Folge 17: Ex-Siemens-Managerin Janina Kugel über Leadership: "Führung kann man nicht outsourcen"
Was macht starke Führungskräfte aus? Ex-Siemens-Vorstand Janina Kugel gibt Tipps für gute Chef:innen und erklärt, warum es dafür gar keine Führungsposition braucht.
Janina Kugel blickt auf 20 Jahre Führungserfahrung zurück, sie hat es bis in den Vorstand von Siemens geschafft. In der neuen Folge von Team A teilt sie Tipps und Erfahrungen aus ihrer Konzernkarriere – und darüber hinaus. "Führung kann man nicht outsourcen", sagt sie, "man hat Verantwortung für die Menschen. Und das bedeutet auch, jeden Tag Zeit dafür zu investieren und nicht nur die Sachthemen abzuarbeiten."
Durch die Corona-Zeit sei vielen Managerinnen und Managern aufgefallen, dass es nicht ausreiche, in Zoom-Meetings To-dos zu verteilen. "Ich brauche plötzlich viel mehr Zeit für das Zwischenmenschliche, habe ich oft gehört", sagt Kugel. "Und etwas ironisch geantwortet: Du hättest auch vorher viel Zeit fürs Zwischenmenschliche gebraucht, wenn du es anständig gemacht hättest. Es fällt dir jetzt nur auf".
Seit Jahren verliert der Chefsessel an Attraktivität für junge Menschen. Laut einer internationalen Studie der Boston Consulting Group (BCG) aus dem Februar wollen nur noch 13 Prozent der Befragten in den kommenden fünf bis zehn Jahren eine Führungsposition anstreben. "Das Klischee von Führung heißt ja, immer und überall erreichbar zu sein, extrem viel reisen zu müssen", sagt Kugel. Hinzu kämen oft starre Hierarchien.
Auch für sie selbst bedeuteten ihre Rollen als Mutter und Personalvorständin bei Siemens, "dass ich manche Menschen, die ich sehr, sehr gerne mag, über Monate hinweg nicht gesehen habe". Jetzt genieße sie die Freiheit, auch mal unter der Woche in den Bergen wandern zu gehen.
Kugel verließ Siemens 2020, für viele Beobachter überraschend. Sie arbeitet selbstständig als Beraterin, unter anderem für BCG, und sitzt in mehreren Aufsichtsräten. "Geht führen nicht auch anders?", fragt die Managerin heute. Kugel setzt sich inzwischen für mehr Frauen in Führungspositionen und eine Quote ein, sie ist Mitinitiatorin der Kampagne #ichwill - und damit so etwas wie die Quoten-Aktivistin mit der längsten Wirtschaftserfahrung in Deutschland. Ihr nächstes Ziel: Nach dem soeben erschienenen ersten Buch "It's now: Leben, führen, arbeiten" zu Fuß die Alpen überqueren.
Wie sie Führung verändern möchte, was sie in Ihrer Konzernkarriere am ehesten genervt hat, warum Stakeholder-Management unterschätzt wird und warum man auch ohne Posten eine Führungsrolle mit viel Impact übernehmen kann, hört ihr in Gänze hier.