Folge 45: Wann schadet ein Karrierewechsel dem Lebenslauf?

Durchhalten oder kündigen - in Deutschland verschieben sich die Normen darüber, wie lange man auf einer Position verharren sollte. Wann ein Wechsel klug gelingt, erklärt HR-Top-Managerin Nicole Gerhardt.

Mehr Gehalt, mehr Verantwortung, mehr Sichtbarkeit – oft bedeutet ein Jobwechsel einen Schub für die Karriere. Aber wann weiß man, wann es Zeit ist zu wechseln? Und wie viele Neustarts tun einer Laufbahn gut? „Man kann eine Karriere nicht im Reagenzglas planen“, sagt Nicole Gerhardt, Personalchefin beim deutschen Ableger des spanischen Telefónica-Konzerns im Team A Podcast.

Den ganzen Podcast gibt es hier:

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Als Grundlegel gelte trotz des sich schnell verändernden Arbeitsmarktes aber auch heute noch: „Man muss sich Optionen durch Leistung erarbeiten und beherzt zugreifen, wenn sich neue Chancen ergeben“, so die Top-Managerin weiter.

Karriere selbst in die Hand nehmen

Gerhardt blickt selbst auf eine Karriere mit vielen Wechseln zurück, hat unter anderem bei den Mobilfunkern Vodafone und E-Plus und dem TV-Sender ProSiebenSat1 gearbeitet. Ihrer Karriere geschadet hat das nicht, im Gegenteil: 2017 kehrte Gerhardt zu einem ihrer alten Arbeitgeber, Telefónica, zurück, und rückte dort in den Vorstand auf. Davor hatte sich die Managerin eine einjährige Auszeit genommen, um an der Stanford Universität in Kalifornien ein Führungskräfteprogramm zu absolvieren und einen besseren Blick auf ihre eigenen Wünsche zu bekommen, sagt sie: „Am wichtigsten ist es, seine Karriere selbst in die Hand zu nehmen, sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen, um zu reflektieren: Bin ich eigentlich noch am richtigen Platz?“

Wann es sich wirklich lohne, zu wechseln, erkenne man durch eine ausführliche Analyse: „Man sollte sich nicht durch Titeln oder Firmennamen blenden lassen“, sagt Gerhardt. Um in der neuen Rolle erfolgreich zu sein, sei es unabdingbar, zu prüfen, „in welche Kultur man hineinwechselt“. Erst eine genaue Analyse des künftigen Teams oder der Führungskraft in spe helfe zu erkennen, ob man im neuen Unternehmen reüssieren könne.

Durchhaltevermögen immer noch gefragt

Berufsanfängern rät die HR-Top-Managerin, sich Durchhaltevermögen anzutrainieren, wenn sich der Job nicht als jener herausstelle, den man sich erträumt habe – auch wenn gerade Fachkräftemangel herrsche. „Es ist wichtig, zu lernen, dass nicht jeder Tag auf der Arbeit toll sein kann“, sagt die Telefónica-HR-Chefin. Zugleich seien aber auch in Deutschland die Zeiten längst vorbei, in denen man um jeden Preis mindestens fünf Jahre auf einer Stelle ausharren sollte, damit es gut im Lebenslauf aussieht.

Wie man sich richtig nach einer Kündigung verabschiedet, warum ein Job immer auch innere Arbeit bedeutet, ähnlich wie in einer längeren Liebesbeziehung und warum Gerhardt bei Telefónica ein neues Modell plant, bei dem Führungskräfte zunächst nur drei Jahre auf einer Rolle bleiben sollen, hört ihr hier im Podcast:

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Gute Führung in disruptiven Zeiten ist nicht immer einfach, aber sie lohnt sich. In Team A zeigen "Harvard Business Manager"-Chefredakteurin Antonia Götsch und Astrid Maier, Chefredakteurin XING News, auf, wie sie jedem gelingen kann. Hier erfahrt ihr, wie wir lernen können, uns ständig neuen Umständen anzupassen, wie wir unsere Teams in schweren Zeiten mitnehmen oder etwa unseren Kalender im Griff behalten. In Interviews mit Persönlichkeiten aus Management, Sport, Wissenschaft oder Entertainment arbeiten Antonia und Astrid heraus, was wirklich funktioniert und sprechen offen über Fehler - und was wir alle daraus lernen können. Ein Podcast für alle, denen Führung nicht nur Macht-, sondern Verwirklichungs- und Exzellenz-Anspruch ist.

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