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Zwölf ETFs fürs Leben: Wir zeigen, wie Sie mit wenigen Indexfonds sicher ein Vermögen aufbauen. - Foto: mbecker/midjourney
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Geldanlage: Deshalb verlieren so viele Anleger Geld mit ETFs

ETFs sind aus modernen Portfolios nicht mehr wegzudenken: Ohne hohe Gebühren holt man sich eine Vielzahl unterschiedlicher Aktien oder anderer Finanzprodukte das eigene Depot.

  • ETFs sind aus modernen Portfolios nicht mehr wegzudenken: Ohne hohe Gebühren holt man sich eine Vielzahl unterschiedlicher Aktien oder anderer Finanzprodukte das eigene Depot.

  • ETFs sind der beste Weg, um sein Erspartes langfristig zu vermehren. Doch das verwirrende große Angebot an ETFs macht die Auswahl schwierig. Auch falsches Timing steht den erhofften Renditen oft im Weg.

  • Um den sicheren Vermögensaufbau zu erleichtern, hat das Handelsblatt ein Musterdepot mit ETFs aus zwölf Kategorien erstellt, mit Aktien-ETFs als unverzichtbarer Grundlage.

München. Sie glauben, dass man mit börsennotierten Indexfonds, kurz ETFs, idiotensicher ein Vermögen aufbauen kann? Dann wird Steffen Meyer auf Sie ernüchternd wirken. „Vergessen Sie die Werbung, die Ihnen erklärt, dass man mit diesem oder jenem ETF quasi nichts falsch machen kann“, sagt Meyer. Der 43-Jährige hat einen Lehrstuhl für Finanzwissenschaften an der Uni Aarhus in Dänemark inne und bezeichnet sich als Fan des Investierens mit ETFs.

Anlegerinnen und Anleger müssen dabei aber zwei entscheidende Dinge beachten: Sie brauchen die richtigen ETFs im Depot, und sie müssen richtig mit ihnen umgehen. Ausgehend von diesen Überlegungen hat das Handelsblatt aus zwölf Kategorien ETFs zusammengestellt, mit denen langfristig tatsächlich gute Chancen auf beeindruckende Renditen bestehen.

Den richtigen ETF finden

Um den richtigen Umgang mit ETFs zu finden, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit und auf John Bogle. Der US-Amerikaner, der 2019 hochbetagt starb, ist nicht nur einer der Gründer von Vanguard, der weltweiten Nummer zwei im Geschäft mit Indexfonds, sondern auch so etwas wie der Vater der ETFs für Privatanleger.

Die Erkenntnis, dass der breite Markt im Laufe der Zeit aktiv verwaltete Fonds schlagen wird, war auch zu Bogles Zeit nicht neu. Neu war allerdings die Idee, Börsenindizes in Fonds nachzubilden und von diesen so kleine Tranchen zu verkaufen, dass auch Privatanleger investieren können. Diese Indexfonds sollten sich auf lange Sicht nicht nur besser entwickeln als herkömmliche Fonds, sondern auch weniger kosten.

Denn die mitunter hohen Gebühren aktiv verwalteter Fonds entstehen in erste Linie, wenn hochbezahlte Fondsmanager Aktien aufwendig analysieren und am Ende womöglich noch persönlich bei den Aktiengesellschaften vorstellig werden, um nach dem Rechten zu sehen. Wer einfach den gesamten Index statt einzelner Aktien kauft, spart sich diese Kosten.

Heute sind ETFs aus den Portfolios von privaten wie professionellen Investoren nicht mehr wegzudenken. Allein die beiden größten ETF-Anbieter Blackrock und Vanguard verwalten knapp 20 Billionen Euro – das ist mehr als das gesamte Bruttoinlandsprodukt der EU.

Von über 10.000 ETFs sind nur wenige wirklich sinnvoll

Inzwischen gibt es weltweit über 10.000 ETFs, und ihre Zahl steigt stetig. Darunter befinden sich ETFs, die bekannte Indizes wie den Dax, den amerikanischen S&P 500, den Eurostoxx oder den Weltindex MSCI World abbilden.

In den vergangenen Jahren kamen aber auch sogenannte Themen-ETFs dazu. Hierzu wurden Firmen, die etwa am Siegeszug der Künstlichen Intelligenz mitverdienen, oder Unternehmen, die auf Wasserstoff oder Windkraft setzen, in einen ETF gepackt. Daneben gibt es Nebenwerte-ETFs für asiatische Schwellenländer oder noch exotischere Investmentthemen.

„Das sorgt dafür, dass Anleger immer genauer hinsehen müssen, auf welchen Index sie setzen“, sagt Andreas Beck. Der promovierte Mathematiker berät mit seinem Unternehmen Index Capital Großanleger wie Pensionskassen beim Investieren.

Für ihn besteht der Reiz von ETFs in der Möglichkeit, mit einem Investment eine Vielzahl unterschiedlicher Aktien, aber auch Anleihen oder Finanzprodukte, die Rohstoffpreise abbilden, ins Depot zu bekommen. Beck: „Diversifikation, also eine breite Streuung, ist das A und O beim Investieren und auch bei einem guten ETF.“

Doch Vorsicht: Je spezieller das Thema, desto kleiner ist in der Regel die Zahl der Unternehmen im Index und desto größer ist die Gefahr, dass Probleme bei einigen wenigen Gesellschaften den Kurs des Indexes und damit auch den Wert des dazugehörigen ETFs abstürzen lassen.

Womit wir beim ersten Fehler sind, den Anleger im Umgang mit ETFs machen können: auf ETFs zu setzen, die zu spezielle Regionen oder Branchen oder Unternehmensklassen abbilden. Vor allem wenn diese Fonds vertriebsorientiert auf typische Investment-Modethemen wie Biotech während der Coronapandemie oder derzeit KI ausgerichtet sind.

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Mit dem richtigen ETF richtig investieren

Das sieht auch Steffen Meyer so. Er geht aber noch weiter: „Der beste und breiteste ETF bringt nichts, wenn man ihn falsch einsetzt.“ Meyer hat sich immer wieder mit den ETF-Portfolios von Privatanlegern auseinandergesetzt. Sein Fazit: „Wer nichts tut, gewinnt.“ Doch gerade das fällt vielen schwer. Menschen sind laut Meyer Meister darin, Regeln und Strukturen zu erkennen, wo es gar keine gibt.

Viele Investoren, Profis wie Amateure, versuchen immer wieder, den Markt zu timen. Kommt eine schlechte Nachricht, verkaufen sie, um später wieder einzusteigen. „Das mag hier und da sogar funktionieren, aber die Gefahr, hierbei die besten Tage zu verpassen, ist riesig“, sagt Meyer. Der typische Fehler: Im Börsenaufschwung steigt man zu spät ein und im Abschwung zu spät wieder aus, nimmt also die Verlustphasen voll mit, verpasst aber einen Teil der Gewinnphase. Obendrein schmälern Ordergebühren die Rendite.

Versuche, den Markt zu timen, sind aus Sicht von Christian Funke ohnehin müßig, wenn Kapital über Jahrzehnte investiert werden soll. „Eine 40-Jährige, die wegen eines Crashs an der Börse ihre zur Altersvorsorge gedachten ETFs verkauft, handelt grob fahrlässig“, warnt der Chef der Vermögensverwaltung Source For Alpha. „Auf lange Sicht strebt der Markt immer nach oben“, sagt Funke. „Und den richtigen Zeitpunkt, um ein- oder auszusteigen, findet man nur zufällig.“

Das bedeute aber im Umkehrschluss auch, dass ETFs, vor allem solche, die zu großen Teilen oder komplett in Aktien investieren, bei einem Anlagehorizont von weniger als zehn Jahren zu riskant sind.

Für Steffen Meyer bedeutet erfolgreiches Investieren nicht nur wenig zu tun, sondern auch möglichst emotionslos zu sein. Eine gewisse Ignoranz könne da heilsam sein. „Ich möchte niemanden dazu anstiften, keine Nachrichten zu konsumieren“, sagt er. „Aber es hilft, nicht bei jeder Nachricht, die die Kurse bewegen kann, ins Depot zu schauen und hektisch zu werden.“

Vielleicht hilft ETF-Anlegerinnen und -Anlegern ein Ratschlag des Börsen-Philosophen André Kostolany. Der riet einst, sich eine Aktie zu kaufen und sich anschließend schlafen zu legen. Und was sind die meisten ETFs anderes als eine Ansammlung sehr vieler Aktien?

Das optimale Portfolio aus zwölf ETFs

Kern eines jeden Portfolios sollten breit streuende ETFs sein, die möglichst große Teile des weltweiten Aktienmarktes abdecken. Dafür gibt es sieben verschiedene ETF-Kategorien, die sich zum Teil miteinander kombinieren lassen. Wie Anleger dabei vorgehen, erfahren Sie in folgendem Text:

Allerdings streben viele Anleger nicht nur nach einem maximalen Gewinn, sondern wollen auch sichergehen, dass ihr Geld nur in Unternehmen fließt, die auf kontroverse Geschäftsaktivitäten verzichten und das Klima nicht weiter belasten. Dass das nicht zwangsläufig auf die Rendite gehen muss, zeigt der Text zur achten ETF-Kategorie:

Zwar bewegen sich Aktien im Trend nach oben, zwischenzeitlich können die Kurse aber deutlich fallen – in ungewöhnlichen Extremfällen 50 Prozent und mehr. Wer sich diesen Schwankungen nicht aussetzen will, hat die Möglichkeit, sein ETF-Depot über verschiedene Anlageklassen zu diversifizieren. Welche drei Möglichkeiten es gibt, lesen Sie in folgendem Text zu den ETFs neun bis elf.

Um sich aus den elf bislang vorgestellten ETFs die richtigen herauszusuchen, müssen sich Anleger zuvor über ihren Anlagehorizont und ihre Risikobereitschaft klar werden. Es gibt allerdings eine Möglichkeit, diesen Prozess mit dem zwölften ETF abzukürzen.

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