Radontests - Pixabay

Gefahren durch Radon in Gebäuden – und wie sie wirkungsvoll vermindert werden können

Radon ist ein natürliches, radioaktives Edelgas, das entsteht, wenn Radium zerfällt. Es kommt natürlicherweise im Gestein und Boden vor, vor allem in erzhaltigen Bodenschichten. Wenn das Gas aus den obersten Bodenschichten ins Grundwasser, in Keller, Rohrleitungen, Höhlen und Bergwerke tritt, kann es für Menschen gesundheitsgefährdend werden: Vom Erdboden gelangt es in die Luft und kann eingeatmet werden. In der Außenluft verdünnt sich Radon schnell und stellt dort normalerweise kein Problem dar. In der Innenraumluft von Gebäuden kann es sich jedoch anreichern. Jährlich sterben in Deutschland 1.900 Menschen aufgrund eines erhöhten Radongehaltes in der Innenraumluft an Lungenkrebs. Wird Radon, das man nicht sehen, riechen oder schmecken kann, über einen längeren Zeitraum in höheren Konzentrationen eingeatmet, erhöht sich das Lungenkrebsrisiko. Radon wird deshalb von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Krebsforschungsbehörde (IARC) als krebserzeugender Schadstoff eingestuft. Radon in Gebäuden stellt nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs dar.

Das Problem wurde lange Zeit unterschätzt, allerdings hat sich inzwischen das Wissen um die Gefahr verdichtet. Seit 2021 gelten in Radon-Vorsorgegebieten besondere Regelungen zum Schutz vor Radon, die über die bisherigen bundesweit gültigen Vorschriften hinausgehen. Für private Neubauten besteht für Bauherren die Pflicht, durch bauliche Maßnahmen weitgehend zu verhindern, dass Radon in das Gebäude eindringen kann. Ob ein Gebäude besonders anfällig dafür ist, dass sich hohe Radon-Konzentrationen darin anreichern, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab: Ist beispielsweise keine durchgehende Bodenplatte vorhanden, weist die Isolation gegen Feuchte aus dem Baugrund häufig Schwachstellen an den Übergängen zwischen Bodenplatte und erdberührten Wänden oder zwischen verschiedenen Gebäudeteilen auf. Dann kann leicht Radon aus dem Baugrund eindringen. Schon kleine Spalten im Kellerboden und in Kellerwänden oder ein nicht abgedichteter Ringspalt bei Leitungsdurchführungen begünstigen den Eintritt radonhaltiger Bodenluft. Nachträglich oder nicht verfugte Natursteingewölbe und offene oder nur mit Ziegel- bzw. Natursteinen belegte Kellerböden können aus dem Untergrund eindringende radonhaltige Bodenluft nur in sehr geringem Maße aufhalten.

  • Kellerfußböden beziehungsweise Fußböden in Erdgeschossen von nicht unterkellerten Gebäuden

  • Risse

  • mangelhafte Wandanschlüsse

  • Rohr- und Leitungsdurchführungen

  • fehlende bzw. defekte Abdichtungen bei Wänden und Bodenplatte

  • Baumaterialien mit mineralischen Anteilen wie: keramische Rohstoffe (Ton), Fliesen, Granit und andere magmatische Gesteine, Platten und Ziegel, Kalksandstein, Gipsprodukte, Zement und Mörtel, Beton.

Gebäude, die vor 1960 errichtet wurden, haben meistens keine durchgehende Bodenplatte und keine moderne Feuchteisolation. Offensichtliche Eintrittswege für Bodenluft sind Spalten, Risse, Natursteingewölbe, offene Kellerböden, nicht abgedichtete Leitungsdurchführungen, Verbindungen zu unterirdischen Hohlräumen. Zudem wurden viele Materialien zur Feuchteisolation genutzt, die an den Übergängen der Dichtungsbahnen oft nicht verschweißt oder verklebt wurden und schadhaft sind. Auch hier kann Radon eindringen. Zudem kann es vorkommen, dass ein Gebäude in einem Gebiet mit hoher Radon-Konzentration liegt (Radon-Vorsorgegebiete). Zu den ausgewiesenen Radon-Vorsorgegebieten gehören: in Niedersachsen: Goslar-Stadt, Clausthal-Zellerfeld und Braunlage. Hier besteht für Bauherren die Pflicht, durch zusätzliche bauliche Maßnahmen weitgehend zu verhindern, dass Radon in das Gebäude eindringen kann. Folgende Schutzmaßnahmen müssen Bauherren ergreifen, wenn sie in Radon-Vorsorgegebieten neu bauen:

  • Radon unter dem Gebäude sowie an Randfugen und unter Abdichtungen absaugen

  • Sogwirkung in Gebäude vermeiden

  • Risse in Wänden und Böden mit Erdkontakt vermeiden und abdichten

  • Rohrabdichtungen verwenden

  • beim Neubau von Häusern und Wohnungen muss mindestens eine der in der Verordnung genannten Maßnahmen eingehalten werden.

  • keine Wohn- oder Aufenthaltsräume im Untergeschoss anordnen.

Gebiete mit hoher natürlicher Radonbelastung sind: das Erzgebirge, der Bayerische Wald, der Voralpenraum. Radonmessungen in Gebäuden zeigen allerdings, dass auch abseits dieser Gebiete gesundheitlich bedenkliche Radonkonzentrationen in Gebäuden auftreten können. Dabei ist die Höhe der Radonbelastung vor allem abhängig von den Eigenschaften des Gebäudes. Radon-Messungen können u.a. mit Kernspur-Exposimetern erfolgen: Die Kunststoffdöschen werden für mindestens sechs Monate (besser 1 Jahr) aufgestellt, sie kosten inklusive Auswertung 40 - 50 €. Wird dabei der Wert von 100 Bq/m3 erreicht, sollten bereits Gegenmaßnahmen getroffen werden. Eine Radonmessung macht vor allem dann Sinn, wenn es eine hohe Radonkonzentration in der Bodenluft gibt und wenn es sich um ein altes Haus mit schlecht abgedichtetem Keller oder Bodenplatte handelt. Das Bundesamt für Strahlenschutz stellt auf seiner Website Adressen qualitätsgeprüfter Anbieter bereit. Befindet sich die durchschnittliche Radonkonzentration auf einem Niveau zwischen 300 und 1.000 Becquerel pro Kubikmeter, sollte bauliche Maßnahmen in Erwägung gezogen werden (Begutachtung durch einen Experten und weitere Messungen erforderlich). Bei sehr hohen Innenraum-Radonkonzentrationen (> 5000 Becquerel pro Kubikmeter) sollte als Sofortmaßnahme die Aufenthaltszeit auf ein Minimum reduziert werden. Auch hier sind Sanierungsmaßnahmen dringend erforderlich. 2018 wurden beispielsweise in Salzburg Radon-Messungen in dreitausendvierhundert Wohnungen durchgeführt. Ergebnis: In zehn Prozent der Wohnungen wurdee der Schwellenwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft überschritten wurde. „Es ist davon auszugehen, dass die Werte in deutschen Wohnungen ähnlich hoch sind“, sagt der Bau- und Immobilienexperte Matthias Krieger. Die WHO- und die EU empfehlen mit 100 Bequerel pro Kubikmeter (Bq/m3) bzw. 300 Bq/m3 Werte, an denen sich Verbraucher orientieren können.

Das bestätigen auch Gesundheitsexperten, die im Neubau vorsorgliche Schutzmaßnahmen empfehlen. Mit den richtigen Materialien und Produkten sowie einer fachmännischen Begleitung ist dies häufig einfacher und wirtschaftlicher, als im Bestand kostenaufwändige und teils weniger effektive Maßnahmen nachzurüsten. „Wir sind dem Radon also keineswegs hilflos ausgeliefert“, bestätigt auch Matthias Krieger, geschäftsführender Gesellschafter des Bauunternehmens Krieger + Schramm. Das Unternehmen hat hierzu eine Expertengruppe gebildet, die intensiv an Lösungen arbeitet. Das Unternehmenskonzept „Wohngesund Bauen“ ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Dabei wird eng mit Partnern wie dem Sentinel Haus Institut in Freiburg und dem TÜV Rheinland zusammengearbeitet. Mitarbeitende und Handwerkerteams werden von Experten geschult und regelmäßig über aktuelle Konzepte, Innovationen und schadstoffarme Baumaterialien informiert.

  • Intensives Lüften von Kellern

  • Abdichtung von Rissen, Fugen und Durchlässen in erdberührten Bereichen

  • Kellertüren dicht schließen

  • Sanierung undichter Kellerwände und Fundamente

  • Keller abdichten

  • Feuchte Kellerwände trockenlegen

  • möglichst fehlerfreie und luftdichte Ausführung der Abdichtung der Gebäudehülle gegen das Erdreich

  • Einsatz von typischen Kellerkonstruktionen wie weißen Wannen (wasserundurchlässige Stahlbetonkonstruktion) oder schwarzen Wannen.

In eine bestehende Immobilie oder das zukünftige Eigenheim zu investieren, ohne sicherzustellen, dass dieses nicht mit Schadstoffen belastet ist, die später zu einer aufwendigen Sanierung führen könnten, empfinden immer mehr Bauherren als unkalkulierbares Risiko. Vor diesem Hintergrund entstanden in den vergangenen Jahren diverse Prüfsiegel und Gesundheitszertifikate. Der Berufsverband Deutscher Baubiologen (VDB e.V.) hat mit dem neuen VDB-Zert ein Prüfsiegel-Bewertungssystem entwickelt, das eine umfangreiche Beurteilung der baubiologischen Wohnqualität von Gebäuden gewährleistet. Durch breit angelegte Mess- und Prüfverfahren, gründliche Untersuchungen sämtlicher gesundheitsrelevanter Einflüsse im Haus sowie einem transparenten Bewertungsschema schützt es die Verbraucher vor Täuschung und Irreführung beim Hausbau.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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