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Edler Tropfen: Warum Wasser unsere wertvollste Ressource ist

„Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser.“
(Thales von Milet, 6. Jahrhundert v. Chr.)

Wasser ist nicht nur das zentrale Element unseres Planeten, sondern auch die Grundlage allen Lebens. In einer früheren Kampagne eines Baumarkts heißt es: „Du lebst. Erinnerst Du Dich?“ In der Plakatwerbung gräbt sich eine erdverschmierte Männerhand ins Moorgewächs, und im Onlineauftritt wird ein Videoclip mit dem Geräusch übertragen, das Hände machen, wenn sie in einen Wasserbehälter eintauchen: „Weißt Du noch, wie sich Wasser anfühlt?“ – „Hör es. Fühl es. Jetzt und hier.“ Uns wird vor Augen geführt, wie wichtig es ist, wieder einen Sinn für das zu entwickeln, was für uns selbstverständlich geworden – und doch so kostbar - ist. Mehr als ein Fünftel der Weltbevölkerung lebt heute ohne ausreichende Wasserversorgung. Weltweit leiden etwa 30 Länder unter Wassermangel. Wächst die weltweite Wassernachfrage weiter, wird sie das verfügbare Angebot im Jahr 2030 (in Milliarden Kubikmetern) um 40 Prozent übersteigen (Quelle: 2030 Water Resources Group).

3900 Liter Wasser verbraucht jeder von uns täglich. Nur 123 Liter werden für Baden, Duschen, Körperpflege (36 %), Toilettenspülung (27 %), Wäsche waschen (12 %) Kleingewerbe (9 %), Raumreinigung, Autopflege, Garten (6 %), Geschirrspüler (6 %), Essen und Trinken (4 %) verbraucht. Der größte Teil steckt in Lebensmitteln, Textilien und anderen Produkten. Allein die Herstellung eines T-Shirts aus Baumwolle (sie gehört zu den wasserintensivsten Kulturpflanzen) verbraucht 4100 Liter Wasser, für ein Auto sind es bis zu 400.000 Liter. In den USA liegt der Durchschnittsverbrauch pro Person und Tag bei 300 Litern, in der EU bei 150 Litern. In ländlichen Regionen afrikanischer Trockengebiete stehen der Bevölkerung pro Person nur 20 Liter täglich zur Verfügung.

Obwohl die Erde zu drei Vierteln mit Wasser bedeckt ist, ist nur der geringste Teil davon (2,6 Prozent) Süßwasser, und nur 0,3 Prozent können als Trinkwasser verwendet werden. Es ist kostbar und rar - vor allem in trockenen Regionen der Welt. Weltweit müssen nach Angaben der WHO mehr als eine Milliarde Menschen verunreinigtes Wasser trinken, weitere 2,3 Milliarden leiden unter Wassermangel, täglich sterben Tausende Menschen an Durchfallerkrankungen. Wenn heute von weltweiter Wasserknappheit gesprochen wird, bedeutet das allerdings nicht nur, dass es faktisch zu wenig Wasser gibt – sie kann auch durch andere Umstände wie die Privatisierung von Gewässern entstehen: Private Konzerne kaufen sich beispielsweise verstärkt in die Wasserversorgung von Städten ein. In Deutschland verdienen sie bei vier bis zehn Wasserhähnen mit. In Entwicklungsländern ist der Anteil häufig sogar noch höher. Dabei hatte die UNO am 28. Juli 2010 beschlossen, dass sauberes Trinkwasser ein Menschenrecht sei und keine Handelsware, Konsum- oder Geldanlage.

Die Hälfte des Grundwassers in Deutschland ist mit Nitrat belastet - am höchsten sind die Werte in Regionen mit viel Massentierhaltung. Vor allem chemische Substanzen und Arzneimittelrückstände belasten deutsche Abwässer (und wurden sogar in Trinkwässern nachgewiesen): Viele Kläranlagen können diese Rückstände nicht vollständig herausfiltern, und so gelangen diese in die Gewässer. Deshalb müssen neue Filter entwickelt und zusätzliche Reinigungsstufen in die Kläranlagen eingebaut werden. Effizienter als die nachträgliche Reinigung ist es, wenn Abwässer in geschlossenen Kreisläufen direkt vor Ort gereinigt und wiederverwendet werden (weltweit hat Singapur das Wasserrecycling am nachhaltigsten vorangetrieben).

Die neuen Wertschöpfungsketten heißen: reduce – reuse – recycle (memo Nachhaltigkeitsbericht). Das bedeutet: weniger produzieren, und das Wenige langlebig machen, immer wieder verändern und neu nutzen, erneut in den Stoffkreislauf einbringen, upcyceln, womöglich etwas noch Wertvolleres daraus machen. Damit öffnet sich der Blick auf eine nachhaltige Zukunft. Bereits im 18. Jahrhundert, zur Zeit Goethes, tauchte im Französischen, in Frankreich und in England die neue Wortprägung auf – die Naturmetapher „Ressource“. Enthalten ist das Wort „source“, die Vorstellung von einer Quelle, aus der das Wasser fließt und nachfließt – Re-Source. Die Assoziation an den natürlichen, lebendigen Zyklus des Wassers, an Stetigkeit und Nachhaltigkeit schwingt hier mit. Leider droht sie im modernen Gebrauch des Wortes verlorenzugehen, weil unter Ressourcen häufig nur noch tote Materie oder Biomasse verstanden wird.

Viele Menschen nennen Wasser als „ihr“ Element. Dazu gehört auch Ralf Otterpohl, Autor des Buches „Das neue Dorf“: Sein Vater hatte ein Segelboot, mit dem er als Kind häufig auch allein auf dem Steinhuder Meer unterwegs war. Als Jugendlicher brachte ihn sein Onkel zum Schnorcheln. Später begleitete ihn das Thema auch in seinem Studium des Bauingenieurwesens in Aachen: Hier lernte er die Siedlungswasserwirtschaft kennen, und ihm wurde bewusst, dass er mit Kläranlagen Gewässer schützen wollte. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Computersimulation von Kläranlagen. Dabei wurde ihm klar, dass Kanalnetze und Kläranlagen in der herkömmlichen Form nicht wirklich sinnvoll sind: „Toiletten müssten Humus und Dünger produzieren, statt Wasser zu verschmutzen! Damit wurde ich ein Rebell, und das, ehrlich gesagt, gar nicht so ungern. Um neue Wege gehen zu können, gründete ich ein Ingenieurbüro in Lübeck – am Wasser.“ Mit der Computersimulation von Großklärwerken und dem Vertrieb entsprechender Software verdiente er genug Geld für ein Haus. Etwa die gleiche Summe setzte er für die Entwicklung neuer Abwasserkonzepte ein. In Lübeck entwickelte er ein Abwasserkonzept mit Flüssigdünger- und Energieproduktion aus dem getrennt gesammelten Toilettenabwasser und Bioabfall für eine Neubausiedlung. Heute werden nach diesem Vorbild viele solcher Anlagen gebaut, vorwiegend in China.

Das Oberflächenwasser von heute ist das Mineralwasser von übermorgen, sagt der Öko-Pionier Dr. Franz Ehrnsperger: „Es sickert allmählich in die Tiefe und nimmt auf dieser Reise Eigenschaften wie Mineralien oder eben auch Verunreinigungen der durchquerten Bodenschichten an. Irgendwo tritt es als Quelle wieder ans Tageslicht oder wird in einem Brunnen abgepumpt." Wasser wird also „angebaut" und dann später wieder „abgebaut". Wie bei Kartoffeln - allerdings beträgt die „Vegetationsperiode" bei Wasser nicht nur einige Monate, sondern 100 Jahre und mehr. Wer wie er Biomineralwasser herstellen will, muss deshalb den Entstehungsprozess von Wasser kennen, dokumentieren, erhalten und pflegen. Für Biomineralwasserbrunnen ist es Pflicht, in diesen Gebieten den Ökolandbau zu fördern. „Nur so kommen wir zu einer gesunden Kreislaufwirtschaft", sagt Dr. Franz Ehrnsperger, Inhaber der Neumarkter Lammsbräu, der 2012 das erste Biomineralwasser auf den Markt gebracht hat.

Bio-Mineralwasser sorgt mit seinen strengen Anforderungen dafür, dass diese gute Qualität nicht nur erhalten, sondern auf immer mehr wasservorkommen ausgeweitet wird. Es darf nicht mit Ozon behandelt werden. Als Verpackung sind nur umweltfreundliche Mehrwegflaschen zugelassen, das Wasser soll weitestgehend nur in der Region verkauft werden, um CO2-Belastungen durch unnötige Transporte zu minimieren. Auch die Ziele der Bio-Bewegung und der ganzheitliche Nachhaltigkeitsgedanke sind hier integriert: „Es geht um bessere Lebensmittel für die Menschen, wirksamen Umwelt- und Ressourcenschutz für unsere Erde und soziale Verantwortung für die Gesellschaft. Um die Etablierung eines zukunftsfähigen Maßstabes für dieses wertvolle Lebensmittel", so Ehrnsperger. Wasserqualität bedeutet deshalb auch Nachhaltigkeitsengagement der Akteure. Dazu gehört beispielsweise besserer Wasserschutz.

Weiterführende Informationen:

Ulrich Grober: Der leise Atem der Zukunft. Vom Aufstieg nachhaltiger Werte in Zeiten der Krise. Oekom Verlag München 2016.

Ralf Otterpohl: Das neue Dorf. Vielfalt leben, lokal produzieren, mit Natur und Nachbarn kooperieren. Oekom Verlag, München 2017.

Claudia Silber und Alexandra Hildebrandt: Circular Thinking 21.0: Wie wir die Welt wieder rund machen von Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Claudia Silber und Alexandra Hildebrandt: Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Gerd Wessolek (Hg.): Von ganz unten. Warum wir unsere Böden besser schützen müssen. Oekom Verlag, München 2015.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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