Dunkle Zeiten: Warum Schwarz im Trend liegt
Sehnsucht nach Klarheit
Die Beliebtheit der Farbe Schwarz hat vielleicht mit der gegenwärtigen Sehnsucht nach Abkühlung zu tun, denn die vergangenen Jahre waren nicht nur überhitzt, sondern auch zu schnell, zu laut, zu atemlos. Wo es schwarz wird, gibt es kaum Ablenkung, sondern nur noch Wesentliches. Schwarz steht auch für Wahrheit und Glaubwürdigkeit. Allerdings kann Schwarz auch sehr dominant, düster und schwer sein. Sie absorbiert alle anderen Farben wie ein „schwarzes Loch“. Ohne die Verbindung mit anderen Farben oder Elementen ist Schwarz „verloren“, und ein Mensch, der sich ihr ausschließlich verschreibt, existentiell verlassen.
Dieses Bewusstsein wurde beispielsweise bei der österreichischen Kaiserin Elisabeth nach dem Selbstmord ihres Sohnes, des Kronprinzen Rudolph, noch verstärkt. Die Kaiserin verkaufte ihren Schmuck und trug nur noch schwarze Kleidung. Ihr Gesicht verbarg sie hinter Fächern und Regenschirmen und ließ sich nicht mehr fotografieren.
Mit Bedrohung und Pessimismus hat die heutige Vorliebe für Schwarz allerdings wenig zu tun.
Der „dunkle Evergreen“ bringt uns eher wieder ins Gleichgewicht und verändert auch zunehmend seine Symbolik. Schwarz gilt als ideale Kombinationsfarbe: Gemischt mit den Grundfarben Rot, Gelb oder Blau erhalten diese zwar eine dunklere, aber dennoch wohnlichere und warme Wirkung. Das zeigt sich besonders im Küchenbereich, wenngleich die Farbe in der Architektur, in der Kunst und Fotografie und in der Mode – vom Businesslook über das „Kleine Schwarze“ bis zum Casual-Streetwaer-Look - ein überlieferter Klassiker ist. Hier galt und gilt Schwarz als geschmackvoll und dezent. Spanische Tuchhändler setzten bereits im 16. Jahrhundert damit Akzente. Bekannte Marken, die Schwarz verwenden, sind unter anderem Hugo Boss, Chanel oder Prada sowie adidas, Uber, der WWF und der Playboy. Auch der Modedesigner Karl Lagerfeld schätzte die dunkle Eleganz immer sehr und interpretierte die Mode stets stilsicher und mondän. Sein legendäres weißes Hemd trug er meistens mit einer schwarzen Seidenkrawatte.
Viele Produkte in Schwarz – auch angepasst an Corona-Zeiten - gibt es auch bei ökologischen Onlineversendern (Quelle: memolife). Dazu gehören Mund- und Nasenmasken, Unterhosen, Herren-Shirts, Sneaker, Archivboxen und Armbanduhren.
Streng genommen ist Schwarz keine wirkliche Farbe - im Raum betont Schwarz die Wirkung einer sonst farbigen Einrichtung in eine positive Richtung, ohne dabei den Farben ihre Kraft zu nehmen. In der chinesischen Harmonielehre Feng Shui symbolisiert Schwarz das Yin als energieaufnehmende Farbe im Raum.
Küchen in Schwarz werden immer beliebter
Durch die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten ergeben sich im Einrichtungsbereich auch viele Materialien und Oberflächen, die ideal mit Schwarz kombiniert werden können. Schwarze Möbel passen beispielsweise gut zu einem hellen Steinboden aus Marmor oder Ahornholz, ebenso glänzende Oberflächen, beispielsweise für Küchenschränke. Auch schwarzer Marmor, Granit oder Schiefer geben der Kücheneinrichtung eine moderne Optik im Design-Look. Auch die im mediterranen Stil häufig verwendeten Olive-Farben harmonieren mit Schwarz und bilden ein ästhetisches Gesamtbild in der Küche.
Landhausküchen zeichnen sich durch ihre Naturverbundenheit bezüglicher ihrer Materialien aus. Beliebte Materialien und Oberflächen sind hier Holz oder Holzdekore in geschwärzter Optik sowie Marmor und Granit, die insbesondere als Arbeitsfläche Verwendung in der Landhausküche finden. Im Vordergrund steht die Natürlichkeit der Landhausküche, die durch die Farbe Schwarz charmant und ausdrucksstark unterstützt wird.
Über viele Jahre waren dunkle Küchen kaum verbreitet, was vor allem daran lag, dass Räume durch dunkle Möbel oft kleiner wirken, als sie tatsächlich sind. In Räumen, die aufgrund der Fenstersituation schon von Natur aus über wenig Tageslicht verfügen, können dunkle Küchenmöbel eng, düster und unfreundlich wirken. Die Farbe Schwarz spielte bei der Küchenplanung daher lange Zeit kaum eine Rolle. Meistens sind es heute vor allem moderne, minimalistische Küchen, die mit dunklen Farben gestaltet werden.
Vorteile:
• In Verbindung mit schwarzen Küchenmöbeln erhöht sich die Eleganz des Raumes.
• Klassische Küchen mit Kochinseln sorgen mit einer schwarzen Optik für einen starken Mittelpunkt des Raumes.
• Wer sich mit viel Weiß eingerichtet hat, erzielt mit Schwarz einen Ausgleich und mehr Harmonie.
• Je größer und heller der Raum, desto besser entfalten dunkle Küchen ihre Wirkung.
• Die besondere Optik setzt ein echtes Statement in Bezug auf modernes Design.
• Accessoires können viel stärker zur Geltung gebracht werden, und ihr dekorativer Charakter wird hervorgehoben.
• Lichtkonzepte mit indirekter Beleuchtung und ein paar Highlight-Spots genügen häufig schon, um aus einer tristen dunklen Fläche ein elegantes Ensemble zu machen.
• Ihren besonderen Charme entfalten sie meistens erst durch gezielt gesetzte Highlights wie Griffe, Armaturen oder einzelnen Front-Elementen aus Stahl oder Aluminium.
• Schwarze Küchen wirken nicht so schnell verschmutzt wie helle Varianten. Vor allem in der matten Variante sind sie äußerst pflegeleicht.
Nachteile:
• Gerade in beengten Räumen sollten - um die Wirkung der dunklen Farben aufzuheben, Teile der Beleuchtung häufig auch tagsüber eingeschaltet bleiben, was mit höheren Stromkosten verbunden ist.
• In Kombination mit weiß sind es vor allem die starken Kontraste, die den Eindruck einer Küche mit dunklen Fronten prägen.
Schon Goethe hätte daran seine Freude gehabt: „Die stärkste Farbe findet ihr Gleichgewicht, aber nur wieder in einer anderen starken Farbe, und nur wer seiner Sache gewiß wäre, wagte sie nebeneinander zu setzen.“
Weiterführende Informationen:
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Wohnen 21.0: Grundzüge des Seins von A bis Z: global – lokal – nachhaltig. Amazon Media EU S.à r.l. 2018.