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9.2.2024

Geschlechtergleichstellung in Beruf und Karriere: Wege zu mehr Fairness und Vielfalt

Heutzutage ist die Gleichstellung der Geschlechter ein drängendes Thema, besonders wenn es um Führungspositionen geht. Wie steht es um die Geschlechterverteilung?

"Halt mal, du hast den Job nicht bekommen?" Meine Freundin Christine schaute erstaunt zu einer anderen Freundin. "Du hast doch alles drauf: Abschlüsse, Erfahrung, und dazu trittst du perfekt auf. Soll mir keiner erzählen, dass dein Kind das Problem war?" Chris lachte irgendwie gequält. "Ja, ich glaube schon. Verrückt, oder? Obwohl das eigentlich kein Problem sein sollte. Ist es aber. Da sind sich alle einig."

Obwohl Frauen in Deutschland 51 Prozent der Bevölkerung und 44 Prozent der Erwerbstätigen ausmachen, sind sie in den Top-Jobs immer noch viel zu selten vertreten. Das betrifft nicht nur Deutschland, sondern ist ein globales Problem, das aus verschiedenen Gründen angegangen werden muss.

Wie steht es um die Geschlechterverteilung in Führungspositionen?

Laut einem Bericht der Wirtschaftskommission für Europa haben nur 25 Prozent der Frauen Positionen auf der obersten Führungsebene inne, dazu gehören Vorstandsmitglieder, Führungskräfte und Abteilungsleiter. Auf der zweiten Führungsebene beträgt der Frauenanteil gerade mal 35 Prozent. Diese Zahlen zeigen den krassen Unterschied zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen. Nur 4 Prozent der berufstätigen Frauen sind in leitenden Positionen, im Vergleich zu 10 Prozent der Männer.

Dieses Ungleichgewicht in Führungspositionen betrifft nicht nur bestimmte Branchen. Während Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen gut vertreten sind, sieht es in Bereichen wie Banken und Versicherungen düster aus. Das wirft wichtige Fragen auf, warum Frauen immer noch Hindernisse haben, um in Führungspositionen aufzusteigen.

Die Barrieren überwinden

Ein oft genannter Grund für die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen ist die hartnäckige Überzeugung, dass Frauen weniger qualifiziert sind als Männer. Aber wenn man sich die Bildungsleistungen ansieht, wird schnell klar, dass das nicht stimmt. Statistiken des Institute for Employment Research zeigen, dass Frauen nicht nur bei den High-School-Abschlussquoten, sondern auch bei den Universitätsabschlüssen die Männer übertreffen. Es geht also nicht um Qualifikationen, sondern um gesellschaftliche Vorurteile und Stereotypen, die den Fortschritt von Frauen behindern.

Der Einfluss von Stereotypen auf Karrierechancen

Die Vorstellung von Führung in der Gesellschaft bevorzugt oft stereotypisch "männliche" Eigenschaften wie Dominanz, Durchsetzungsvermögen und Autonomie. Diese Eigenschaften werden traditionell mit Männern assoziiert und gelten als erstrebenswert für Führungspositionen. Andererseits werden Eigenschaften wie Empathie, soziale Kompetenz und Zusammenarbeit, die oft mit Frauen in Verbindung gebracht werden, im Kontext von Führung unterschätzt und übersehen. Diese Vorurteile führen dazu, dass Frauen weniger Chancen haben, ihre Führungsfähigkeiten zu zeigen, und tragen zur Aufrechterhaltung der Geschlechterungleichheit am Arbeitsplatz bei.

Aber Studien zeigen, dass Führungseigenschaften nicht zwangsläufig geschlechtsspezifisch sind. Forschungsprojekte wie GiL der RWTH Aachen legen nahe, dass Führungseigenschaften nicht vom Geschlecht, sondern von der Persönlichkeit abhängen. Das unterstreicht die Bedeutung, Geschlechterstereotypen abzubauen und anzuerkennen, dass sowohl Männer als auch Frauen die für effektive Führung erforderlichen Qualitäten haben.

Die Notwendigkeit eines Kulturwandels am Arbeitsplatz

Um der Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen entgegenzuwirken, ist es entscheidend, die vorherrschende Kultur in Organisationen zu hinterfragen. Dazu gehört die Schaffung eines inklusiven Umfelds, das verschiedene Perspektiven schätzt und Chancengleichheit für alle fördert. Indem Organisationen eine Kultur fördern, die Empathie, Zusammenarbeit und offene Kommunikation schätzt, können sie ein unterstützendes Umfeld schaffen, in dem Frauen in Führungspositionen erfolgreich sein können.

Darüber hinaus ist es wichtig, Richtlinien und Praktiken einzuführen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben priorisieren und die Bedürfnisse berufstätiger Eltern unterstützen. Historisch gesehen waren die Anforderungen von Führungspositionen besonders für Frauen nicht förderlich für das Familienleben. Flexible Arbeitsregelungen, Elternurlaub und bezahlbare Kinderbetreuung sind notwendig, um die Herausforderungen, mit denen Frauen bei der Vereinbarkeit von Beruf und persönlicher Verantwortung konfrontiert sind, zu bewältigen.

Die wirtschaftlichen und sozialen Vorteile der Geschlechtervielfalt in der Führung

Die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter in Führungspositionen ist nicht nur eine Frage der Fairness; es hat auch konkrete wirtschaftliche und soziale Vorteile. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Unternehmen mit vielfältigen Führungsteams diejenigen ohne in Bezug auf finanzielle Leistung und Innovation übertreffen. Ein vielfältiges Führungsteam bringt unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen in Entscheidungsprozesse ein und führt zu effektiveren Problemlösungen und kreativen Lösungen.

Darüber hinaus verbessert die Geschlechtervielfalt in der Führung die Unternehmenskultur und fördert das Zugehörigkeitsgefühl aller Mitarbeiter. Wenn Frauen auf allen Ebenen einer Organisation vertreten sind, sendet das ein starkes Signal aus, dass die Gleichstellung der Geschlechter geschätzt wird und dass allen Chancen offenstehen. Das zieht wiederum Top-Talente an, steigert das Engagement der Mitarbeiter und schafft ein integrativeres und produktiveres Arbeitsumfeld.

Die Rolle von Gesetzgebung und Quoten

Während ein Kulturwandel entscheidend ist, können gesetzliche Maßnahmen auch eine wichtige Rolle spielen, um Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in Führungspositionen zu beschleunigen. Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, haben Frauenquoten in Unternehmensvorständen und Führungspositionen eingeführt. Diese Quoten sollen den Anteil von Frauen erhöhen und die Hindernisse für ihren Aufstieg beseitigen.

Aber Quoten allein sind keine Wunderlösung. Sie müssen von umfassenden Strategien begleitet werden, die die zugrunde liegenden Ursachen der Geschlechterungleichheit angehen und den kulturellen Wandel in Organisationen fördern. Das beinhaltet die Umsetzung von Diversitäts- und Inklusionsinitiativen, die Bereitstellung von Mentoring- und Sponsoringprogrammen für Frauen und die Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs zu Möglichkeiten für beruflichen Aufstieg.

Fazit

Die Gleichstellung der Geschlechter in Führungspositionen ist für Organisationen und Gesellschaften gleichermaßen unerlässlich. Indem wir Geschlechterstereotypen abbauen, Vorurteile bekämpfen und inklusive Arbeitsumgebungen schaffen, können wir das volle Potenzial von Frauen einbringen und eine gerechtere Zukunft gestalten. Die Vorteile der Geschlechtervielfalt in der Führung gehen über den finanziellen Erfolg hinaus und tragen zu einer innovativeren, integrativeren und sozial verantwortungsbewussteren Gesellschaft bei. Es ist an der Zeit, die Kluft zwischen den Geschlechtern zu überbrücken, dies von seiten Wirtschaft und Politik zu unterstützen und Frauen zu ermutigen, mit Selbstbewusstsein und Wirkung zu führen. Also, liebe RecruiterInnen, stellt starke Frauen ein!

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Prof. Dr. Anabel Ternès schreibt über Leadership & Zukunftskompetenz, Digitalisierung & Arbeit 4.0, Nachhaltigkeit, Gesundheitsmanagement

Zukunftsfähige Unternehmen brauchen Nachhaltigkeit, gesunde Digitalisierung und Zukunftskompetenzen. Eine zukunftsfähige Welt braucht ein gesamtsystemisches Zusammenwirken aller Kräfte. Als eine der führenden Köpfe für Digitalisierung stehe ich für Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Handeln.