Folge 21: Tina Müller über Karriere und Image: "Wenn eine Frau Stellen streicht, gilt das immer noch als abnormal"

Douglas-Chefin Tina Müller digitalisiert und modernisiert die Parfümeriekette in hohem Tempo. Das prägt ihr Image als harte, kühle Managerin. Wird sie als Frau dabei an anderen Maßstäben gemessen?

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Tina Müller polarisiert und hat das Image der harten, kühlen Saniererin, spätestens seit sie die Traditions-Parfümeriekette Douglas mit hohem Tempo umbaut und digitalisiert. Doch es ist auch ein Image, das Tina Müller gelegentlich nervt, weil sie sich als Frau an anderen Maßstäben gemessen fühlt als ihre männlichen Kollegen.

"Wenn der Commerzbank-Chef Stellen streicht, ist da ein Haken dran. Dann gilt er als durchsetzungsstark", sagt Müller, um ein Beispiel zu geben. "Wenn eine Frau das macht, ist das immer noch abnormal." Es werde einer Frau als besondere Härte ausgelegt, "weil man als Frau doch eigentlich gar nicht so hart sein kann." Solche unbewussten Vorurteile will sie hinterfragen.

In der neuen Folge unseres Podcasts "Team A" spricht Müller offen über ihre Karriere und ihren Aufstieg – und welche Rolle es spielt, sich als Managerin ein Image aufzubauen, um erfolgreich sein zu können. Sie teilt, wie die von ihr lancierte Marketing-Kampagne "Umparken im Kopf" bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber Opel ihr Image prägte und spricht offen über Fehler.

Erst im Dezember letzten Jahres sorgte Müller erneut für Schlagzeilen. Die Managerin wollte während des Lockdowns ein Viertel der Douglas-Filialen als Drogerien geöffnet lassen – und erntete dafür einen Shitstorm in sozialen Netzwerken. Die Aktion wurde selbst im Kanzleramt zum Thema.

"Zu dem Zeitpunkt war es die falsche Entscheidung", sagt Müller heute. "Die Fallzahlen stiegen wieder und es war gesellschaftlich nicht akzeptiert". Sie hatte Umsatz retten und verhindern wollen, dass weitere Kunden zu Drogeriekaufhäusern wie Müller abwanderten. Müller zählt zu den deutschen Managerinnen und Managern mit der größten Social-Media-Reichweite. Sie nutzte diese, um inmitten der Anfeindungen im Netz persönlich mit Kritikerinnen und Kritikern zu diskutieren. Sie legte ihre Beweggründe dar und sprach offen von einem Fehler.

"Mir war wichtig, mich nicht zu verstecken hinter dem Unternehmen, denn letztendlich trage ich die Verantwortung", sagt sie. Noch während sie kämpfte, die Gemüter wieder zu beruhigen, bekam sie einen Anruf aus dem Kanzleramt. Angela Merkel habe Verständnis für ihre Situation gezeigt, sagt Müller.

Jungen Manager:innen rät sie, sich möglichst früh auf Fach-Events und Konferenzen zu zeigen, um ein fachliches Image von sich aufbauen zu können. Im Podcast spricht Müller zudem über Podcasts, Social Media und Newsletter als Marketing-Instrumente, aber auch über das gedruckte Douglas Magazin: "Wenn wir auf unseren eigenen Kanälen kommunizieren, erreichen wir in Deutschland rund zehn Millionen Menschen, davon 80 Prozent Frauen. Unser Douglas-Magazin hat eine Auflage von 1,8 Millionen pro Heft. Das ist mehr als jede deutsche Frauenzeitschrift", sagt Müller.

Warum man sich bei Douglas nun auch Falten aufspritzen kann und was die Bundeskanzlerin noch aurichten ließ, hört ihr hier im Podcast.

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Welche Erfahrungen habt Ihr mit Stereotypen und Voreingenommenheit am Arbeitsplatz gemacht? Und wie geht Ihr damit um? Ist ein Image überhaupt wichtig für Euch, um Karriere zu machen? Diskutiert mit uns in den Kommentaren.

TEAM A

Gute Führung in disruptiven Zeiten ist nicht immer einfach, aber sie lohnt sich. In Team A zeigen "Harvard Business Manager"-Chefredakteurin Antonia Götsch und Astrid Maier, Chefredakteurin XING News, auf, wie sie jedem gelingen kann. Hier erfahrt ihr, wie wir lernen können, uns ständig neuen Umständen anzupassen, wie wir unsere Teams in schweren Zeiten mitnehmen oder etwa unseren Kalender im Griff behalten. In Interviews mit Persönlichkeiten aus Management, Sport, Wissenschaft oder Entertainment arbeiten Antonia und Astrid heraus, was wirklich funktioniert und sprechen offen über Fehler - und was wir alle daraus lernen können. Ein Podcast für alle, denen Führung nicht nur Macht-, sondern Verwirklichungs- und Exzellenz-Anspruch ist.

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