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Exklusiv-Interview: Wie die Dmexco-Macher der Branche Mut machen wollen

Im Exklusiv-Interview mit HORIZONT sprechen die Köpfe hinter der Digitalmarketingmesse Dmexco, Gerald Böse und Verena Gründel von der Koelnmesse sowie Carsten Rasner vom Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), über die diesjährigen Branchentrends, die Expansion nach Asien und das Mutmach-Motto "Be bold, move forward".

Wie definieren Sie Ihre Rolle in der Entwicklung der Dmexco? Wer setzt genau die Impulse? Wer kuratiert und wer moderiert?
Carsten Rasner: Ich starte mal aus Perspektive des BVDW. Wir als Bundesverband Digitale Wirtschaft sind fachlicher und ideeller Träger der Dmexco. Das heißt: Wir tragen Impulse aus der Wirtschaft, insbesondere aus unserer Mitgliedschaft, in die Veranstaltung hinein. Die Dmexco ist unsere Bühne. Hier platzieren wir Themen, sei es in der Konferenz, der Ausstellung oder gemeinsam mit unseren Mitgliedern in den Masterclasses. Insofern ist sie eine Plattform aus der digitalen Wirtschaft, für die digitale Wirtschaft. Gemeinsam mit der Koelnmesse sorgen wir für inhaltliche Qualität – mit einem starken Schulterschluss.
Verena Gründel: Ich kann das nur unterstreichen. Mir fällt es wahnsinnig schwer, einzelne Namen oder Verantwortlichkeiten zu nennen, denn wir arbeiten ganz stark im Team. Zwischen den Gewerken, zwischen Koelnmesse und BVDW – das ist Gemeinschaftsarbeit. Wir haben mehrere Calls pro Woche, in großen und kleinen Teams. Deshalb lautet die ehrliche Antwort: Es ist eine Teamleistung, die am 17. und 18. September in Köln auf der Bühne steht.
Gerald Böse: Absolut! Messeformate wie die Dmexco sind immer Teamarbeit. Der große Unterschied zu internationalen Veranstaltern ist, dass deutsche Messen seit jeher ein Ohr an der Wirtschaft haben. Die Inhalte entstehen aus dem Feedback, das wir über die Verbände erhalten. Und das ist vielleicht auch ein Stück weit das Geheimnis, warum es diese Messen über Jahrzehnte hinweg gibt – weil wir Höhen und Tiefen gemeinsam durchschreiten.

Das Motto der diesjährigen Dmexco lautet "Be bold, move forward". Was steckt hinter der Mut-Botschaft?
Gründel: Das Schöne an dem Motto ist: Ich merke draußen im Markt, dass es sehr gut ankommt. Ich höre überall, dass das Thema "Mut" diskutiert wird – bei Events, in Podcasts, auf Bühnen. Es geht darum, mutige Entscheidungen zu treffen, auch in einer schwierigen Lage mit technologischen Umbrüchen durch künstliche Intelligenz, wirtschaftlichen Herausforderungen und geopolitischen Unsicherheiten. Kopf in den Sand stecken? Das ist keine Option. Studien zeigen: Wer in der Krise mutig investiert, geht gestärkt aus ihr hervor.
Rasner: Aus unserer Perspektive hat Mut eine gesellschaftliche und politische Dimension. Gerade jetzt – in diesem Zustand zwischen Angst und Aufbruch. Es ist ein Weckruf! Deutschland muss sich wieder trauen, im digitalen Weltmarkt mitzugestalten. Stillstand ist keine Option. Das Motto richtet sich an Industrie, Politik, Gesellschaft – aber auch an jeden Einzelnen in der Branche.

Wie werden wir alle mutiger – oder was soll konkret passieren?
Rasner: Ein zentrales Thema ist künstliche Intelligenz. Sie bringt disruptive Veränderungen, neue Geschäftsmodelle, kreative Prozesse und enorme Potenziale. Natürlich gibt es auch Risiken und Sorgen – die dürfen wir nicht ignorieren. Aber im Zentrum muss stehen: Welche Chancen können wir jetzt ergreifen?
Böse: Mutige Entscheidungen sind gerade in Zeiten globaler Neuordnung gefragt. Handelsblöcke verschieben sich, Unsicherheit wächst. Aber Geschichte zeigt: Krisen sind Chancen. In Deutschland müssen wir uns wieder am eigenen Schopf hochziehen und sagen: Nicht verzagen, sondern vorwärtsgehen. Das ist auch meine persönliche Botschaft – und die der Dmexco.
Gründel: Mutig zu sein, hat nachweisbare Benefits: Mutige Menschen sind gesünder, zufriedener, wirtschaftlich und finanziell erfolgreicher. Ich habe mich in einem Vortrag intensiv mit dem Thema Mut beschäftigt – und ich bin überzeugt: In dieser Lage ist Mut alternativlos. Denn die Alternative ist keine.

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Die Dmexco nennt sich "Europas führendes Digitalmarketing- und Tech-Event". Was unternehmen Sie konkret, um diesem Anspruch gerecht zu werden?
Gründel: Ich glaube, wir werden diesem Anspruch längst gerecht. Das zeigen die Zahlen: 27 Prozent unserer Gäste haben C-Level-Positionen inne, 64 Prozent sind Entscheidungsträger. Wenn so viele Menschen auf diesem Level zusammenkommen, entsteht enorme Wertschöpfung. Und unser Content ist umfangreich, aktuell sind es 17 Bühnen. Da ist für jede Facette der Branche etwas dabei.

Zu den Facetten gehört die Diskussion über Branding- versus Performance Marketing. Die Dmexco zeigt traditionell viele Akteure aus dem Performance-Bereich. Was unternehmen Sie hingegen, um den Branding-Gedanken zu stärken?
Gründel: Wir haben letztes Jahr sogar eine CMO-Umfrage dazu gemacht und auf dem CMO Summit präsentiert. Die zeigte, dass es in den vergangenen Jahren ein leichtes Ungleichgewicht zugunsten von Performance-Budgets gab und dass die CMOs ihre Brands wieder mehr stärken wollen. Wir wollen die Branche ganzheitlich abbilden – Digitalmarketing ist ja längst nicht mehr von klassischem Marketing zu trennen. Beide Disziplinen zahlen aufeinander ein. Es kommt darauf an, wie man die Tools und Kanäle ausrichtet.

Also keine Entweder-oder-Entscheidung?
Gründel: So ist es. Markenpositionierung ist im digitalen Ökosystem wunderbar möglich – sei es durch Creatives, Targeting oder Medienauswahl. Performance und Branding existieren nicht als Gegensätze, sondern als sich ergänzende Komponenten.

Herr Böse, was bedeutet die Expansion nach Asien für die Marke Dmexco?
Böse: Der asiatische Markt ist einer der wachstumsstärksten weltweit – nicht nur im Digitalbereich. Wir merken das auch bei anderen Events wie der Gamescom, die wir über Singapur nach Bangkok gebracht haben. Die Expansion der Dmexco läuft im Verbund mit bestehenden Tech- und E-Commerce-Veranstaltungen. So gewinnen wir wertvolle Einblicke, statt nur einmal im Jahr eine Pressekonferenz zu machen. Die Mechanismen dort sind anders, das ist klar. Aber es geht darum, dem asiatischen Markt eine Plattform für Austausch und Innovation zu bieten.

Finden dadurch vermehrt Inhalte aus dem asiatischen Markt auf der Dmexco in Köln statt?
Gründel: Wir nehmen Innovationen aus dem asiatischen Markt, zum Beispiel im Bereich Commerce, mit in unser Programm. Es gibt sogar gemeinsame Webinare, die beide Events bedienen. Der Commerce-Markt in Asien ist unglaublich dynamisch – viele westliche Player können sich davon einiges abschauen. Die Einflüsse gehen künftig stärker in beide Richtungen, und die Dmexco wird durch den Schritt nach Singapur auch internationaler.
Böse: Plattformen wie TikTok, WeChat oder Shopee eröffnen spannende neue Perspektiven. In Asien sehen wir eine beeindruckende Offenheit für datenbasierte KI-Innovationen und eine große Lust am Ausprobieren. Europa geht bewusst einen anderen Weg mit Fokus auf Datenschutz und klare Regulierung. Beides hat seine Berechtigung. Aber gerade der kreative Mut und die Geschwindigkeit, mit der dort neue Formate entstehen, können auch für uns ein wertvoller Impuls sein.

Herr Rasner, welche Rolle spielt der BVDW beim Thema Dmexco goes Asia?
Rasner: Wir begleiten das im Schulterschluss mit der Koelnmesse. Die digitale Wirtschaft ist global – das liegt in ihrer DNA. Wir sehen Innovationen, Benchmarks und Ideen aus Asien, die für Europa spannend sind. Der BVDW steht dem offen gegenüber, und wir wollen in Zukunft auch stärker Inhalte beisteuern. Auch unsere Mitglieder, viele davon international aktiv, können hier Brücken bauen.

Der BVDW hat drei zentrale Pfeiler: Daten, Kreativität und Verantwortung. Wie genau spiegelt sich dies in der KI-Debatte auf der Dmexco wider? Welche Tonalität wählen Sie?
Rasner: Die Debatte findet in diesem Dreiklang statt. Erstens: Daten sind die Basis datengetriebener Geschäftsmodelle – in allen Branchen, von Automotive bis Pharma. Unsere Branche ist hier Vorreiter. Die Digitalagenturen treiben das Thema massiv voran: Nahezu 100 Prozent nutzen generative KI, über 50 Prozent setzen eigene Modelle ein. Die Innovationskraft ist beeindruckend. Zweitens: Kreativität. KI fördert neue Formen der Ideenfindung, Gestaltung und Umsetzung. Drittens: Verantwortung. Die ethische Debatte rund um KI ist essenziell, gerade im europäischen Kontext. Innovation und Verantwortung dürfen sich nicht ausschließen.

Es gibt ja auch Warnungen vor KI-Washing – also dem Hype um KI ohne echten Nutzwert. Wie trennt die Dmexco Hype von Substanz, Frau Gründel?
Gründel: Ich glaube, KI-Washing ist kein großes Thema mehr. KI als Marketinggag – das ist vorbei. Denn KI hat sich etabliert. Es geht jetzt darum, echte Ergebnisse zu zeigen: Effizienzsteigerung, Geschäftsmodell-Anpassungen, messbare Cases. Deshalb planen wir keinen eigenen KI-Summit – KI steckt sowieso überall drin. Ich glaube, wer in unserer Branche KI noch nicht integriert hat, ist nicht zukunftsfähig – und wahrscheinlich auch nicht bei der Dmexco dabei.

Welche Rolle spielen europäische und globale Regulierungsdebatten im Konferenz-Programm? Wie viel Raum bekommen diese Diskussionen?
Rasner: Ganz offen gesagt: Die Dmexco ist keine Bühne für politische Grundsatzdebatten. Dafür haben wir andere Formate beim BVDW, wie unsere Konferenz "DATA:matters" oder spezifische Panels, die für politische Diskussionen konzipiert sind. Natürlich spielt Regulierung am Rande immer wieder eine Rolle, vor allem der Datenschutz, oder auch bei Themen wie digitale Souveränität oder Cloud-Sicherheit. Aber unser Fokus auf der Dmexco liegt auf relevantem Industrie-Content und auf Business-Chancen im Rahmen geltender Gesetzgebung.

Wie steht es um das Thema Responsible Media – spielt es dieses Jahr eine größere Rolle?
Rasner: Wir diskutieren das Thema intensiv, auch in verschiedenen Working Groups, und werden dafür konkrete Content Pieces auf der Dmexco haben.
Gründel: Wir arbeiten mit Partnern, die sich stark mit Responsible Media positionieren. Diese Inhalte werden wir auf der Media Stage und der Future TV Stage abbilden. Responsible Media bekommt Raum und Sichtbarkeit.

Ein weiteres wichtiges Branchenthema heißt Retail Media. Der BVDW hat Standards für diese neue Disziplin formuliert. Wie vermitteln Sie dieses Thema auf der Dmexco – vor allem unabhängig von den Plattformen, die viele Eigeninteressen haben?
Rasner: Unser Retail Summit auf der Dmexco legt bewusst den Fokus auf die Vielfalt des Ökosystems – jenseits einzelner Plattformen. Die Branche wächst rasant. Der Andrang bei unseren Retail Media Festivals zeigt das ebenfalls. Natürlich wird es irgendwann Konsolidierung geben, aber derzeit erleben wir ein großes Momentum und eine hohe Innovationskraft. Auch unsere Masterclasses greifen das Thema auf, und wir achten darauf, dass alle relevanten Player repräsentiert werden.

Wie sieht es auf der Messe mit den großen Tech-Konzernen aus: Werden sie vollständig vertreten sein?
Gründel: Das ist jedes Jahr eine spannende Frage. Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir mit allen im Gespräch und von den meisten liegen feste Zusagen vor. Wir wollen die Branche als Ganzes abbilden: Von Social Media und Retail Media über AdTech bis hin zu Commerce – auf der Fläche und auf den Bühnen. Für jede Zielgruppe gibt es das passende Angebot.

Die Branche als Ganzes abbilden bedeutet ja auch, viele Trends aufzuzeigen. Welche sind aus Ihrer Sicht außerdem noch interessant?
Gründel: Zwei Stichworte: Social Media und CTV. Ich finde es spannend zu beobachten, dass beide Gattungen zusammenwachsen, Werbungtreibende sie immer häufiger gemeinsam denken sowie Assets für beide Kanäle zusammen produzieren. Zudem haben wir erstmals einen eigenen Creator Summit auf der Dmexco – in Partnerschaft mit VideoDays und Social Match. Mit einem ganzen Tag voller Creator-Themen bauen wir den Schwerpunkt dieses Jahr groß aus.
Rasner: Ich ergänze um den Bereich der Digitalagenturen. Vielleicht nicht das große Headline-Thema, aber hochspannend: Agenturen definieren ihre Geschäftsmodelle neu – beeinflusst durch Innovation, Technologie und Kreativität. Unsere Studie zum Thema KI und Digitalagenturen zeigt, wie viel Potenzial hier freigesetzt wird.

Und welche Digital-Marketing-Trends halten Sie hingegen für überbewertet?
Gründel: Was ich überbewertet finde, ist diese Praxis, ständig zu sagen "XY ist tot". Ob Radio, Mediaagenturen oder Programmatic Advertising – diese Dinge wurden schon oft für obsolet erklärt. Am Ende zeigt sich aber, dass alles weiterhin relevant ist. Der Markt wird nur vielfältiger und komplexer. Solche provokativen Statements sind oft nur Schlagzeilen ohne Substanz. Rasner: Wenn Agenturen Selbstverständlichkeiten als völlig neue Trends verkaufen – obwohl sie seit Jahren Teil ihres Portfolios sind –, sehe ich das skeptisch.

Im vergangenen Jahr sprach die Dmexco von 40.000 Besuchern. Wie viele waren es wirklich?
Gründel: Unsere offiziellen Zählungen basieren auf den Regeln der AUMA und FKM. Aber dabei werden einige Ticketarten, zum Beispiel Ausstellertickets, nicht berücksichtigt – diese zählen nach FKM-Richtlinien nicht zu den Besucherzahlen. Wenn wir diese mit einbeziehen, kommen wir auf rund 40.000 Personen vor Ort.

Welche Zahl peilen Sie dieses Jahr an?
Gründel: Ungefähr die gleiche wie im Vorjahr. Entscheidend ist aber nicht die Menge, sondern die Qualität. Die für uns relevanten Zahlen sind die der Entscheider. Für Aussteller und Besucher zählt die Qualität der Gespräche – nicht die Masse.

Die Besucherzahl ist durchaus wichtig, und zwar fürs Ticketing, also für den Umsatz. Wie hat sich der entwickelt?
Böse: Wir geben zu Einzelveranstaltungen keine Umsatzzahlen öffentlich bekannt – auch nicht für die Gamescom oder die Anuga. Das führt zu wenig. Aber klar: Durch Preissteigerungen in vielen Gewerken und Teildienstleistungen wird sich der Umsatz nominal vermutlich ohnehin nach oben bewegen.

Im vergangenen Jahr sagten Sie: Die Dmexco ist profitabel – gilt das weiterhin?
Böse: Absolut. Die Dmexco war immer profitabel – und das bleibt auch unser Anspruch.

Die Digital X, die Hausmesse der Deutschen Telekom, findet nicht mehr parallel zur Dmexco in Köln statt. Was passiert mit Ihrer Kooperation?
Böse: Die Digital X findet terminlich vor der Dmexco statt – das macht eine Verknüpfung schwierig. Man plant bei der Telekom eher ein kompaktes, B2B-orientiertes Format auf dem Messegelände – also keine urbanen Großinszenierungen. Aber: Die Gespräche über zukünftige Kooperationen laufen bereits. Generell muss die Zusammenarbeit einen Mehrwert für die Dmexco bringen – und für die Telekom.

Wie wollen Sie die Dmexco zu einer Plattform entwickeln, die auch außerhalb der Messezeit existiert?
Gründel: Diesen Ansatz setzt das Team bereits seit Jahren erfolgreich um. Wir haben Content-Formate wie den Dmexco-Blog, unseren Podcast, und seit letztem Jahr den dreimal wöchentlich erscheinenden Digital Digest Newsletter. Dazu kommt das Pre-Game-Dinner-Format – ein Networking-Event für unsere VIPs, das inzwischen auch international in Städten wie Paris, London und Amsterdam läuft. Und: Ab der Woche nach der Dmexco sind alle Inhalte als Video-on-Demand verfügbar – kostenlos und für alle. Das ist ein echter Wissensschatz, den man nutzen sollte.
Rasner: Zusätzlich werden wir als BVDW zum Jahreswechsel eine eigene Akademie für die digitale Wirtschaft launchen. Dort geht es um Weiterbildung, digitale Skills und Innovationen. Die Verbindung zur Dmexco als Plattform für 365 Tage ist hier sehr eng – Education ist für uns ein zentrales Thema.

Die wertvollsten Gespräche entstehen oft durch Zufall: beim Kaffee, in der Warteschlange, bei einem spontanen Meetup. Solche Erlebnisse bekommst du nicht vor dem Bildschirm.
Gerald Böse

Der Dmexco-Content wird gestreamt und kostenfrei verfügbar gemacht – unabhängig davon, ob man ein Ticket hat. Konterkariert das nicht den Ticketverkauf? Warum sollten Besucher:innen 279 € bezahlen, wenn sie alles kostenlos sehen können?
Böse: Vielleicht ein kurzer Gedanke dazu: Wenn das so wäre, gäbe es keine Live-Messen mehr. Wir haben während der Pandemie digitale Formate ausprobiert und festgestellt: Das Persönliche zählt. P2P – also Peer-to-Peer – bleibt unser USP. Die wertvollsten Gespräche entstehen oft durch Zufall: beim Kaffee, in der Warteschlange, bei einem spontanen Meetup. Solche Erlebnisse bekommst du nicht vor dem Bildschirm.
Gründel: Genau. Das Streamingangebot ist eher ein ergänzendes Format – punktuell nutzbar, zum Nachhören oder Vertiefen. Aber die Dmexco ist eine Live-Experience: Stände, Networking, Abendveranstaltungen, Partys, Dinner-Einladungen, inspirierende Gespräche, die man nicht planen kann. Wir machen uns damit keine Konkurrenz – sondern schaffen zusätzlichen Mehrwert.

Stichwort Speaker:innen: Wenn Ressourcen keine Rolle spielen würden – Finanzen, Verfügbarkeiten, alles wäre möglich –, wen würden Sie gerne einmal auf der Dmexco-Bühne sehen?
Gründel: Ich finde Marketingverantwortliche von spannenden Brands oft inspirierender als Stars. Menschen, die nicht professionelle Speaker sind, sondern echte Strateg:innen. Der Lufthansa-CMO Olivier Krüger zum Beispiel eröffnet dieses Jahr den CMO-Summit. Das finde ich großartig.

Also niemand im Format einer Kim Kardashian, wie sie OMR-Gründer Philipp Westermeyer 2024 engagiert hat?
Böse: Da kommen mir auf jeden Fall Persönlichkeiten in den Kopf, die ich eher einladen würde. Bill Gates finde ich zum Beispiel hochspannend.
Rasner: Ich will den Menschen sehen, der in fünf Jahren Weltklasse ist – und den heute noch niemand kennt. Wenn dieser Mensch einmal bei uns aufgetreten ist, könnten wir sagen: Wir haben ihn entdeckt! Für mich zählen Innovator:innen, Gründer:innen mit Mut – Menschen, die Geschäftsmodelle entwickeln, scheitern, weitermachen. Das ist unser Anspruch: die Stars von morgen frühzeitig auf die Bühne bringen.

Exklusiv-Interview: Wie die Dmexco-Macher der Branche Mut machen wollen

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