„Gen Z“ und Boomers – Der Culture Clash im Büroalltag und wie man ihn vermeiden kann
Jede Generation von Berufstätigen hat ihre Überzeugungen, Erfahrungen, Gewohnheiten und Werte. Stoßen die im Job aufeinander, bleiben Konflikte nicht aus. Tipps, wie Du mit ihnen umgehen kannst.
Lange hat das Alter in der Arbeitswelt den hierarchischen Status definiert. Je älter, desto wichtiger. Diese Hierarchie gilt heute nicht mehr. Frische Ideen, neue (digitale) Technologien, mit denen „die Jungen“ (also meist Millennials und Generation Z) lange eingeführte Arbeitsprozesse aufmischen – da läuten bei der Boomer-Generation 50+ im Geschäftsleben die Alarmglocken.
Arbeitsethos? Ansichtssache …
In der globalisierten, digital geprägten Arbeitswelt wird die alltägliche Schlagzahl im Job sowieso schon immer höher. Die Älteren treffen in der Zusammenarbeit mit jungen Menschen auf Kolleg·innen, die selbstverständlich lässig mit den neuesten digitalen Arbeitsmitteln umgehen können, dafür aber noch wenig Lebens- und Berufserfahrung haben – und dazu noch einen anderen Arbeitsethos, andere Prioritäten in allen Lebensbereichen.
Ohne schon viel geleistet zu haben, nehmen die sich das Recht heraus, sich nicht von Beginn an völlig auspowern zu wollen für ein mittelprächtiges Gehalt, nur weil sie Berufsanfänger sind. Auch sehen sie meist nicht ein, sich älteren Kolleginnen und Kollegen im Konfliktfall inhaltlich oder menschlich unterzuordnen, nur weil diese schon länger im Job sind. Diskussion auf Augenhöhe wird eingefordert. Schon bei Unterschrift des Arbeitsvertrages wird klargemacht: „Wenn im Unternehmen die Work-Life-Balance nicht stimmt, will ich hier nicht arbeiten“.
Sie sind hyperindividuell. Sie fragen nicht mehr: Was kann ich für das Unternehmen tun? Sie fragen: Was kann das Unternehmen für mich tun?
Überstunden? Nicht mit der Gen Z
An Überstunden, auch an gut bezahlten, haben die Youngster auch oft kein Interesse. Sie wissen sowieso, dass „Karriere machen“ im klassischen Sinn bei ihnen nicht mehr dazu führen wird, dass ihre Rente sicher ist und sie sich vom selbst verdienten Geld auch irgendwann mal eine eigene Immobilie werden leisten können. Das stößt bei Mitte 40- bis Mitte 60-Jährigen, die zu Beginn ihrer eigenen Berufslaufbahn noch nach dem alten Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ unendlich viele Überstunden und Wochenendschichten abgeleistet haben, um sich die ersten Sporen im Job zu verdienen, auf Unverständnis, oft sogar auf Frust und Ablehnung.
Für die Boomer gibt es meist keinen festen Feierabend, wenn eine Projekt-Deadline droht, egal wie spät es ist. Argwöhnisch beobachten sie 30-jährige Kolleg·innen, die täglich um Punkt 18 Uhr den Rechner herunterfahren – komme, was da wolle.
Geduld und Empathie = gemeinsamer Erfolg
Doch was kann man tun, um die Kommunikation und damit auch die Zusammenarbeit zwischen Menschen unterschiedlicher Generationen zu verbessern? Aus Sicht der jungen Professionals ist es auf jeden Fall wichtig, von den älteren Kolleginnen und Kollegen nicht wie arbeitsscheue Tagträumer behandelt zu werden, denen weder etwas an fairer Arbeitsverteilung unter allen Kolleg·innen liegt, noch am Unternehmenserfolg. Auch nicht angesagt ist das Vorenthalten von „Herrschaftswissen“ über Prozesse im Betrieb, nur um die als vorwitzig empfundenen Newcomer mal ein bisschen auszubremsen.
Offenheit für andere Herangehensweisen und Fairness sollte die Devise lauten! Das kann aber keine Einbahnstraße sein: Super ausgebildete Digital Natives, die sich beispielsweise durch einen Merger des selbstgegründeten Start-ups mit einer mittelständischen Familienfirma als neuem Investor plötzlich mit einer ganz anderen, über Jahrzehnte gewachsenen Unternehmenskultur konfrontiert sehen, werden sich besser zurecht finden, wenn sie sich erst einmal in Dresscode und Verhalten zumindest ein wenig an die herrschenden Gepflogenheiten der Traditionsfirma anpassen. Zu casual im Look und Auftreten (womöglich auch mit sichtbaren Piercings/Tattos) im Office zu erscheinen, kann gestandene Kolleg·innen vor den Kopf stoßen, genauso wie eine Ausdrucksweise, die gespickt ist mit IT-Ausdrücken und Anglizismen.
Erst beobachten, dann vorpreschen
Und auch Verbesserungsvorschläge im Workflow und das forsche Einfordern der neuesten Hard- und Software, ohne die man angeblich nicht arbeiten könne, sollte man nicht überstürzen. Lieber die ersten paar Wochen etwas Zurückhaltung zeigen und Beobachten, wie der Laden läuft und die Belegschaft tickt. Durch Beobachten und wertfreies Nachfragen zum eingespielten Workflow entwickelt man auch am besten ein Gefühl für sinnvolle Ansatzpunkte zur Modernisierung oder Ansatzpunkte für sonstige Effizienzverbesserungen.
Das Wichtigste aber ist, wie meist im Leben, die Kommunikation: Beide Seiten sollten sich immer wieder bewusst machen, dass die Art und Weise, Informationen weiterzugeben, sich je nach Generation heute stark unterscheidet, fast in Parallelwelten stattfindet: Wo die einen immer noch am liebsten zum Telefon greifen oder sonst eine Mail schreiben, nutzen die anderen mittlerweile ausschließlich Chatprogramme, senden sich selbst wichtige Verträge per WhatsApp. Kein Wunder, dass da oft keine gelungene Kommunikation stattfindet, wenn man sich nicht einmal über den Vermittlungsweg einig ist!
Fazit
Im Grunde wollen doch alle dasselbe: Eine sinnstiftende Tätigkeit im Job, dafür ein angemessenes Gehalt und außerdem ein gutes Leben. Aber der gefühlt beste Weg dorthin ist unterschiedlich, das führt zu Konflikten. Am besten sollte man sich offen und vorurteilsfrei austauschen, um voneinander zu lernen, sich die Stärken der jeweils anderen Generation mit anzueigenen. Denn mittlerweile ist auch wissenschaftlich bewiesen, dass diverse Teams am erfolgreichsten arbeiten, und zwar nicht nur in Bezug auf Genderdiversität, sondern auch auf Altersdiversität!