Herrmann Scherer

„Erfolg ist, wenn etwas erfolgt ist.“ Einblick in das Lebenswerk von Herrmann Scherer

„Die eigenen Grenzen sind immer die, die man sich setzt“, sagte neulich der Keynote-Speaker und Seminarveranstalter Hermann Scherer zu mir. Hermann hat über 70 Bücher veröffentlicht, darunter 30 Bestseller. Ein unfassbarer Output, wie ich finde. Wie schafft man das? Das hat er mir in der jüngsten Podcast-Folge von „Unboxing New Work“ verraten.

„Jeder kann Keynote-Speaker werden“

Laut Hermann kann jeder zum Redner werden – egal mit welchem Hintergrund und das, wie er betont, „in unter einem Jahr“. Möglich sei die Karriere selbst für Ultra-Introvertierte und solche, die glauben, „nicht gut mit Worten“ zu sein. Die ersten 30 Reden seien erfahrungsgemäß schlecht. „Das muss einen nicht abschrecken“, findet er und gibt den Tipp: „Stell dich vor den Spiegel, Freunde oder einen Verein und fang einfach an. Allein Youtube hat tausend Inspirationsquellen.“

Das öffentliche Reden gewinnt aus seiner Sicht aktuell an Bedeutung: „Wir leben in einer Message-Economy und erzählen uns zunehmend Geschichten.“ Als Podcaster für mich absolut einleuchtend. Nach Einschätzung des Speakers spürt man das jetzt auch am Arbeitsmarkt: „Die Zahl der Menschen, die in Produktion und Fertigung arbeiten, nimmt derzeit ab, während die Zahl der Menschen, die einander helfen und Wissen durch Storytelling weitergeben, steigt.“

Mehr Umsatz durch Storytelling

Für erfolgreiche Unternehmer wie ihn macht sich das am enorm gestiegenen Umsatz bemerkbar. „10.000 Euro Umsatz pro Tag als Keynote-Speaker waren schon vor einigen Jahren möglich“, berichtet er. Sein Event-Unternehmen, das in 12 Ländern operiert, ist nicht zuletzt gerade wieder Wachstums-Champion geworden – zum fünften Mal in Folge.

Und dann wurde unser Gespräch persönlich, denn: Hermann war nicht immer so erfolgreich. Als junger Mann mit Hauptschulabschluss arbeitete er zunächst im Lebensmittelhandel seiner Eltern und erbte im Alter von 30 Jahren – man glaubt es kaum – 5 Mio. Euro Schulden. Eine Situation, aus der er sich heute, 30 Jahre später, komplett befreit hat.

„Ich musste eine Einnahmequelle finden“

Und das kam so: „Parallel zum Einräumen der Regale belegte ich einen Kurs über Kommunikation und Menschenführung bei Dale Carnegie“, erzählt mir Hermann. Daraus wurde eine Assistenten-Tätigkeit im Kurs, schließlich eine Beschäftigung als Trainer. „Ich erkannte plötzlich, dass es meine neue Aufgabe war, anderen zu erklären, wie man Keynote-Speaker wird“, beschreibt er seinen Weg aus der Not: „Heute geht es mir vor allem darum, Speakern zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen.“

Raus aus den Schulden – und rein in den Erfolg

Gelungen ist ihm das durch einen Mix aus gekonntem Marketing – pro Webinar zählt er inzwischen rund 1000 Teilnehmer – und einer Vielzahl an veröffentlichten Büchern. Das Geheimnis seines Workflows beim Bücherschreiben? „Erst alles aufs Diktiergerät einsprechen, dann der Feinschliff durch Lektoren“, verrät er mir im Podcast.

„Eigentlich hat doch jeder sein Buch schon im Kopf. Wenn wir uns selbst die richtigen Fragen stellen und diese intelligent beantworten, geht Bücherschreiben ziemlich schnell“, erklärt mir Hermann weiter. Mit dem Trick „One sheet a day keeps the ghostwriter away“ hat er eine Strategie gefunden, um laufend Bücher zu produzieren. Einige diktiert er einem einzigen Tag: „50.000 Worte am Tag, das ist schon ein ganzes Buch.“

Kritik an New Work: „Strandworking ist zu viel des Guten“

Ein guter Tipp, den ich mir merke. Uneins sind wir beim Thema: Was ist eigentlich Erfolg? Und: Muss Arbeit immer Spaß machen? Klar, auch eine Generationsfrage! Als Führungskraft verlangt er als Unternehmer Leistung und ein Höchstmaß an Eigenverantwortung im Austausch gegen Workations, Freiraum und Geld. „Sand in der Tastatur beim Strandworking ist aber zuviel des Guten“, moniert er mit Augenzwinkern.

Wie unsere Kontroverse über die zeitgemäße Arbeitskultur ausgegangen ist, könnt ihr jetzt in der neuen Folge von meinem Podcast „Unboxing New Work“ nachhören.

David Hillmer schreibt über Agiles Arbeiten, Entrepreneurship

David Hillmer ist Gründer von HelloAgile, einer Beratung für agiles Arbeiten mit Sitz in Wiesbaden und Dozent für Entrepreneurship an der Hochschule Fresenius. HelloAgile fokussiert sich auf Training & Beratung für agiles Arbeiten außerhalb der Softwareentwicklung.

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