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Gesunde Arbeitsumgebungen: Warum es ein besseres Raumluftklima braucht

2021 führte das Magazin OFFICE ROXX die Leserumfrage „Prima Büroklima 2022“ durch, in der gefragt wurde, wie es um die Raumluft in Büroräumen bestellt ist. Die vom Baudienstleister und Projektentwickler Krieger + Schramm (K+S) herausgearbeiteten Faktoren, die der Qualität der Innenraumluft schaden, gelten auch hier: Kohlendioxid (CO2), Luftfeuchtigkeit und Schadstoffe wie Feinstaub, Tabakrauch, flüchtige organische Verbindungen (VOC) sowie organische Stoffe wie Schimmel, Pollen und Bakterien. „Neben der Schadstofffreiheit der Räume sind die Temperatur, der Luftaustauch und vor allem die Raumluftfeuchte nicht nur entscheidend für ein wohngesundes Umfeld, sondern auch für Arbeitsumgebungen: Denn ist die Raumluftfeuchte zu niedrig, werden Menschen schneller krank. Ist sie zu hoch, entwickeln sich Schimmel & Co. rasend schnell und machen die Menschen ebenfalls krank“, sagt Matthias Krieger, Geschäftsführender Gesellschafter von K+S.

80 Prozent der 656 Personen, die an der Umfrage von OFFICE ROXX teilgenommen haben, arbeiten als Angestellte, zehn Prozent sind selbstständig. 20 Prozent der Befragten treffen Entscheidungen in Bezug auf die raumlufttechnische Ausstattung ihres Firmenbüros. Die Größe des Unternehmens, in dem sie arbeiten, gaben 23 Prozent mit 1–10 Beschäftige, 34 Prozent mit 11–100 Beschäftigte, 18 Prozent mit 101–500 Beschäftigte und 21 Prozent mit mehr als 500 Beschäftigte an. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 44,5 Jahre. 54 Prozent der Befragten waren männlich, 45 Prozent weiblich, ein Prozent divers. Die Ergebnisse, die nun vorliegen, sind alarmierend. Eine der größten Hürden ist das Geld, um mehr in ein gesundes Raumklima zu investieren. Hier gibt es großen Handlungsbedarf hinsichtlich der Mitarbeitergesundheit in Büros. Positiv hervorzuheben ist allerdings, dass das Bewusstsein für ein besseres Raumluftklima und eine gesunde Arbeitsumgebung gestiegen ist.

  • Die optimalen Werte für die relative Luftfeuchte im Büro sind 54 Prozent nicht bekannt. Im Schnitt wurde eine relative Luftfeuchte von 34 Prozent als optimal angesehen (der Wert liegt unter der geforderten Mindestfeuchte von 40 Prozent).

  • 58 Prozent halten digitale Lüftungsassistenten für sinnvoll (z. B. Apps, die an Fensteröffnungen erinnern). Bezüglich einer Nutzung von Online-Tools zur Berechnung des CO2-Anteils in der Raumluft oder des Infektionsrisikos gaben zwölf Prozent an, solche Web-Applikationen zu kennen. Dem größten Teil sind solche digitalen Hilfsmittel nicht bekannt.

  • 52 Prozent befürchtet nicht, bei der Büroarbeit im Winter frieren zu müssen – 48 Prozent allerdings schon.

  • 28 Prozent wünschen sich Verbesserungen bei der Frischluftzufuhr.

  • Neun Prozent klagten über Gerüche. Zwölf Prozent hätten es gern weniger geruchsintensiv.

  • Grünpflanzen gehören bei gut 47 Prozent zur Arbeitsumgebung. 42 Prozent arbeiten ohne umgebende Flora.

  • 18 Prozent haben sich bereits separate Heizlüfter für den Winterangeschafft.

  • Installierten Luftbefeuchtungssysteme sind bei ca. acht Prozent im Einsatz, bei 71 Prozent nicht. Luftbefeuchtungssysteme generell wurden nur von zwei Prozent als störend eingestuft. 32 Prozent empfinden ihren Betrieb als angenehm. Die anderen hatte keine Meinung zu dieser Frage.

  • 32 Prozent bemängeln die Luftfeuchte und 28 Prozent zu wenig Frischluft. 15 Prozent sehen Handlungsbedarf in Bezug auf die Luftfeuchte.

  • 20 Prozent haben Probleme mit der Luftgeschwindigkeit.

  • Ein CO2- bzw. Luftqualitätsmonitoring ist bei zehn Prozent im Einsatz, 63 Prozent verfügen über keine Messinstrumente für die Raumluft, zum Beispiel für deren Kohlendioxidgehalt. Bei der Anschaffung der Geräte haben die Befragten klare Vorstellungen: Luftreiniger: elf Prozent, Luftqualitätsmesser: sechs Prozent, Grünpflanzen: 13 Prozent, Luftbefeuchter: acht Prozent, Luftentfeuchter: sieben Prozent.

  • Positiv hervorzuheben ist die Verdopplung der Anzahl von Luftreinigern in Büroumgebungen. OFFICE ROXX führt dies vor allem auf das Thema „Aerosole“ zurück.

  • 41 Prozent wünschen sich Verbesserungen hinsichtlich der Lufttemperatur.

  • Eine Temperatursenkung in Büroumgebungen auf im Schnitt 19,2 Grad Celsius (Temperatur, die die Bundesregierung für Büroräume in öffentlichen Gebäuden als Maximum festgelegt hat) wird für zumutbar gehalten.

  • Die geplanten Investitionen zur Verbesserung der Raumluftqualität am Arbeitsplatz sind gegenüber dem Vorjahr angestiegen – 15 Prozent (2021: neun Prozent) der Unternehmen wollen dafür in diesem Jahr Geld bereitstellen. 33 Prozent wollen keine Investitionen tätigen, 52 Prozent wissen nicht, ob etwas geplant ist.

Dass wir uns verstärkt mit dem Thema Raumklima verstärkt beschäftigen sollten, hat auch damit zu tun, dass darüber die Infektionsgefahr beeinflusst wird: Krankheitserreger können in der Luft in Tröpfchenform vorkommen. Je geringer die Luftfeuchtigkeit, desto schneller verdunstet das Wasser um diese „Kerne“. Viren und Bakterien bleiben beispielsweise umso länger in der Luft, bevor sie zu Boden sinken. Da trockene Schleimhäute Schadstoffe rascher aufnehmen als feuchte, erhöht sich das Risiko einer Infektion nochmals. Jeder der in der Studie genannte Aspekt sollte separat vertieft werden. So ist es zum Beispiel nicht einfach, die Luftfeuchtigkeit vor allem im Winter zu erhöhen. Eine Möglichkeit sind Materialien, die großflächig in Räumen aufgebracht werden und Luftfeuchtigkeit unterstützen, statt sie abzuziehen (etwa spezielle Anstriche oder „grüne Wände“ in Büros). Luftbefeuchter sind nur dann sinnvoll, wenn sie regelmäßig gereinigt und gewartet werden – sonst wird das Gegenteil erzeugt.

Leserumfrage „Prima Büroklima 2022“ auf OFFICE ROXX

Wohlbefinden im Büro: Gutes Klima statt dicker Luft

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Blühende Bürolandschaften: Die Einbindung der Natur in die Gestaltung der neuen Arbeitswelten

Ausgezeichnet wohlfühlen. Mit K + S wohngesund bauen. Hg. von Krieger + Schramm GmbH & Co. KG. Dingelstädt 2022.

Gesünder Bauen und Wohnen – Ratgeber für Baufamilien und Renovierer. Hrsg. von Johannes Schwörer und PeterBachmann. Fachschriften Verlag, Fellbach 2018.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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