Eltern und Kinder: Wie Gedanken der Pädagogik und Psychologie zur Stärkung des Bauchgefühls beitragen
Digitale Kompetenzen werden zwar immer wichtiger, doch reichen sie nicht aus, um ein voll gelebtes Leben zu führen. Es braucht auch den praktischen Zugriff auf die Welt der Dinge. Bill Gates, Mark Zuckerberg, Larry Page und Sergey Brin, Jeff Bezos und Jimmy Wales sind nicht nur Baumeister der Digitalisierung, sondern auch berühmte Montessori-Absolventen. In der Steve Jobs School in Amsterdam gibt es auch eine Bibliothek mit Selbstlernraum und einen Ruheraum, in dem Sitzsäcke und Sessel stehen. Tablets werden vor allem für die Planung des Unterrichts eingesetzt und ermöglichen es den Schülern auch, selbstbestimmt zu lernen und zu entscheiden, ob sie in der Gruppe im Klassenraum lernen möchten oder im Selbstlernbereich. Kindern wird hier vermittelt, dass ein Mensch in beiden Sphären – der analogen und der digitalen - kundig sein sollten. Vieles in der "Tablet-Schule" erinnert an die italienische Ärztin, Reformpädagogin, Philosophin und Philanthropin Maria Montessori (1870-1952). Sie wollte Kinder nicht belehren, sondern sie unterstützen, sich selbst etwas beizubringen. Deshalb ist es wichtig, ihre intrinsische Motivation nicht zu zerstören, sondern sie zu pflegen und zu fördern. Bildung ist ein nachhaltiger Hebel für Veränderung. Sie setzt entschlossenes Denken und Handeln voraus, zeigt das Warum, um das Wie zu erleichtern. „Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen." Marie Curie
In Krisenzeiten haben Menschen häufig das Gefühl, im Chaos einer Welt zu versinken, die aus den Fugen geraten ist. Sie finden nur noch Stückwerk, aber kein Ganzes mehr. All das hat auch Einfluss auf ihr Denken, das sich nicht mehr sammeln kann, weil es den Überblick verloren hat. Es braucht deshalb innere Klarheit – den eigenen Kompass (Bauchgefühl). Eine wichtige Aufgabe der Eltern ist es, Kinder auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen Liebe, Respekt und Werte mitzugeben, aber auch auf das eigene Bauchgefühl zu hören und zu vertrauen. Er kann helfen, den Druck zu nehmen und sich in Ruhe darüber bewusst zu werden, was im Leben wirklich zählt. Manchmal wissen Eltern nicht, welche Werte und Leitplanken sie ihren Kindern vermitteln möchten, sie lassen sich von Medien oder anderen Eltern und Freunden verunsichern oder vergleichen sich mit anderen Familien, deren Familien-, Arbeits- und Freizeitleben.
Elke Tschorn ist erfahrene Montessori-Pädagogin im Ruhestand. Eine kindgerechte und der physischen Entwicklung eines Kindes angepasste, ganzheitliche Erziehung sowie gelebte Inklusion liegen ihr besonders am Herzen. In ihren Workshops, Seminaren und Vorträgen, die auch im Gesundhaus i-Tüpferl stattfinden, zeigt sie, wie Eltern ihren eigenen Weg finden können zwischen Gelassenheit, Erwartungen und Druck. Schulen mit einem hohen Leistungsdruck können beispielsweise zu Überforderung und Stress beim Kind führen. Auch bei der Auswahl der richtigen Schule für das Kind sollte auf das eigene Bauchgefühl gehört und die Eindrücke bei Schulbesuchen reflektiert werden. Der Wechsel von der Kita zur Schule ist ein großer Schritt. Um die richtige Schule für das Kind zu finden, sollte zuerst überlegt werden, welche Lernphilosophie im Fokus stehen sollte. Montessori-Schulen bieten beispielsweise sehr individuelle Ansätze. Mit diesen Fragen, die auch bei ihren Veranstaltungen eine wichtige Rolle spielen, sollten sich Eltern auseinandersetzen:
Welche Faktoren begrenzen die ganzheitliche Entwicklung von Kindern?
Wie kann eine offene und transparente Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern geschaffen werden?
Wie kann eine Lernumgebung gefunden werden, in der das Kind glücklich ist und sein Potenzial voll entfalten kann?
Was macht ein gutes Schulkonzept aus?
Warum ist die Wahl der richtigen Schule wichtig?
Die frühe Vermittlung dieser Themen gibt uns später den Spielraum, um das zu entwickeln, was später ein erfolgreiches Leben auszeichnet: Unabhängigkeit, Vertrauen, Respekt, Dankbarkeit und Freundlichkeit. Der Unternehmer Werner Neumüller, auch Autor des Buches „Bauchgefühl im Management“, verweist darauf, dass auch anerzogene Furcht vor Fehlern später jede Kreativität behindert. Der Personalexperte plädiert dafür, „dass Kinder rechtzeitig lernen müssen, mit Veränderungen und Niederlagen umzugehen und sich den Herausforderungen zu stellen: in der Schule, in Sportvereinen, auf Turnieren und im Leben. Wenn im Sportverein ein Spiel verloren ist, gilt die Devise: Weiter geht es! Nächstes Spiel, neue Chance! Da wird nicht resigniert, verzweifelt oder endgültig aufgegeben, sondern trainiert, gekämpft und ausprobiert. Kinder sollten nicht unter übertriebenen Schutzschirmen der Eltern aufwachsen. Wir sollten ihnen mehr zutrauen, sie fordern, fördern und belohnen.“ Sie sollten so früh wie möglich lernen, unabhängig zu denken und zu handeln, denn nur dann können sie ihre Bestimmung im Leben finden. Deshalb ist es wichtig, „Eigenverantwortung und eine gewisse Grundhärte zu entwickeln, um auch in der Lage zu sein, Konflikte durchzustehen und Herausforderungen zu meistern – durch Resilienz“, so Neumüller. Optimismus und Zuversicht sind damit eng verbunden: Bei Aesop findet sich die Fabel von den Fröschen, die in den Milchtopf fallen. „Oh je, wir sind verloren“, stöhnt der pessimistische erste Frosch in Todesangst – und ertrinkt. Der optimistische zweite Frosch glaubt seinem Bauchgefühl: „Keine Sorge, irgendjemand wird uns schon retten.“ Er wartet und ertrinkt ebenso. Der zuversichtliche dritte Frosch sagt sich: „Da bleibt mir nur zu strampeln“. Er strampelt, bis die Sahne zu Butter wird und er aus dem Topf springen kann.
ERWARTUNGSDRUCK: Die Veranstaltung mit Elke Tschorn widmet sich dem Thema Eltern sein: den eigenen Weg finden zwischen Gelassenheit, Erwartungen und Druck. Unterstützende Gedanken aus der Pädagogik und Psychologie zur Stärkung des eigenen Bauchgefühls für den Alltag mit Kindern und Jugendlichen.
Freitag, 13.12.2024, Gesundhaus i-Tüpferl, Steindorf I 15.30 – 17.00
SCHULÜBERTRITT: Die Veranstaltung mit Elke Tschorn widmet sich den Fragen: Was kommt nach der Grundschule? Wie finden wir die richtige Schule für unser Kind?
Freitag, 10.01.2025, Gesundhaus i-Tüpferl, Steindorf I 15.30 – 17.00
Veranstaltungshinweise: https://www.i-tuepferl.de/veranstaltungskalender/
Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag, Heidelberg-Berlin 2021.
Christine Bergmair: Zukunftssicheres Umsetzen von Entwicklung und Gesundheit im Kontext von SDG 11 am Beispielprojekt i-Tüpferl. In: Zukunft Stadt: Die globale und lokale Bedeutung von SDG 11. Wie die sozialökologische Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Handlungsempfehlungen – Chancen – Entwicklungen. Hg. von Alexandra Hildebrandt, Matthias Krieger und Peter Bachmann. SpringerGabler. Berlin, Heidelberg 2025.
Werner Neumüller: Warum Unternehmen einen Kompetenzmix aller Generationen brauchen. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Heidelberg 2020.