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Führen Sie liebevoll? – Mit diesen Impulsen überprüfen Sie Ihre Grundhaltung

„Führungskräfte müssen Menschen lieben, sonst stelle ich sie nicht ein“, meinte einmal ein Konzernmanager zu mir. Ich wusste, dass er etwas Wahres gesagt hatte, doch was heißt es, in der Führung Menschen zu „lieben“? Geht das nicht ein bisschen weit? Gehört Liebe nicht eher in die Partnerschaft oder zu den Kindern statt in die Arbeitswelt?

Schauen wir einmal auf die Definition von Liebe, liefert uns Wikipedia Folgendes: „Liebe (über mittelhochdeutsch liep, „Gutes, Angenehmes, Wertes“ von indogermanisch leubh- gern, liebhaben) ist eine Bezeichnung für […] Zuneigung und Wertschätzung […], die sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt.“ Was heißt das für uns Führungskräfte? Eins vorweg: Mit Liebe zu führen hat nichts mit verdrehter Harmoniesucht zu tun. Übertragen wir die Definition von Liebe auf unseren Arbeitsalltag, bedeutet das, unseren Mitarbeitenden mit Wertschätzung, Wohlwollen und Zuneigung zu begegnen. Es geht um eine herzliche und zugewandte Art, die jeder Liebe zugrunde liegt. Die Arbeitsleistung unserer Mitarbeitenden wird schließlich maßgeblich davon beeinflusst, mit welcher Haltung wir uns unserem Team zuwenden. Das bedeutet nicht, sich 24/7 um Mitarbeitende zu kümmern – es geht hier schlichtweg um eine gütige, warmherzige, innere Grundhaltung – der Basis von gesunder und liebevoller Führung.

Lieblosigkeit macht krank

Eigentlich reden wir dabei von ganz normalen, positiven Führungskomponenten, die man in jedem Führungsseminar lernt. Doch es gibt einen Unterschied, den Mitarbeitende sehr genau spüren: Wertschätze ich, weil ich weiß oder gelernt habe, wie wichtig Wertschätzung ist oder mache ich es aus einer liebevollen Grundhaltung zum Leben heraus? Kümmere ich mich gern um die Belange meiner Mitarbeitenden, liegen sie mir am Herzen – oder komme ich schlichtweg meiner Führungsaufgabe nach? Jede erfahrene Führungskraft kennt beide Seiten. Heute wird jedoch gute Führung auch von Mitarbeitenden immer klarer gefordert.

Ohne eine grundsätzlich zugeneigte und wertschätzende Haltung anderen Menschen gegenüber wird es schwierig, auf Dauer das Vertrauen und die Motivation des eigenen Teams aufrecht zu erhalten. Wenn eine Führungskraft Mitarbeitenden erstmal kritisch, misstrauisch und distanziert begegnet, können diese nur schwerlich ihrer Arbeit nachgehen und gute Ergebnisse liefern. Der Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther sagt sogar, dass, wenn wir als Führungskräfte lieblos und ohne Wertschätzung für uns und andere sind, uns das auf Dauer krank macht – und oft auch die Menschen um uns herum.

Haben Sie eine liebevolle Grundhaltung?

Eine liebevolle Führung hingegen sorgt für gute Verbindungen zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden. Und gute Verbindungen geben nicht nur Stabilität, sondern binden bekanntlich auch an das Unternehmen. Folgende Fragen können hilfreich sein, um für sich selbst eine liebevolle Grundhaltung in der Führung zu überprüfen:

  • Freuen Sie sich auf den Kontakt zu Ihren Mitarbeitenden?

  • Lösen Sie Freude oder noch besser Begeisterung bei Ihren Mitarbeitenden aus?

  • Sagen Sie Ihren Mitarbeitenden regelmäßig etwas Gutes, z.B. was Ihnen besonders gefällt?

  • Strahlen Sie selbst Freude aus?

  • Fühlen sich Ihre Mitarbeitenden in Ihrer Gegenwart wohl?

  • Legen Sie Wert darauf, dass es Ihren Mitarbeitenden gut geht?

  • Gehen Ihre Mitarbeitenden auch untereinander liebevoll miteinander um?

  • Sorgen Sie gut für Ihr eigenes Wohlbefinden?

  • Wie motiviert sind Sie selbst?

  • Was begeistert Sie und was bereitet Ihnen Freude am Arbeitsplatz? Folgen Sie dieser Freude!

  • Fragen Sie Freund*innen oder Ihre*n Partner*in: Denkst Du, dass ich liebevoll mit Dingen umgehe? Würdest Du sagen, ich habe eine liebevolle Grundhaltung?

Auch für die Führungskraft selbst ist Führung mit einer guten Portion dieser Art von Liebe leichter und viel weniger anstrengend. Doch um wohlwollend anderen gegenüber zu sein, braucht man erst einmal Wohlwollen und Liebe zu sich selbst.

Selbstliebe ist der erste Schritt

Horchen Sie auch einmal mit folgenden Fragen in sich hinein: Wie finde ich mich eigentlich selbst? Bin ich liebevoll zu mir? Mag ich mich und das, wofür ich stehe? Denn wenn ich mit mir selbst nicht gut und respektvoll umgehe, kann ich das auch nicht mit anderen tun. Und dann habe ich auch wenig Möglichkeiten, Handlungen und Meinungen von Mitarbeitenden positiv zu bewerten bzw. Positives darin zu sehen. Machen Sie sich bewusst: Liebe ist schlichtweg gut. So seltsam sich das im Arbeitskontext vielleicht anhören mag, aber anderen liebevoll zu begegnen ist nicht nur im Privaten ein bedeutsamer Zug, sondern auch im Führungsalltag. Liebe schadet nie und niemandem – im Gegenteil, sie löst beim Gegenüber oft gute Gefühle aus, stärkt und motiviert. Liebe und damit auch Wertschätzung kann nicht zu viel werden, solange sie ehrlich gemeint ist. Und Liebe wird mehr, wenn man sie teilt – und kostet nichts. Schenken Sie im Arbeitsalltag Wertschätzung – in Form von guten, wohlwollenden Worten, kleinen Gesten oder auch mal Einladungen fürs Team, die nicht nur an eine Leistung gekoppelt sind. Führungskräfte dürfen die Verantwortung für diesen wohlwollenden und zugewandten Umgang übernehmen und damit gegenüber ihren Mitarbeitenden in Vorleistung gehen. Dafür bekommen sie von ihnen auch ein Vielfaches zurück. Liebevoll zu führen hilft nicht nur Ihnen selber und Ihrem Team, sondern kann auch den Unternehmenserfolg nachhaltig steigern. Und auch die Außenwirkung ist nicht zu unterschätzen: Bewerber*innen, Kund*innen und Dienstleister zum Beispiel spüren sehr genau, wie wertschätzend und wohlwollend ein Unternehmen aufgestellt ist – es zahlt sich also für alle aus.

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