Fall Fynn Kliemann: Das Streben nach dem perfekten Image und der Verlust der Authentizität
Instagram- und Youtube-Star Fynn Kliemann lebt von seinem Image. Unkonventionell, authentisch, Unternehmer, aber menschlich – so präsentierte er sich. Jan Böhmermann kratzt mit seinen Recherchen am Saubermann-Image Kliemanns.
"Ist der Ruf erst einmal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert!" Ob dies auf Fynn Kliemann zutrifft, bleibt abzuwarten. Der bekannte Influencer ist gut im Geschäft. Mit 795.000 Followern auf Instagram besitzt er seine feste Fanbase. Das Thema "Maskendeals" hat Kliemann über Nacht sicherlich hart getroffen.
Das Image des YouTubers und Unternehmers Fynn Kliemann beginnt nun langsam, aber sicher zu bröckeln. Grund dafür sind die neuesten Enthüllungen von Jan Böhmermann in seiner Sendung "ZDF Magazin Royale".
Doch was steckt hinter den Anschuldigungen?
Der Satiriker Jan Böhmermann sorgt mit seiner jüngsten Enthüllungsgeschichte erneut für Aufregung. Im Fokus steht diesmal der bekannte YouTuber Fynn Kliemann, welcher im ersten Pandemiejahr 2020 mit vermeintlich fair gehandelten Atemschutzmasken Schlagzeilen machte. Die Masken sollten gänzlich in Europa hergestellt werden und somit Tausende Arbeitsplätze retten. Als Produktionsstätten wurden Portugal und Serbien genannt. Das Produkt konnte man anschließend auf einer bekannten Verkaufsplattform für knapp zwei Euro pro Stück erwerben. Kliemann wollte sich mit dieser Aktion ganz konkret gegen jene stellen, welche sich durch die Pandemie bereichern wollten. Diese Geschäftsidee passte hervorragend zum Image Kliemanns, den man bis dato gerne als Wohltäter bezeichnete. Es handelte sich hierbei schließlich nicht um das erste gemeinnützige Projekt des Internetstars.
Doch damit könnte nun Schluss sein. Das Team rund um Jan Böhmermann und das "ZDF Magazin Royale" deckte Unstimmigkeiten auf, die das Saubermann-Image Kliemanns schwer beschädigen könnten.
Image pfutsch oder was?!
Ein gutes Image ist in allen Lebenslagen von besonderer Bedeutung. Bereits kleinste Fehler können zum schnellen Ende der Karriere führen. Die unterschiedlichen Social-Media-Plattformen beeinflussen den Ruf heutzutage zudem sehr stark. Viele Unternehmer/-innen versuchen dadurch immer häufiger, ihr Image aufzupolieren. Doch ab welchem Punkt wird das Vorgehen schließlich unglaubwürdig?
Der Erfolg im Beruf hängt in den meisten Fällen von der Reputation ab. Unternehmer/-innen sind hiervon besonders betroffen. Ein guter Ruf sorgt üblicherweise für eine höhere Auftragsdichte. Da ist es nur verständlich, wenn der ein oder andere seinem Glück etwas nachhelfen möchte. Das Thema Wohltätigkeit spielt hierbei des Öfteren eine entscheidende Rolle. Nichts verhilft schneller zu einem besseren Image als das Engagement für einen gemeinnützigen Zweck. Werden dabei jedoch Missstände aufgedeckt oder Grenzen überschritten, so ist das öffentliche Ansehen ganz schnell ruiniert.
Dies ist nun auch dem YouTuber Fynn Kliemann widerfahren. Der Unternehmer und Influencer wurde von Jan Böhmermann und seinem Team rund um das "ZDF Magazin Royale" beschuldigt, mit seinem Unternehmen an einem Betrug beteiligt gewesen zu sein. Hierbei ging es um das Verschleiern des Herkunftslandes seiner fair gehandelten Masken. Es wurde mit einer vollständigen Herstellung in Europa geworben. Nun gibt es jedoch Beweise für eine Auslagerung der Produktion nach Bangladesch. Was als wohltätige Aktion begann, scheint nun in einem Desaster zu enden. Das Saubermann-Image Kliemanns beginnt langsam, aber sicher zu bröckeln.
Fynn Kliemann und die Anfänge seines Erfolges
Jan Böhmermann parodierte in seiner Satiresendung den Musiker und Influencer Kliemann auf einem einsamen Parkplatz. Vor Ort wurden vermeintliche Mitarbeiter gegängelt. Vor etlichen Jahren wurde Kliemann mit einem ungewöhnlichen Projekt bekannt. Mit seinem "Kliemannsland", einem Bauernhof in Bremen, wohnen immer wieder temporär neue Menschen. Gemeinsam wird musiziert und künstlerisch gearbeitet. Böhmermann recherchierte über den Influencer. Ans Tageslicht kamen Ungereimtheiten bezüglich Spendengelder. Die Recherche ergab, dass Fynn mehrmals die Organisationen wechselte, bei denen Spendengelder geflossen sind. Fynn selbst tat es gegenüber dem "Spiegel" ab. Er sei planlos gewesen.
Erste geschäftliche Konsequenzen zeichnen sich ab
Diese Enthüllungsberichte werfen schlussendlich kein gutes Licht mehr auf den Internetstar. Der Imageschaden scheint sich zudem weiter zu verfestigen. Als Konsequenz wurden bereits Kooperationen beendet und juristische Schritte gegen Kliemann eingeleitet.
Influencer wie Fynn Kliemann haben in der Öffentlichkeit eine gewisse Vorbildfunktion. Aus diesem Grund überschlagen sich die Negativschlagzeilen, welche sich nun nach und nach in den Köpfen der Konsumenten festsetzen. Ein schwerer Imageschaden wie dieser kann die Karriere von einem Tag auf den anderen beenden. Ist der Fall eingetreten, so ist es überaus schwer oder beinahe unmöglich, die Menschen vom Gegenteil zu überzeugen. Enthüllungen wie jene stellen schließlich die Arbeitsmoral der Betroffenen infrage. Wer einmal als unseriöse(r) Unternehmer/-in gilt, wird es auch in Zukunft nicht leicht haben, erneut Kooperationen mit enttäuschten Partnern einzugehen. Die Sympathie für eine Person, ein Unternehmen oder eine Marke spielt im Geschäftsleben schließlich eine ganz wesentliche Rolle. Der Verlust des Vertrauens kann sich somit äußerst negativ auf den eigenen Erfolg auswirken.
Fynn Kliemanns Rechtfertigung zu den Vorwürfen
Die Antwort von Fynn Kliemann kam daraufhin prompt. Über Social Media nahm er in einem siebenminütigen Video Stellung zu den Enthüllungen Böhmermanns. Er entschuldigte sich bei allen Beteiligten und wies sämtliche Anschuldigungen zurück. Er bekräftigt zudem, dass ihm Transparenz und Ehrlichkeit besonders am Herzen liegen würden und er um Aufklärung bemüht sei.
Er gab zudem an, nichts von einer Herstellung in Bangladesch gewusst zu haben und in die Vorgänge der Produktion nicht eingeweiht gewesen zu sein. Die Tatsache, dass defekte Masken an ein Flüchtlingslager geschickt wurden, bezeichnete er ebenfalls als Unwahrheit. Er versicherte, dass es sich hierbei nicht um beschädigte, sondern lediglich um überdimensionierte Ware handelte. Die Schuld ist seiner Meinung nach bei einem seiner Geschäftspartner, dem Unternehmen Global Tactics, zu suchen. An dieser Firma hält er im Übrigen auch Anteile als stiller Teilhaber.
Die Fans sind in Aufruhr
Nicht nur die Unternehmen scheinen sich abzuwenden, die Fangemeinde ist in Aufruhr. Galt doch bis dato der "Youtuber" Fynn Kliemann als absoluter Saubermann. An den Kommentaren im Netz kann die Enttäuschung der Fans entnommen werden.
Der Ruf einer Person ist in einer schnelllebigen Zeit wie dieser besonders relevant. Mithilfe von Social Media kann dieses Phänomen gut beobachtet werden. Die sozialen Netzwerke dienen nämlich nicht nur zur Vernetzung untereinander. Sie werden vor allem für Werbezwecke von diversen Unternehmen eingesetzt. Für die Vermarktung werden Influencer beauftragt, welche ihre Follower auf die unterschiedlichsten Produkte aufmerksam machen sollen. Das Image wird hierbei an der Anzahl an Followern gemessen. Der Berufsstand der Influencer ist somit besonders von einem einwandfreien Ruf abhängig. Wer sich in negativen Schlagzeilen wiederfindet, wird durch eine(n) andere(n) Influencer/-in mit besserem Image ersetzt. Diese Tatsache betrifft nun auch Fynn Kliemann, welcher seiner Vorbildfunktion nach den Betrugsvorwürfen nicht mehr gerecht werden kann.
Der krampfhafte Drang nach einem besseren Image kann schnell negative Konsequenzen mit sich ziehen. Das Beispiel des YouTubers Fynn Kliemann zeigt dies ganz deutlich. Zu dem vermeintlichen Betrug kam es schlussendlich nur, weil der Influencer seinen Ruf als Wohltäter nicht in Mitleidenschaft ziehen wollte. Es handelt sich hier um eine Entscheidung, die im schlimmsten Fall zu einem Karriereende und dem vollständigen Reputationsverlust führen kann. Niemand ist perfekt, das sollte auch als Leitsatz für das eigene öffentliche Ansehen gelten. Besonders wichtig ist hierbei ebenfalls, dass sich der/die Betroffene Fehler eingestehen kann. Das untermauert die Authentizität und stärkt somit das Image.
Wie geht es weiter?
Schlussendlich muss der Sachverhalt lückenlos aufgeklärt werden und bis dahin gilt die Unschuldsvermutung. Dennoch lassen die genannten Rechercheergebnisse Böhmermanns viel Raum für Spekulationen, welche Fynn Kliemann einen gehörigen Imageschaden bescheren könnten.
Quellenverzeichnis
https://www.spiegel.de/kultur/tv/jan-boehmermann-wirft-fynn-kliemann-maskenbetrug-vor-a-c8d0d192-5938-4eda-8044-ae031989b4c6 (abgerufen am 12.05.2022)
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/podcast-fest-und-flauschig-was-sagen-olli-schulz-und-jan-boehmermann-zum-fall-kliemann/28315686.html (abgerufen am 12.05.2022)
https://kurier.at/stars/jan-boehmermann-fynn-kliemann-reagiert-auf-betrugsvorwuerfe/401999817 (abgerufen am 12.05.2022)
https://www.tagesschau.de/inland/kliemann-boehmermann-masken-101.html (abgerufen am 12.05.2022)