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Faktencheck Generation Z: Was ist Mythos, was stimmt?

Faul, verweichlicht, sinnsuchend? Oder weltverbessernd, gemeinschaftlich, tolerant? Über die Gen Z gibt es viele Stereotype, Mythen und Behauptungen. Hier ist ein Faktencheck zu 5 häufigen Aussagen zu den Digital Natives.

Behauptung: Der Generation Z gehen Work-Life-Balance und Freizeit über alles

Sie fragen schon im Bewerbungsgespräch nach Workations und würden am liebsten nur vier Tage arbeiten (wenn drei nicht möglich sind). Mit denen ist doch nichts anzufangen. Stimmt das?

Ja, Work-Life-Balance ist tatsächlich ein hoher Wert, was das Arbeitsleben angeht. Und natürlich kennt jeder Arbeitgeber solche Forderungen wie die gerade genannten. Aber: Es gibt durchaus wichtigere Faktoren. Wie z.B. die Randstad Employer Brand Research 2022 gezeigt hat, ist die Möglichkeit zu Homeoffice (40%) für die Gen Z ein wichtiger Faktor. Deutlich wichtiger sind allerdings nach wie vor Arbeitsplatzsicherheit (60%), ein attraktives Gehalt und gute Sozialleistungen (56%) und finanzielle Stabilität (50%). Wer mit solchen "altmodischen" Faktoren punkten UND gleichzeitig eine angemessene Work-Life-Balance bieten kann, gewinnt die Herzen und Arbeitskraft der Generation Z.

Einschätzung: Stimmt so pauschal nicht

Behauptung: Die Generation Z hängt nur am Handy

Das Smartphone scheint an der Hand festgewachsen zu sein, seine operative Entfernung ist der einzige Ausweg. Täuscht der Eindruck?

Natürlich sind solche Behauptungen spaßig und überspitzt, aber sie treffen schon einen wahren Kern. Der Smartphone-Besitz deutscher Jugendlicher liegt bei ca. 95% und das Smartphone wird als das wichtigste Element im Leben genannt (im Gegensatz zu "Familie" bei der Generation Y).

Auch die realen Smartphone-Zeiten sind in der Generation Z am höchsten (was z.B. zu Lasten von TV- und Radiozeiten geht, die in den älteren Generationen deutlich höher ausgeprägt sind).

Einschätzung: Stimmt eher

Behauptung: Die Jungen haben keinen Bock auf Leistung

Zocken, TikToken und Abhängen – aber arbeiten will doch keiner von denen. Oder?

Natürlich gibt es diese Haltung, wie in jeder Jugendgeneration vorher auch. Der Begriff "Null-Bock-Generation" stammt bereits aus den 80ern des vergangenen Jahrtausends. Für die Generation Z jedenfalls trifft dieser Begriff eindeutig nicht zu. 70% geben an, sehr viel Energie in ihre Arbeit zu stecken (keine größeren Unterschiede zur älteren Generation).

Auch der Wunsch, Führungsverantwortung zu übernehmen, ist in der Gen Z mit 47% am höchsten ausgeprägt. Ebenso wie die Angabe, dass das Erreichen von Zielen zu guter Leistung motiviert – in der Gen Z ist diese Einstellung am höchsten ausgeprägt.

Statt also eine ganze Generation zu verdammen, gilt es, die richtigen Personen zu finden, die Lust auf Leistung haben und diese entsprechend zu fördern und zu motivieren.

Einschätzung: Stimmt überwiegend nicht

Behauptung: Der Generation Z geht es vor allem um den Sinn bei der Arbeit

Die Jungen wollen vor allem einen Sinn darin sehen, was sie tun, sonst sind sie kaum zu motiveren. Wirklich?

Hier ist die Antwort ein klares "Ja, aber". Tatsächlich ist der Sinn bei der Arbeit für die Generation Z sehr wichtig – 84% bennenen diesen Faktor als wichtig für ihren Job (gleichzeitig sagen nur 40%, dass ihre aktuelle Arbeit sie mit Sinn erfüllt - dramatischer Handlungsbedarf für Unternehmen!).

Das "Aber" kommt daher, dass diese Einstellung nicht nur bei den Jungen ausgeprägt ist. im Gegenteil: Auch die älteren Generationen achten ganz ähnlich stark auf die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit und liegen nur wenige Prozentpunkte hinter der Generation Z. Und was Motivation für gute Leistung angeht – hier ist der Sinn als Motivationsfaktor bei den älteren sogar deutlich stärker ausgeprägt als bei den jüngeren Generationen.

Einschätzung: Stimmt, aber nicht exklusiv

Behauptung: Die Generation Z ist illoyal gegenüber Arbeitgebern

Machen wir es kurz: Stimmt. 94% sind bereit, den Arbeitgeber zu wechseln, wenn das Angebot stimmt (bei älteren nur noch 75%). Folgerichtig glauben auch deutlich weniger Vertreter der Gen Z, in einem oder drei Jahren noch beim aktuellen Arbeitgeber zu arbeiten als bei den Älteren.

Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sind daher unerlässlich. Allen voran sind hier ein gutes Gehalt, ein gutes Arbeitsklima und eine gute Führung zu nennen - gerade mit der Führung bzw. den Vorgesetzten äußert sich die Gen Z am unzufriedensten aller Generationen. Auch die angesprochene Work-Life-Balance sowie umfangreiche Möglichkeiten zur persönlichen und beruflichen Weiterbildung und -entwicklung helfen. Aber selbst dann müssen wir mit einer höheren Mitarbeiterfluktuation klarkommen. Sehen wir es mal so: Nach Jahrzehnten von "Generation Praktikum", befristeten Arbeitsverträgen und "higher or fire" hat die Gen Z den Spieß jetzt umgedreht. Weil sie im aktuellen Arbeitsmarkt einfach am längeren Hebel sitzt.

Einschätzung: Stimmt

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Felix Beilharz schreibt über Internet & Technologie, Marketing & Werbung, Wirtschaft & Management, Social Media

Felix Beilharz ist „einer der führenden Berater für Online- und Social Media Marketing“ (RTL) und „zählt zu den besten Rednern Deutschlands“ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung). Der 11-fache Buchautor lehrt an mehreren Hochschulen und hält weltweit Vorträge zu digitalen Marketing-Themen.

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