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Weltweit will Google das Tempo bei Neueinstellungen drosseln, doch in Deutschland entstehen viele neue Standorte. - Bloomberg LP
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Elf Gehaltsstufen und gratis Vollpension: Wie es ist, bei Google zu arbeiten

Ein Entwicklungszentrum in München, ein Standort in Hanau: Der Tech-Riese will hierzulande kräftig wachsen – und sucht dafür Personal. Worauf Bewerber achten sollten.

In dieser Serie beleuchten wir bekannte Arbeitgebermarken von Unternehmens- und Mitarbeiterseite. Diesmal geht es um Google.

Gute Leute finden – darum muss sich die Google-Dachgesellschaft Alphabet wenig Gedanken machen. Seit Jahren rangiert der US-Konzern in Rankings beliebter Arbeitgeber auf den vorderen Plätzen, auch in Deutschland.

Und der Konzern sucht viele fähige, neue Bewerber, um in Deutschland weiter wachsen zu können. So will Google 2024 in München ein neues Entwicklungszentrum eröffnen. Auch ins Cloud-Geschäft stecken die Amerikaner hierzulande viel Geld. Im hessischen Hanau etwa entsteht derzeit ein Google-Rechenzentrum. Ein weiteres in der Region Berlin-Brandenburg soll folgen.

Google bietet seinen Mitarbeitern viele Vorzüge. Aber um in deren Genuss zu kommen, muss man bereit sein, sich anzustrengen – und sein Leistungslevel immer wieder unter Beweis zu stellen. Das Handelsblatt hat sich beim Unternehmen und bei Mitarbeitern umgehört, wie Einstieg und Aufstieg bei Google gelingen und welche Gehälter drin sind.

Wie läuft die Bewerbung bei Google ab?

Das sagt das Unternehmen: Zu den gefragtesten Profilen bei Google zählen derzeit laut Unternehmensangaben die Bereiche Software Engineering, Projektmanagement, UX-Design und Produktentwicklung. Aber auch im Personal- oder Vertriebsbereich sind einige Stellen vakant.

Googles Bewerbungsprozess ist durchchoreografiert – das ist zumindest der Eindruck, den die Recruitingbeauftragten Patrick Hussain und Jess Penkhues aus dem Münchener Google-Büro erwecken. Am Anfang steht ein Recruitergespräch, um abzuklopfen, ob Stelle und Person zusammenpassen. Ist das der Fall, folgen drei bis fünf Gesprächsrunden mit verschiedenen Ansprechpartnern. Ein Assessment-Center gibt es jedoch nicht.

Google hat vier Kriterien festgelegt, auf die sich die Gespräche fokussieren:

  • Ist der Kandidat fachlich fit für den Job, verfügt über ausreichend Erfahrung und Jobkenntnisse?

  • Wie steht es um die kognitiven Fähigkeiten des Kandidaten? Wie trifft ein Bewerber zum Beispiel Entscheidungen, welche Datenquellen berücksichtigt er oder sie dafür?

  • Hat die Person Führungsqualitäten, ist sie beispielsweise bereit, Verantwortung zu übernehmen und Innovation voranzutreiben?

  • Passt der Bewerber zu Google und seinen Werten? Damit gemeint sind zum Beispiel Teamfähigkeit und der Umgang mit Feedback.

Die Interviewer, die diese Bereiche abfragen, kommen aus verschiedenen Fachbereichen und achten darauf, dass sich Fragen in den Gesprächen nicht doppeln. Hat der Bewerber alle Runden durchgestanden, werden die Beurteilungen aller Interviewer evaluiert – fallen sie durchgehend positiv aus, erstellt ein Bewerbungskomitee ein Angebot.

Google-Personalerin Penkhues. Gerne Kandidaten mit möglichst unterschiedlichen Werdegängen. - Google Deutschland
Google-Personalerin Penkhues. Gerne Kandidaten mit möglichst unterschiedlichen Werdegängen. - Google Deutschland

Worauf die Recruiter vor allem achten: „Was bringt jemand mit, was bislang in unseren Teams fehlt?“ Auch seien die analytischen Fähigkeiten wichtig sowie die Verantwortungsübernahme, sagen Penkhues und Hussain. „Da wir sehr viel in Teams arbeiten, ist die Fähigkeit, Feedback zu geben und zu erhalten, wirklich essenziell. Ideenvielfalt ist uns wichtig, daher schauen wir uns auch gern Kandidaten mit möglichst unterschiedlichen Werdegängen an“, teilt das Unternehmen mit.

Das sagt ein Mitarbeiter: Alexander Fink (Name von der Redaktion geändert) ist als Programm-Manager bei Google an Bord. Er bestätigt das strukturierte Vorgehen: Nach dem Recruitergespräch folgten in seinem Fall drei weitere Runden mit Vertretern verschiedener Fachbereiche, die ihm innerhalb eines Tages nacheinander vom Londoner Firmensitz aus für je einstündige Interviews zugeschaltet waren. Auch bei ihm wurden die vier definierten Kompetenzbereiche abgefragt. „Hier wird nicht erst groß übers Wetter geredet“, erinnert sich Fink.

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„Mir wurden jeweils sechs standardisierte Fragen gestellt, die auf Google Deutschland gemünzt waren.“ Darunter sowohl allgemein gehaltene wie „Was kann Google besser machen?“ als auch sehr konkrete Situationsschilderungen aus seinem Arbeitsfeld, verbunden mit der Frage: „Wie würdest du diese Herausforderung lösen?“ Kommentare oder Nachfragen zu seinen Antworten gab es nicht, erzählt Fink. Vier Tage später erhielt er dann schon die Zusage. Finks Resümee: „Der Google-Bewerbungsprozess ist effizient und extrem anspruchsvoll.“

Wie hoch ist das Gehalt bei Google?

Das sagt das Unternehmen: Zur Bezahlung bei Google in Deutschland gibt der Konzern offiziell keinerlei Informationen heraus.

Das sagen die Mitarbeiter: Laut einer Aufstellung bei Kununu liegt der Konzern bei der Gehaltszufriedenheit über dem Branchendurchschnitt. Den – spärlichen – Angaben zufolge gibt es im Schnitt 71.800 Euro Bruttojahresgehalt für Account-Manager und gut 92.000 Euro für Software-Architekten.

Aufsehen erregte im August das – mittlerweile gelöschte – Tiktok-Video eines deutschen Google-Praktikanten in der Schweiz, der berichtete, mit 9000 Franken (circa 9350 Euro) im Monat entlohnt zu werden. „Bei Google wird echt nicht geknausert“, sagt auch Fink. Bei Festangestellten, erklärt er, setzen sich Gehälter aus Festgehalt, Aktienpaket und variablem Anteil zusammen.

In seiner Funktion als Programm-Manger verdient er ein sechsstelliges Bruttojahresgehalt. Was die Kollegen verdienen, weiß er nicht, auch sei nicht transparent, welche Gehaltssprünge bei Beförderungen möglich sind. „Es gibt pro Bereich circa elf Gehaltslevel“, meint Fink. Aber auch, wie sich die Gehälter zusammensetzen, ist den Mitarbeitern nicht bekannt, da gebe es eine „hochkomplexe Berechnung“.

Welche weiteren Benefits bietet Google in Deutschland?

Das sagt das Unternehmen: Diese Liste ist lang. Fast jeder Standort hat sein eigenes Fitnessstudio, inklusive Sportkursen von Martial Arts über Pilates zu Yoga, heißt es von den Recruitingbeauftragten. Viele Standorte verfügen zudem über Kinderbetreuungsmöglichkeiten in der direkten Umgebung, um Eltern die Logistik zu erleichtern.

Angestellte bekommen bis zu drei Mahlzeiten am Tag, zusätzlich stehen Kaffeespezialitäten vom Barista und Snacks zur Verfügung. Neben der Bezuschussung bei persönlichen und beruflichen Weiterbildungen gibt es auch interne Weiterbildungsoptionen mit dem Googler2Googler-Programm (G2G): Mitarbeiter, die eine besondere Fähigkeit haben, die beispielsweise Yogalehrer sind, bieten Kurse an.

Das sagen die Mitarbeiter: Auch Fink profitiert von der All-Inclusive-Kultur von Google, wie er sagt. Das kostenlose Frühstück, Mittag- und Abendessen sei „nicht in Standard-Kantinenqualität, sondern richtig gut“ und stünde nicht nur den Führungskräften, sondern allen – inklusive der Putzkräfte – zur Verfügung. Fink hebt zudem die Mitarbeiterevents sowie die gute Ausstattung der Büros mit Gärten und Erholungsecken hervor. Auch könnten Angestellte mit Sonderleistungen Punkte sammeln und gegen Massagen einlösen.

Wie kann man bei Google aufsteigen?

Das sagt das Unternehmen: Wie das Tech-Nachrichtenportal „The Register“ im Juli berichtete, will Google sein Recruitingtempo weltweit drosseln. Wie genau die Ankündigung Deutschland trifft, lässt sich noch nicht abschätzen.

Anders als manch anderer Konzern räumt Google internen Bewerbern auf Führungsstellen keinen Vorzug ein. Man ziehe externe und interne Bewerber gleichermaßen in Betracht und entscheide sich für den besten Kandidaten, heißt es von den Recruitern. Manager entwickelten ihre Teams aber intern weiter und stellten sicher, „dass jeder angemessene Stretch-Opportunities hat, um intern befördert zu werden“.

Neben dem persönlichen Entwicklungsplan, den Manager mit ihren Mitarbeitern verfolgen, gebe es verschiedene Lern- und Entwicklungsprogramme, um das Fachwissen zu vertiefen, die Fähigkeiten zu erweitern und den Mitarbeitenden zu helfen, sich weiterzuentwickeln. Außerdem erhalten dem Unternehmen zufolge alle Führungskräfte Schulungen sowohl beim Übergang in die Funktion als auch längerfristig.

Das sagt ein Mitarbeiter: Im Anschluss an die Probezeit werden die Leistungen der Mitarbeiter jedes halbe Jahr beurteilt, erklärt Fink. Das laufe so: „Zuerst protokolliert man selbst, welche Ziele man in den sechs Monaten erreicht und welche Projekte man erfolgreich gemanagt hat.“ Hier flössen auch Auszeichnungen ein, die Mitarbeiter sich gegenseitig geben können und die zusätzlich mit Boni verbunden sind.

Nach der Selbstbeschreibung legt man fünf Kollegen fest, die einen bewerten sollen. „Das sind kurze, meist nette Texte, in denen die Kollegen einander möglichst konstruktives Feedback geben“, sagt Fink. Das komplette Paket geht dann an den Chef. Der Manager beurteilt, ob der Mitarbeiter die an ihn gestellten Erwartungen erfüllt oder gar übertrifft. Letzteres öffnet den Weg für eine Beförderung.

Sein Rating muss der Manager aber noch vor anderen Führungskräften rechtfertigen. Vetternwirtschaft ist absolut tabu: „Es wird sehr streng darauf geachtet, dass es keinerlei Begünstigungen gibt“, beobachtet Fink. Das mache Aufstiegsmöglichkeiten transparent. Viele Google-Beschäftigte arbeiteten daher auf den Aufstieg hin, oft über mehrere Jahre. „Die Ansprüche sind sehr hoch, alles ist auf Leistung und Top-Performer ausgerichtet“, sagt der Mitarbeiter.

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