Energie erleben: Nachhaltigkeit (be)greifbar machen
Das Zeitalter der Energie
Die globale Erwärmung und das Wachstum der Erdbevölkerung haben ein neues Zeitalter geschaffen - „das Zeitalter der Energie und des Klimas“ (Thomas L. Friedman). Der US-amerikanische Journalist forderte schon vor Jahren eine grüne Revolution in der Energieeffizienz und erneuerbare Energien sowie eine technologische Revolution: „Wir können uns eine Zukunft, die aussieht wie die Vergangenheit, nicht leisten“, konstatiert er in seinem Buch „Was zu tun ist. Eine Agenda für das 21. Jahrhundert“ (2009). Erfolgreich ist für ihn die grüne Revolution erst dann, wenn das Wort grün verschwunden ist - wenn alles grün ist.
Damit verbunden sind allerdings folgende Fragen:
• Mit welchen Technologien ist der Umstieg zu schaffen?
• Wie umweltfreundlich sind erneuerbare Energien?
• Wie lässt sich die Energieversorgung der Zukunft sicherstellen?
• Wie ist die Energiewende finanzierbar?
• Wie können Fehlentwicklungen verhindert werden?
• Was muss die Politik leisten?
• Liegen in Zukunft Energie- und Steuersparen eng beieinander?
• Wie kann die Energiewende vor Ort beschleunigt werden?
Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie mit einer Änderung unseres eigenen Verhaltens einhergeht.
Genauso wichtig ist aber auch die Stärkung der Eigenverantwortung und das Bewusstsein dafür. Dazu braucht es auch einen Blick zurück: Der Begriff „Energie“ wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts in die Physik eingeführt. Vorher sprach man von „lebendiger Kraft“ (kinetische Energie) oder „Fallkraft“ (potenzieller Energie). Albert Einstein beschrieb das Funktionsprinzip der Solarzelle, und Werner Siemens erzeugte aus Drehbewegungen elektrischen Strom. Es entstand die moderne Welt der Energie. Damit startet auch der Ausstellungsbereich „Energie erleben“ im TECHNOSEUM Mannheim. Gezeigt wird, wie Energie Lebensweisen und Arbeitswelten von Gesellschaften prägt, wie Strom zu den Menschen kommt, wie Technik hilft, Strom und Energie punktgenau einzusetzen, aber auch, wie viel Energie in Alltagsgegenständen steckt, und wie der elektrische Strom in den Alltag kam.
In den Blick genommen wird ebenso die Energieversorgung von den ersten Luftheizungen bis zu den intelligenten Stromzählern von heute. Zudem geht es um die Auswirkungen, die Energieerzeugung aus konventionellen Energiequellen auf Klima und Umwelt hat. Auch der Sammelband „CSR und Energiewirtschaft“, der 2019 in 2. Auflage erschien, folgt einem solch interdisziplinären Ansatz und führt – wie der Museumsansatz - Erkenntnisse aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien zusammen. Wichtige Aspekte sind im TECHNOMUSEUM auch das Mitmachen und Erleben. So kann an einer interaktiven Station unter anderem der Frage nachgegangen werden, wie viel Energie notwendig ist, um ein Glas Wasser zu erhitzen, an anderen ist zu erfahren, wie genau der Energiekonsum jedes Einzelnen erfasst wird, oder wie kompliziert es ist, einzelne Stromnetze zu einem großen Verbundnetz zusammenzuschließen.
Auch Unternehmen setzen bei der Vermittlung des Themas auf den Mitmach-Ansatz.
Der Mittelständler Mader ist ein energie- und ressourcenbewusstes Unternehmen, dass sich mit der gesamten Prozesskette Druckluft beschäftigt: von der Erzeugung über die Nutzung bis zum Verbraucher. Energieeffizienz und Umweltschutz sind hier wichtige Herausforderungen. Durch die Betrachtung der kompletten Prozesskette kann für die individuelle Bedarfssituation eine optimale Lösung gefunden und realisiert werden. Das Unternehmen ist seit 2012 Bildungspartner des Phillip-Matthäus-Hahn-Gymnasiums in Leinfelden-Echterdingen und bietet den Schülerinnen und Schülern regelmäßig Einblicke in die berufliche Praxis.
Im Rahmen der deutschlandweiten Aktionswoche der Klimaschutz-Unternehmen besuchten Schülerinnen und Schüler vor einigen Jahren den Druckluft- und Pneumatik-Spezialisten in Leinfelden. Hier waren sie auch selbst gefragt. An verschiedenen Mitmach- und Lernstationen befassten sie sich beispielsweise mit den vielfältigen Aspekten von Klimaschutz unter dem Motto „Unternehmerischer Klimaschutz zum Mitmachen, Informieren und gemeinsamen Erleben!“ Bei allen Stationen wurden gemeinsam Alltagstipps erarbeitet, welche die Schüler sowohl im Privaten als auch in der Schule anwenden können. Neben dem sparsamen Umgang mit Wasser und Energie spielten ebenfalls Ernährung, Abfalltrennung und Mobilität eine Rolle. Das Thema Energie wurde am Bau einer Zitronenbatterie demonstriert, die auf natürliche Weise Strom erzeugt und Nachhaltigkeit (be)greifbar macht.
Weiterführende Literatur:
Ulrike Böhm: Die Macht der kleinen Schritte. Wie man als mittelständisches Unternehmen zum Klimaretter wird. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.
Ulrike Böhm: Ein Mittelständler digitalisiert sich – Von Erfolgen, Hürden und Nachhaltigkeit. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2019.
Stefanie Kästle und Werner Landhäußer: Druckluft 4.0 goes green: Herausforderungen, Chancen und innovative Lösungen am Beispiel der Mader GmbH & Co. KG. In: CSR und Digitalisierung. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2021.