Flyeralarm-Gründer Thorsten Fischer: „Mein letzter Arbeitstag ist mein Todestag“
Warum der scheue CEO sein Unternehmen heute anders nennen würde und wie er mit Visitenkarten, Flyern oder Postern dreistellige Millionenumsätze macht.
Wer sich für Fußball interessiert, kommt an seiner Firma nicht vorbei: Seit rund zwölf Jahren setzt Flyeralarm-Gründer Thorsten Fischer auf Bandenwerbung bei den Topspielen im Profibereich. Während er im Stadion die große Aufmerksamkeit sucht, ist der Würzburger Druckunternehmer selbst mit öffentlichen Auftritten eher sparsam. Im OMR Podcast macht er eine Ausnahme und gibt seltene Einblicke in seine Unternehmensphilosophie, den Status quo der Druckbranche und das B2B-Geschäftsmodell und verrät, warum er rückblickend gern einen anderen Unternehmensnamen gewählt hätte.
Als es auf dem Steinboden zu hart wird, investiert Thorsten Fischer die ersten 30 Euro in sein Unternehmen. Er ersteht im Baumarkt zwei Liegestühle mit blau-weißem Stoff; auf denen lässt es sich nachts im Büro etwas besser schlafen. Denn zusammen mit seinem Geschäftspartner Dominik Schoen verbringt Fischer in der Gründungszeit Anfang der 2000er jede freie Minute in der Firma. An Erfolg durch Glück oder Zufall glaubt er nicht. Wer Erfolg haben wolle, müsse Energie reingeben, sagt er. Manchmal auch einfach nur in Form von Koffein: „In der Früh um sechs, halb sieben kam die Sekretärin mit zwei Kaffee – und dann ging's weiter.“
Vom Stadtmagazin zum Druckunternehmen
Die Idee zu Flyeralarm kam Fischer quasi als Nebenprodukt eines Stadtmagazins namens „Würzburger Tester“, das er parallel zu seiner Kaufmannsausbildung aufbaut. Für manche Werbekunden übernimmt er damals das Layout ihrer geschalteten Anzeigen. Einige bitten ihn, diese doch auch direkt als Flyer zu drucken. Kein Problem, denkt Fischer, und bietet den Service zum Selbstkostenpreis mit an. Bis die Kund*innen irgendwann nur noch Flyer drucken lassen wollen, aber keine Anzeige schalten. „Und dann habe ich gesagt: Das ist jetzt aber doof. Ich verdiene kein Geld, das kostet nur Arbeit, aber warum wollen die zu mir und nicht zur Druckerei?“
Bei der Spurensuche stößt Fischer auf so viel Optimierungspotenzial, dass er sich neu ausrichtet. Weg vom Stadtmagazin, hin zum Druckunternehmen, das Aufträge effizienter, schneller und dadurch günstiger abwickeln kann. „Damals war es halt noch Manufaktur-Druckerei, und wir haben so ein bisschen das Fließband erfunden“, sagt der CEO.
Heute gehen jeden Tag 15.000 bis 20.000 Aufträge bei Flyeralarm ein. Die große Kunst sei es, sie so zu koordinieren, dass jeder Auftrag pünktlich komme. Daran arbeiten inzwischen rund 2700 Mitarbeitende, davon 600 im Büro, der Rest in der Produktion. Für Thorsten Fischer selbst ist die Firma weit mehr als nur ein Job. Der 50-Jährige kann sich ein Leben ohne das Business gar nicht mehr vorstellen. Sein letzter Arbeitstag werde auch sein Todestag sein, prophezeit er. Doch bis dahin soll die Firma noch viel weiter wachsen.
„Würde einen anderen Namen wählen“
Eine große Stärke von Flyeralarm sieht Fischer in der Produktvielfalt. Neben Flyern druckt das Würzburger Unternehmen nämlich auch Visitenkarten, Etiketten, Plakate, Kalender oder Kataloge, bis hin zu Textilien, etliche Werbeartikel und vieles mehr. Das Problem ist nur: Bei Flyeralarm denken viele eben erst mal nur an Flyer. „Wenn ich den Namen noch mal wählen dürfte, würde ich vielleicht sagen, ich würde ihn anders wählen“, sagt Thorsten Fischer. „Viele Leute sagen: Ach, ich wusste gar nicht, dass ihr auch noch ganz andere Sachen produziert. Das ist wirklich ein Riesenproblem.“ Wie er es löst? Durch große Investments in Aufklärungsarbeit und Brandbuilding, mit dem Ziel, die Marke noch viel bekannter zu machen – so wie auf dem Fußballplatz.
Im OMR Podcast hat Thorsten Fischer außerdem darüber gesprochen, weshalb er an die Methode Management by walking around glaubt, was die bisher schönste Zeit seines Lebens war, warum kein anderes Produkt so sexy ist wie die Visitenkarte und weshalb Flyeralarm niemals zum Verkauf stehen wird.
👉🏻 OMR Podcast
Text: Tanja Karrasch