„Erstmal einen Kaffee!“ 3 Tipps, wenn im Job ohne Koffein-Boost gar nichts geht
Auch erst nach der Tasse Kaffee ansprechbar? Das ist ok, sagt Ökotrophologin Susanne Liedtke. Wann der Konsum problematisch wird und warum, erklärt sie hier.
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Frage der Woche
Wenn der Nachmittag kommt, hänge ich durch. Ich bin dem Druck und den Anforderungen meines kreativen Jobs ohne Kaffee nicht mehr gewachsen. Ich bin bei 5 – 7 Tassen am Tag. Was kann ich tun?Jo, XING Nutzer
Lieber Jo,
erst einmal einatmen und wieder ausatmen. Kaffee macht zwar abhängig, aber diese Abhängigkeit hat weniger gesundheitliche Auswirkungen als vermutet. Noch vor Jahren wurde vor dem Konsum von zu viel Kaffee gewarnt. Das ist heute anders.
Kaffee – oder besser gesagt Koffein – macht uns tatsächlich produktiver, es wirkt stimulierend, verbessert die Konzentration und ruft eine leichte Euphorie hervor. Wir bleiben länger wach, weil dem Körper das Signal fehlt, einen Gang runter zu schalten und so können wir länger mehr leisten. Wenn du allerdings regelmäßig Koffein aufnimmst, entwickelst du eine Toleranz. Um den gleichen Effekt zu spüren, brauchst du dann größere Mengen an Koffein.
Grundsätzlich gilt, dass das Trinken von Kaffee mit viel Positivem verbunden ist:
Moderater Konsum von Filterkaffee reduziert das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen.
Koffeinkonsum scheint das Risiko zu reduzieren bzw. zu verzögern, an Alzheimer oder Parkinson zu erkranken .
Kaffeekonsum scheint das Auftreten von Depressionen zu reduzieren.
Kaffee enthält sogar lösliche Ballaststoffe, und die sind gut für unsere Darmgesundheit.
Welche Gruppen sollten mit koffeinhaltigen Getränken vorsichtig umgehen?
Ich wäre allerdings vorsichtiger mit dem Trinken von koffeinhaltigen Getränken, wenn du zu einer der folgenden Gruppen gehörst:
Schwangere und Stillende
Menschen mit empfindlichem Magen
Menschen, die unter Ein- und/oder Durchschlafstörungen leiden
Menschen mit einem Body-Mass-Index über 25 kg/m2
Menschen, die viel Stress im Alltag erleben
Schauen wir uns das mal genauer an:
Dass Schwangere und Stillende vorsichtig mit dem Konsum von wach machenden Getränken sein sollten, erklärt sich von selbst.
Menschen, die ohnehin einen empfindlichen Magen haben, sollten diesen schonen. Da das Koffein aus dem Kaffee die Produktion von Magensäure anregt, kommt es nach dem Trinken von Kaffee zu einem vermehrten Ausstoß von Magensäure, was wiederum die empfindliche Magenschleimhaut angreifen kann.
Du kannst schlecht ein- oder durchschlafen? Dann solltest du als erstes auf koffeinhaltige Getränke verzichten. Es ist durchaus möglich, dass die eine Tasse Kaffee am Morgen für deinen schlechten Schlaf verantwortlich ist. Mit zunehmendem Alter verstoffwechseln wir Koffein langsamer, so bleibt es länger im Körper und wirkt entsprechend nach.
Auch wenn du ein gesünderes Körpergewicht anstrebst, kann es sich lohnen, mal eine Zeitlang auf koffeinhaltige Getränke zu verzichten. Das Koffein fördert Blutzuckerschwankungen, die wiederum das Hungergefühl triggern können. Auf ein Zuviel an Glukose im Blut folgt dann eine Unterversorgung. Menschen, bei denen das so ist, bekommen schneller wieder Hunger.
Selbstverschuldete Abhängigkeit: Wie wirkt Koffein in Deinem Körper?
Wenn Du jetzt auch noch viel Druck im Job erlebst und Koffein brauchst, um das tägliche Pensum zu schaffen, dann kann das kurzfristig funktionieren, aber auf Dauer nimmst Du eine Hypothek auf deine Gesundheit auf. Denn, wenn Du morgens deinen Kaffee trinkst, steigerst du damit automatisch deinen Cortisolspiegel. Cortisol ist unser Stresshormon, welches morgens zirka eine halbe Stunde nach dem Aufstehen seinen höchsten Stand im Körper hat. Es ist unser natürlicher Wachmacher. Cortisol sorgt dafür, dass unser Blutzuckerspiegel ansteigt, so dass wir mit ausreichend Energie in den Tag starten können. Im Tagesverlauf nimmt die Konzentration von Cortisol ab, so dass wir abends wieder gut einschlafen können.
Trinken wir jetzt tagsüber ein koffeinhaltiges Getränk, dann pushen wir auch künstlich unseren Cortisolspiegel. Das wiederum führt dann zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels. Die Folge: Wir haben Energie und können gut arbeiten. Fällt dann aber der Blutzuckerspiegel ab, fallen wir wieder in ein Loch. Wir glauben, dass wir wieder Kaffee brauchen, um normal arbeiten zu können. Und so kommt es dazu, dass wir noch mehr Kaffee “brauchen”, dabei haben wir uns nur in eine Abhängigkeit begeben, aus der wir auch selber wieder herauskommen könnten.
Was kannst Du tun, um auch mal mit weniger Kaffee auszukommen und trotzdem dein Pensum zu schaffen?
Runter vom Stress. Das klingt einfacher gesagt als getan, aber es ist wirklich wichtig, dass du achtsam mit Dir umgehst. Starte zum Beispiel mit einer kurzen Meditation in den Tag oder geh mittags eine Runde spazieren, egal, wie viel noch zu tun ist. Wenn Du Deine Aufgaben nur schaffen kannst, indem Du Dich künstlich hochpuscht, dann stimmt etwas nicht.
Versuche einmal, Deinen Koffeinkonsum langsam herunterzufahren, um zu sehen, ob du nicht doch mit weniger Koffein auskommen kannst. Zunächst versuchst du, eine Tasse weniger am Tag zu trinken. Ersetzen kannst Du diese mit koffeinfreiem Kaffee, Lupinenkaffee, heißer Zitrone mit einer Prise Cayennepfeffer oder einfach mit heißem Wasser.
Ersetze jetzt den Kaffee durch schwarzen oder grünen Tee. Und wenn das gut geklappt hat, dann steige auf Kräutertees, Ingwertee oder heißes Wasser um.
Kaffeeentzug kann fies sein. Die meisten Menschen berichten vor allem von heftigen Kopfschmerzen. Diese sollten aber im Zuge der Umstellung zurückgehen. Wenn Du es geschafft hast, wirst du merken, dass Du den Kaffee gar nicht wirklich zum Wachwerden brauchst. Dein Körper kommt auch so gut in die Gänge.
Aber vielleicht genießt du einfach auch morgens das Ritual, den Tag mit einer Tasse heißen Kaffees zu beginnen. Und daran ist überhaupt nichts auszusetzen. Im Gegenteil. Also weg von den ungesunden Mengen und hin zum Genussmoment am Morgen.
Gruß,
Susanne
Wer schreibt hier?
Susanne Liedtke ist Gründerin von NOBODYTOLDME, Pionier unter den DACH Startups, die sich auf Wechseljahre fokussieren. Ihren Job bei Google kündigte sie mit 49 Jahren, um alles rund um die Wechseljahre zusammenzustellen, was Frauen dabei helfen kann, gut durch diese Phase zu kommen. Susanne hat ein Diplom in Ökotrophologie. Sie ist Digitalexpertin, Nerd, Bio-Hackerin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern.
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