5800 Stellen für Praktikanten, Studenten oder Azubis sind derzeit in den Börsenkonzernen des Landes ausgeschrieben. - (Foto: Jason Goodman on Unsplash)
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Fast 6000 Stellen für Trainees und Azubis im Dax: Was Berufseinsteiger jetzt fordern können

Berufseinsteiger haben so gute Jobchancen wie lange nicht mehr. Chefs und Personalabteilungen müssen umdenken – vor allem beim Gehalt.

**Düsseldorf.**Wenig Jobangebote, Einarbeitung auf Distanz: Lange Zeit hatte die Coronakrise Berufseinsteiger hart getroffen. Doch dieses Bild scheint sich nun zu drehen, wie exklusive Jobdaten von Indeed für das Handelsblatt zeigen.

Danach sind allein in Dax-Unternehmen derzeit rund 5800 Stellen für Azubis, Praktikanten und Studierende ausgeschrieben. Das entspricht mehr als jeder fünften ausgeschriebenen Stelle in Dax-Unternehmen. Zum Vergleich: Im Herbst, als Indeed zuletzt die Zahlen erhob, waren es weniger als halb so viele vakante Einsteigerjobs.

„War der Berufsstart in den vergangenen zwei Jahren mit vielen Hürden verbunden, scheint es jetzt zumindest bei den deutschen Top-Unternehmen wieder viele Gelegenheiten zu geben, die eigene Karriere zu starten“, sagt Annina Hering vom Indeed Hiring Lab.

Der Dax ist ein guter Indikator für den Arbeitsmarkt von qualifizierten Berufsanfängern. Im wichtigsten Börsenindex des Landes sind nicht nur viele verschiedene Branchen vertreten, sondern die Unternehmen im Dax gelten auch als besonders attraktive Arbeitgeber – mit vielen Extras, Weiterbildungsoptionen und überdurchschnittlichen Gehältern.

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Von BMW bis Siemens: Hier sind die Einstiegschancen am größten

Die meisten Einsteigerstellen in Dax-Unternehmen hat aktuell BMW ausgeschrieben, gefolgt von der Deutschen Post, der Mercedes-Benz Group, Telekom und Siemens. Gerade Deutschlands Autobauer sind im Zuge der Transformation hin zu mehr Elektromobilität auf frische Fachkräfte angewiesen. Allein BMW will dieses Jahr 6000 Menschen neu einstellen.

Berufsanfänger können dabei mit guten Konditionen rechnen. Die Telekom zahlt ihren Berufseinsteigern mit Hochschulabschluss einheitlich ein Bruttojahresgehalt, das zwischen 50.000 und 54.000 Euro liegt. Bei der Post kommen Akademiker zum Jobstart im Schnitt auf 4.100 Euro im Monat plus 13. Monatsgehalt und Urlaubsgeld.

„Der Arbeitnehmermarkt ist zurück – auch für Jobeinsteiger“, sagt David Döbele, der mit seiner Karriereberatung Pumpkincareers Studierende dabei unterstützt, in großen Konzernen und Beratungen unterzukommen.

Bei Beratungen und im Bankensektor beobachtet Döbele zwei Trends: „Die Anforderungen an Einsteiger sinken, während die Gehälter steigen.“ Zehn bis 15 Prozent Gehaltsplus mehr als noch vor Corona seien für Berufsanfänger in den beiden Branchen aktuell normal. „Viele würden noch mehr Leute auf Junior-Level einstellen, aber die Bewerber fehlen.“ Döbele glaubt, dass sich „über kurz oder lang“ auch Konzerne beim Gehalt noch weiter werden bewegen müssen.

Große Konzerne wie die Dax-Unternehmen sind bei ihren Vergütungen weniger flexibel als etwa Beratungen, die einen größeren Teil ihrer Gesamtvergütung über leistungsbezogene Bestandteile wie Boni abbilden. Für viele Rollen gibt es in großen Konzernen feste Gehaltsbänder oder -gruppen, um eine faire Vergütung sicherzustellen und Ausreißer beim Einkommen zu verhindern.

Berufseinsteiger: Gehalt und geregelte Arbeitszeiten am wichtigsten für das Job-Wohlbefinden

Laut einer repräsentativen Umfrage der Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu vom Dezember sieht knapp die Hälfte aller Beschäftigten den eigenen Lohn als sehr wichtig für das eigene Wohlbefinden an. Unter jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren war der Wert mit 53 Prozent sogar noch einmal höher. Nur die Arbeitszeiten spielen der Befragung nach eine noch größere Rolle, wenn es um die Frage geht, ob sich jemand beruflich wohlfühlt oder nicht.

„Die heutigen unter 30-Jährigen sind deutlich selbstbewusster als die unter 30-Jährigen vor 20 oder 30 Jahren“, sagt Matthias Scheiff, Deutschlandchef der Personalberatung Russell Reynolds. Sie würden seltener in eine Richtung marschieren, nur weil der Chef oder die Chefin das eben von ihnen verlangt, und hinterfragten sich selbst und ihr Umfeld. „Oft müssen Manager älterer Generationen aber erst lernen, mit dieser neuen Haltung klarzukommen“, sagt Scheiff. Aufwand und Ausgaben für Chefs werden also größer, um junge gute Leute ins Unternehmen zu holen und zu halten.

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