Navigation überspringen
article cover
Pixabay

Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Einkäufe im Netz

Die Zeiten, in denen stationärer Handel und E-Commerce getrennte und konkurrierende Sphären waren, gehen ihrem Ende entgegen. Künftig werden Konsumenten an einer Vielzahl physischer Orte und über eine Vielzahl physischer Medien kaufen. Da Online-Shopping nicht nur viele Wege und Zeit spart, sondern auch bequem ist, wächst die Zahl der Online-Shopper stetig. 53,6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten die deutschen Online-Händler im Jahr 2018 (Quelle: Statistische Bundesamt). Das waren über 4,5 Milliarden Euro mehr als noch ein Jahr zuvor. Bis zu 3,5 Milliarden Versandpakete transportieren Lieferdienste jährlich durch die Republik (Quelle: Bundesvereinigung Logistik/BVL). Damit steigt auch der Verpackungsmüll, obwohl als oberstes Ziel der Bundesverordnung für die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfällen gilt: "Vermeiden ist besser als verwerten oder gar entsorgen."

Der BUND Naturschutz gibt deshalb Tipps für Einkäufe im Netz:

1. Es sollte nichts online gekauft werden, was man nicht auch in der Nähe bekommt.

2. Ähnliche Produkte sollten gebündelt und bei möglichst wenigen verschiedenen Händlern bestellt werden.

3. Einkäufe sollten nicht wegen minimaler Preisvorteile auf mehrere Anbieter aufgeteilt werden.

4. Für Ökoprodukte können regionale Lieferdienste (z.B. „Ökokiste“) genutzt werden.

5. Waren mit hoher Rücksendequote (z. B. Schuhe oder Hosen) sollten nur im Laden gekauft werden.

6. Vergebliche Lieferversuche können durch Terminabsprache oder Anwesenheit vermieden werden.

7. Umweltschädlich ist es, im Laden zu probieren und im Web zu ordern.

8. Bei Onlineportalen ist Achtung geboten: Es wird nur scheinbar bei einem Händler bestellt.

9. Lieferdienste mit Pfandkisten oder Recyclingkartons sollten bevorzugt werden.

10. Es ist sinnvoll, Einkaufsgemeinschaften zu bilden.

Abseits der Online-Giganten gibt es auch eine Vielzahl nachhaltiger Online-Shops, die zeigen, wie sich Verpackungsmüll reduzieren lässt. Die „memo Box“ kann von Kunden beispielsweise kostenfrei zurückgeschickt werden. Für den Ökoversender memo ist das seit Jahren eine gute Alternative zum klassischen Versandkarton. Befüllt werden kann die Box bei der Rücksendung sogar mit Verpackungen sowie verbrauchten Produkten aus früheren Bestellungen. Das Mehrweg-Versandsystem besteht seit drei Jahren aus dem Recycling-Kunststoff Procyclen, den der Kölner Umweltdienstleister Interseroh entwickelt hat. Procyclen setzt bei der Herstellung 30 Prozent weniger Treibhausgasemissionen frei als Kunststoff, der aus Primärrohstoffen gefertigt wird. Der Instandhaltungsaufwand für die Mehrwegverpackungen lohnt sich mehrfach denn laut Verpackungsgesetz müssen sie nämlich nicht kostenpflichtig bei einem Dualen System lizenziert werden (anders als Einweg-Kartonagen).

Da nicht jedes Unternehmen diese Vorteile nutzen kann, ist es auch möglich, Versandkartonagen einfach wiederzuverwenden. Angeboten wird dies beispielsweise vom Modelabel von Claudia Lanius: Kunden erhalten auf Wunsch ihre Lieferung in gebrauchten Kartons. Der finnische Anbieter RePack hat ein Pfandsystem für Mehrweg-Versandtaschen aufgebaut. Das Rücksendesystem funktioniert weltweit, weil dazu Post-Briefkästen genutzt werden, in die die auf Briefgröße zusammengefalteten RePacks geworfen werden. Rücksendungen werden in Behindertenwerkstätten gereinigt und für die nächste Nutzung aufbereitet.

Weiterführende Informationen:

Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Circular Thinking 21.0. Wie wir die Welt wieder rund machen. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen