiteren Anstieg der Kurse europäischer Bankaktien als ein Dividendeninvestment.
