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Luis Alvarez/Getty Images

Erfolgreich ohne Show? Warum es sich lohnt, im Job authentisch zu sein

Schwäche zeigen und trotzdem überzeugen, nahbar sein, ohne alles preisgeben zu müssen: Authentizität ist ein Balanceakt – aber er lohnt sich, weiß XING Geschäftsführerin Sabrina Zeplin.

„Sei nicht authentisch!“ lautet der provokante Titel eines Kommunikationsratgebers des Executive Coach Stefan Wachtel. Ist das aber wirklich erstrebenswert – erfolgreich im Job zu sein, nur weil wir eine Rolle gut spielen können? Laut einer aktuellen XING Umfrage haben 42 Prozent der XING Mitglieder das Gefühl, dass genau das im Job von ihnen erwartet wird. Gleichwohl möchten zwei Drittel der Befragten sich im Job nicht verstellen müssen. Sie möchten selbstbestimmt arbeiten bzw. Entscheidungen treffen (69 %), einen Job machen, der ihnen Spaß macht (63 %) oder auch ihre Persönlichkeit durch ihr Styling bzw. ihre Kleidung zeigen (58 %).

Zugleich stoßen viele Arbeitnehmer auf eine Unternehmenskultur, in der es ihrer Einschätzung nach nicht gewünscht ist, die eigene Meinung zu äußern (41 %). 38 Prozent der Befragten meinen, ihr Arbeitgeber sähe sie nicht als Individuum und 36 Prozent glauben, dass das Zeigen von Emotionen – vor allem negative – nicht erwünscht wäre im Unternehmen.

Man muss nicht immer perfekt sein

Dabei zeigen Studien eindrücklich, wie beispielsweise verordnetes „Dauerlächeln“ im Servicebereich krank machen kann, bis hin zu Burn-out und Depressionen (Organisationspsychologe Dieter Zapf, Uni Frankfurt). Wenn dann noch der Perfektionsdruck der Selbstdarstellung in sozialen Medien dazu kommt, machen sich schnell Versagensängste breit. Die Hochglanz-Posts der vermeintlich erfolgreicheren Ex-Kommilitonen oder Ex-Kollegen wirken auf viele einschüchternd.

Dabei geht es letztlich doch nur um Wertschätzung für das, was man kann und was man leistet. Für über 90 Prozent der befragten XING Mitglieder ist dies einer der wichtigsten Treiber für Arbeitszufriedenheit. Hier geht es um Anerkennung vom Chef, aber auch von Kollegen und vom beruflichen Netzwerk. Arbeitnehmer wünschen sich Anerkennung, ohne sich dabei als überhöhte Selbstdarsteller empfinden zu müssen. Hier eine Lösung zu finden, ist eigentlich ganz einfach: Das persönliche Dankeschön wird von Mitarbeitenden häufig als viel wertschätzender empfunden als eine Gehaltserhöhung oder extra Benefits. Ebenso kommt im erweiterten Netzwerk eine persönliche Nachricht viel besser an als ein einfacher „Like“.

Authentisch sein bedeutet nicht, alles preisgeben zu müssen

Interessanterweise habe ich vor ein paar Jahren aus meinem Training mit dem Authentizitäts-Skeptiker Stefan Wachtel, den ich eingangs erwähnte, dennoch viel mitgenommen. Denn Authentizität darf natürlich keine Entschuldigung für schlechte Vorbereitung, Respektlosigkeit oder ein unsicheres Gestammel auf der Bühne sein. Wenn ich mich entscheide, als Führungskraft vor meine Mitarbeiter zu treten, oder wenn ich meinen Arbeitgeber in der Öffentlichkeit repräsentiere, dann muss ich Sicherheit und Zuversicht vermitteln, auch wenn mir vielleicht gerade gar nicht danach ist. Auch das ist wichtig, beim Thema Authentizität zu verstehen: Authentisch sein bedeutet nicht, immer sein ganzes Ich allen vollkommen zu offenbaren. Vielmehr gelingt es authentischen Menschen, je nach Situation, ganz bestimmte Seiten von sich zu zeigen, ohne dabei die eigene Identität zu verlieren. Das hat nichts mit Manipulation zu tun, sondern mit Respekt oder Verantwortung. Das gilt sogar im privaten Kontext, für mich etwa als Mutter. Auch gegenüber meinen Kindern muss ich Unsicherheit oder schlechte Laune mal überspielen. Beim Kindergeburtstag kann ich noch so genervt sein – ich gebe die coole Entertainerin. Aber im entspannten Gespräch beim Abendessen kann ich natürlich auch mal sagen, dass es mir gerade nicht gut geht, oder dass ich auch nicht auf alles eine Antwort habe. Das gilt genauso gegenüber meinen Mitarbeitern und Kollegen.

Es ist auch ein Zeichen von Wertschätzung und Vertrauen, sich zu öffnen und um Hilfe zu bitten. Während Authentizität auf der Bühne manchmal hintenanstehen muss, ist sie um so wichtiger im direkten Dialog. Zudem, auch das zeigt die Wissenschaft, kommt es natürlich auch darauf an, ob man seine Fähigkeiten bereits unter Beweis gestellt hat: Ein CEO, der in der Corona-Krise zugibt, selbst unter Druck zu sein, wird vermutlich als sympathisch und menschlich und damit als authentisch wahrgenommen werden. Ein Trainee, der oder die zugibt, sich auf das Meeting nicht richtig vorbereitet zu haben, wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so wohlwollend beurteilt werden.

Wir brauchen ehrlichen Austausch

Wir möchten unsere Mitglieder zu einem authentischen Dialog mit ihren Kollegen und ihrem Netzwerk ermuntern. Nutzt XING zum echten, ehrlichen und menschlichen Austausch. Und wenn Eure Unternehmenskultur Euch nicht so sein lässt, wie ihr selbst sein wollt, macht Euch auf XING schlau, welche Unternehmen vielleicht besser zu Euch passen. Der XING Stellenmarkt bietet euch den direkten Einblick in viele Unternehmen: entweder über die Kulturbewertung von kununu, die ihr direkt einsehen könnt. Oder Ihr schaut auf XING, wer aus Eurem Netzwerk im jeweiligen Unternehmen arbeitet und lasst Euch aus erster Hand von ihrem Arbeitsalltag berichten.

Dr. Sabrina Zeplin schreibt über Job & Karriere, Digitale Plattformen, Gründung

Dr. Sabrina Zeplin ist Digital-Unternehmerin und Gründerin von RestartCareer, der digitalen Plattform für berufliche Neuorientierung nach arbeitgeberseitiger Trennung. Mit ihrer Plattform möchte sie Menschen ermutigen und inspirieren, berufliche Veränderungssituation als persönliche Chance zu nutzen

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