„Einmal ohne, bitte“: Einkaufen ohne Verpackung
Alte Konsumgewohnheiten werden heute immer mehr infrage gestellt. Es wird verstärkt darüber nachgedacht, welche Produkte gekauft werden, und wie Nachhaltigkeit im Alltag gelebt werden kann.
Nachhaltiger Konsum heißt nicht weniger Konsum, sondern effizienter und bewusster Konsum als ein Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität. Beim derzeit stattfindenden Perspektivenwechsel vom Wollen zum Brauchen entstehen neue Produktions- und Konsummodelle. In vielen Städten gibt es mittlerweile „Unverpackt-Läden", die auf Nachhaltigkeit, Bio-Qualität und einen bewussten Umgang mit Konsum setzen.
Hier kann man sich Produkte direkt in selbst mitgebrachte Dosen, Beutel oder Gläser abfüllen lassen. In Deutschland gibt es mittlerweile viele dieser Läden. Eine Auflistung der Läden, in denen man in Deutschland, Österreich und der Schweiz verpackungsfrei einkaufen kann, gibt es hier.
„Einmal ohne, bitte“: Das Label für verpackungsfreies Einkaufen
Am 14. Februar 2019 wurde auf dem Münchener Viktualienmarkt der Startschuss für das Label „Einmal ohne, bitte“ gegeben. Seit dem Auftakt hat es eine rasante Entwicklung genommen. Erst kürzlich sprach sich Oberbürgermeister Dieter Reiter dafür aus, München zur nächsten Zero-Waste-City zu transformieren und nannte „Einmal ohne, bitte“ als Best-Case. Nun soll das Label verpackungsfreies Einkaufen in ganz Deutschland möglich machen. Die Kampagne setzt sich dafür ein, Abfall beim Einkaufen zu vermeiden. Ein Sticker zeigt Kund*innen, wo sie ihre Lebensmittel direkt in selbst mitgebrachte Boxen oder Einkaufsbeutel bekommen. Auf der dazugehörige Internetseite weist eine digitale Karte den Weg zum nächsten Unverpackt-Einkauf (in München sind es inzwischen über 340). Aufsteller und Merkblatt informieren nicht nur Verbraucher*innen, sondern auch das Verkaufspersonal.
Dahinter steht eine durchdachte Strategie, um langfristig das Verhalten von Kund*innen und Händler*innen zu ändern: „Es geht hier um Routinen und ganz besonders um soziale Hemmschwellen. Wer selbst einmal mit einem mitgebrachten Brot-Beutel zum Bäcker gegangen ist, der weiß: für viele fühlt es sich komisch an, wenn die Verkäufer auf einmal ungläubig schauen und man dreimal bestätigen muss, dass man das Brot wirklich in den eigenen Beutel haben möchte“, sagt Sarah Schmidbauer, ehrenamtliche Fundraiserin der Kampagne. „Unser Sticker an Tür und Theke gibt allen Anwesenden das Zeichen: Hier weiß man Bescheid und nimmt mitgebrachte Verpackungen gerne an“. Das Label dient außerdem als Gedächtnisstütze, denn es erinnert Kund*innen bei jedem Einkauf an die Möglichkeit, eine eigene Verpackung mitzubringen. So hilft es dabei, die eigenen Routinen zu ändern.
„Einmal ohne, bitte“ ist eine Kampagne von rehab republic e.V., einem gemeinnützigen Verein aus München, der seit vielen Jahren zu einem nachhaltigen Lebensstil motiviert. Schon zum Startschuss der Kampagne beteiligten sich über 40 Läden und Ketten. Das Spektrum reicht dabei vom Bio-Laden über den Supermarkt bis hin zum Bäcker, zur Metzgerei und zum Takeaway-Restaurant.
Die erste Funding-Schwelle in Höhe von 10.000 Euro ist nun erreicht und damit steht fest, dass „Einmal ohne, bitte“ auch nach Berlin und Hamburg kommt. Nun wird das finale Crowdfunding-Ziel von 25.000 Euro angepeilt. Die Partner Zero Waste e.V. Berlin und Zero Waste Hamburg können mit diesem Betrag eine nachhaltige Schlagkraft entfalten und langfristige Strukturen aufbauen. Erreicht das Crowdfunding 15.000 Euro, könnten das Team und seine Partner in den beiden Städten eine langfristige Basis aufbauen – und so Prototypen für den Deutschland-Rollout schaffen. Ab der 20.000 Euro-Marke soll „Einmal ohne, bitte“ in drei weitere Regionen kommen. In den Startlöchern stehen unter anderem Leipzig, Nürnberg und Detmold. Das Interesse der Verbraucher*innen jedenfalls ist groß: "Täglich erreichen uns Anfragen von Menschen aus ganz Deutschland, die sich nach einer Ausweitung des Labels in ihre Region erkundigen", so Sarah Schmidbauer.
Weiterführende Informationen:
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Verpackt oder unverpackt? Warum Stoffkreisläufe eine Frage der Nachhaltigkeit sind. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2018.