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ESG-Ratings: Warum die Industrie davon überzeugt, aber die Umsetzung noch zögerlich ist

Environmental Social Governance (ESG – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) wird heute als weiter Begriff für Corporate Social Responsibility (CSR) verwendet. Es handelt sich dabei um einen freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, der über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht.

Ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zum nachhaltigen Industrieunternehmen ist es, ESG-Informationen transparent zu machen. Aktuell hat jedoch erst jedes vierte Unternehmen eine objektive Bewertung seiner Nachhaltigkeitskriterien durchführen lassen, so das Fazit der aktuellen Horváth-Studie „Nachhaltigkeit im produzierenden Gewerbe 2022 – ökonomische Potenziale der Green Transformation“. Befragt wurden Industrieunternehmen ab 1000 Mitarbeitenden und 100 Millionen Euro Jahresumsatz aus Deutschland sowie Österreich und der Schweiz.

Die Industrie ist zwar von ESG-Ratings überzeugt, doch ist die Umsetzung noch zögerlich. Die Ursache liegt in der veränderten Situation der vergangenen Monate: Aufgrund des Krieges in der Ukraine mussten die Unternehmen ihre Strukturen in Einkauf, Produktion, Vertrieb und Logistik zunächst mit Fokus auf andere Parameter prüfen und optimieren.

  • 40 % der Befragten planen, ein ESG-Rating spätestens 2023 umzusetzen. 2025 werden dann voraussichtlich 80 Prozent die Zertifizierung durchlaufen haben.

  • 25 % sieht keinen Anlass für eine ESG-Bewertung.

  • Bisher wird erst ein Drittel der Unternehmen entsprechend ihrer Nachhaltigkeitsstrategie gesteuert.

  • Ein Viertel hat immerhin ein konkretes Zielbild definiert, rund 30 % befinden sich in der Vorphase des Messens und Abwägens, 12 % haben noch keinen Schritt hin zur systematischen „Green Transformation“ getan.

  • 60 % haben ein konkretes Zielbild für eine nachhaltige Steuerung entwickelt und verabschiedet.

  • Als Hauptmotivatoren für das Engagement im Bereich Nachhaltigkeit werden Kundenanforderungen, der „Purpose“ des Unternehmens sowie die Markenwahrnehmung genannt. Danach folgen gesetzliche Vorgaben wie die EU-Taxonomie.

  • Als wichtigste Stellschraube wird die Umstellung auf nachhaltige Lieferketten genannt, gefolgt von nachhaltiger Produktion und nachhaltigen Produkten. Mit deutlichem Abstand folgen Eigenproduktion, nachhaltiger Energie und der Erwerb von CO2-Zertifikaten (Pressemitteilung von Horváth, 31.05.2022)

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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