Generation Angst
„Ich habe noch 40 Jahre bis zur Rente … aber warte, welche Rente?“
Wenn ihr diesen Satz kennt und euch dabei ein nervöses Lachen überkommt – willkommen in meiner Generation! Wir sind die Generation, die nicht nur mit dem Ausmaß des Klimawandels, der digitalen Transformation und gelegentlich den Untiefen des Onlinedatings kämpft, sondern auch mit einer ganz besonderen Bedrohung: Altersarmut. Der demografische Wandel und das fragwürdige Konstrukt unseres Rentensystems lassen uns mit der beruhigenden Aussicht zurück, irgendwann ein herzliches „Viel Glück, ihr schafft das schon!“ vom Staat zu kassieren.
Angst? Ja, die habe ich.
Ich bin ein Mensch, der gern die Kontrolle hat. Ich führe ein Unternehmen. Entscheidungen zu treffen, Risiken zu kalkulieren – das gehört für mich zum Alltag. Aber beim Thema Altersvorsorge? Da hat sich ganz lange ein komisches Gefühl in meinem Hinterkopf eingenistet, das ich irgendwann nicht mehr ignorieren konnte. Dieses Gefühl hat viele Gesichter. Mal war es die Sorge, ob ich mit 70 noch arbeiten muss, weil das Geld nicht reicht. Mal die Panik, ob ich bei all den steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen überhaupt die richtigen Entscheidungen treffe. Und dann dieses diffuse Gefühl: Was ist, wenn ich irgendwann scheitere – und niemand fängt mich auf?
Verantwortung als Unternehmerin: Wer kümmert sich eigentlich um mich?
Als Unternehmerin habe ich gelernt, Risiken zu managen. Aber was in meinem Unternehmen Routine ist – Liquiditätsplanung, Risikovorsorge, langfristige Strategien – das habe ich viel zu lange nicht auf mein eigenes Leben angewendet. Ein Grund dafür: Ich dachte immer, ich hätte noch Zeit. Doch seien wir ehrlich, die gesetzliche Rente wird für unsere Generation nicht ausreichen. Die Lücke, zwischen dem, was kommt und dem, was wir brauchen, wird groß sein. Und diese müssen wir selbst schließen. Oder anders ausgedrückt: Ich bin es, die für die Sicherheit meines zukünftigen Ichs verantwortlich ist. Und das hat mich anfangs etwas überfordert.
Der steinige Weg zur Vorsorge: Let’s get erwachsen!
Letztes Jahr habe ich mir gesagt: Schluss mit dem Verdrängen. Jetzt wird’s ernst. Der Einstieg in das Thema private Altersvorsorge war sehr trocken und geprägt von steuerrechtlichen Fragen und Gesetzen, von denen ich zuvor keine Ahnung hatte. Da waren diese unübersichtlichen Steuerregelungen, Versicherungsprodukte, die mir alles versprochen haben, aber irgendwie zu gut klangen, um wahr zu sein. Und ständig das Gefühl, dass ich die falschen Entscheidungen treffe – weil mir schlicht das Fachwissen fehlt. Aber ich habe schnell gelernt: Wer die Pflicht hat, Steuern zu zahlen, hat auch das Recht, Steuern zu sparen. Und das macht, so banal es klingt, tatsächlich Spaß.
Vor allem muss ich nicht alles allein wissen, aber ich muss wissen, wen ich fragen kann. Ich habe mich umgesehen, recherchiert, Berater getroffen – und irgendwann die Menschen gefunden, die mir nicht nur die richtigen Produkte verkaufen wollten, sondern meine persönliche Situation verstanden haben. Was bedeutet es, Geschäftsführerin einer Holding zu sein? Wie spielt das mit der Unternehmensbewertung zusammen? Welche steuerlichen Vorteile kann ich nutzen, ohne auf die Nase zu fallen? Es hat gedauert – aber es hat sich gelohnt. Auch habe ich jetzt immer im Hinterkopf, dass keine meiner Entscheidungen das Unternehmen belasten darf – Stichwort: bilanzielle Auswirkungen.
Angst besiegt? Nein, aber kleiner gemacht
Eines vorweg: Ich bin kein Mensch, der glaubt, dass sich alle Ängste jemals vollständig auflösen lassen. Aber ich habe gelernt, dass man ihnen die Macht nehmen kann, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt. Heute fühle ich mich nicht mehr so ausgeliefert wie früher. Ich weiß, dass ich etwas getan habe, um meine Zukunft zu sichern. Ich habe Kontrolle übernommen – und das gibt mir nicht nur als Unternehmerin, sondern auch als Mensch ein Gefühl von Sicherheit.
Mein Fazit: Wartet nicht. Übernehmt die Verantwortung – für euch selbst.
Ich weiß, das Thema Altersvorsorge ist kein sexy Gesprächsthema für den Feierabend oder ein Insta-Post. Aber wenn ihr eines aus diesem Blog mitnehmt, dann hoffentlich das: Der richtige Zeitpunkt, sich damit zu beschäftigen, ist immer jetzt. Egal ob Geschäftsführerin oder Mitarbeiter, eins ist klar: Die gesetzliche Rentenversicherung allein wird für die wenigsten reichen.
Angestellte müssen ihre Alterslücke aktiv schließen, denn mit der Basisabsicherung allein wird es eng. Noch gravierender ist es bei Selbstständigen. Viele verlassen sich auf einen vermeintlich sicheren Plan B: den Verkauf ihres Unternehmens. Doch das kann eine gefährliche Illusion sein. Der tatsächliche Unternehmenswert ist oft deutlich niedriger als erhofft, oder es finden sich gar keine Käufer – insbesondere wenn das Geschäft stark auf die eigene Person zugeschnitten ist. Das Risiko, am Ende mit leeren Händen dazustehen, ist erschreckend hoch.
Wie macht ihr das?
Wie geht ihr mit dem Thema Altersvorsorge um? Habt ihr schon Strategien entwickelt, oder steht ihr noch am Anfang? Tauscht ihr euch mit anderen aus? Oder gehört ihr zu denen, die das Thema lieber still und heimlich durchziehen? Ich bin neugierig auf eure Erfahrungen!