Gesundheitsförderung – mit digitalen Technologien gesund im Homeoffice?!
Die Zeiten von Quarantäne und Social Distancing sind zwar vorbei – Homeoffice ist geblieben. Viele Beschäftigte haben sich persönlich und digital mit der Arbeit von zu Hause eingerichtet. Die meisten Angebote zur Gesundheitsförderung finden aber noch immer überwiegend in den Unternehmen vor Ort statt. Eine aktuelle Studie zeigt, wie digitale Technologien dennoch die Gesundheit von Beschäftigten verbessern können.
Lockdowns, Homeofficepflicht und Social Distancing haben zu starken Einschneidungen bei Präventions- und Gesundheitsmaßnahmen geführt, in Deutschland fielen die Ausgaben von ehemals 630,8 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 414 Millionen Euro in 2020. Und das in einer Zeit, in der Beschäftigte mit zunehmenden mentalen Belastungen konfrontiert waren.
Klassische Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention decken nämlich nicht nur Bewegungsangebote, Suchtverhalten und die Ernährung ab, sondern auch die mentale Gesundheit – mit Themen wie Entspannung, Ressourcenmanagement oder Schlaf. Was jedoch üblicherweise in wöchentlichen Kursen und Workshops mit Trainer:innen für mehrere Kolleg:innen auf der Arbeit angeboten wurde, fiel in den vergangenen Jahren aus und war schlichtweg nicht umsetzbar.
Die neuen Feinde im Homeoffice: Wie Wäschetrockner, Backofen und der Paketbote den Arbeitstag umstrukturieren
Während man auf der Arbeit noch den geselligen Plausch mit den Kolleg:innen oder das private Surfen auf dem Smartphone als typische Ablenkungen hatte, reihen sich im Homeoffice neue Konkurrenten ein. So wirft man noch vor dem ersten Zoom die Wäsche in den Trockner, nimmt in der Telefonkonferenz zwischendurch das Paket an (und probiert die neuen Schuhe an) oder schiebt die Tiefkühlpizza in den Backofen, damit es vor der nächsten Konferenz etwas zu essen gibt. Es gibt im Homeoffice nun mal mehr potenzielle Störfaktoren als im Büro – keine Frage. Das erfordert Disziplin, endet aber trotzdem oft damit, dass man die Arbeit über den Tag verteilt und noch kurz vor dem Schlafengehen E-Mails beantwortet.
Der private Alltag und der Arbeitstag sind bei vielen Beschäftigten kaum mehr auseinanderzuhalten, was sich auch bei vielen Onlineangeboten bemerkbar machte, die live dargeboten wurden. Während noch ein um 16 Uhr terminierter Stressworkshop gut besucht war oder das Büroyoga um 13 Uhr von vielen Kolleg:innen als sanfter Ausklang der Mittagspause genutzt wurde, blieben die meisten Anmeldungen für Onlinekurse aus und waren insgesamt sehr wenig frequentiert. Neben den technischen Herausforderungen (auf Seiten von Trainer:innen als auch Beschäftigten) waren die neuen Arbeitstage mit sehr individuellen Planungen der wesentliche Grund dafür, dass die live dargebotenen Gesundheitsangebote kaum in der Praxis wahrgenommen wurden.
Audiovisuelle Stimulation zum Abschalten
Jedoch gibt es zahlreiche digitale Maßnahmen, unter anderem Apps oder webbasierte Angebote, die in der Gesundheitsförderung zum Einsatz kommen. Der Erfolg ihrer Umsetzung ist jedoch maßgeblich davon abhängig, ob sie 1) in den täglichen Arbeitsablauf integriert werden können und 2) einen wahrgenommen Mehrwert bieten und Spaß machen. Nicht zu vernachlässigen sind aber auch Aspekte bei der Nutzung: Computer und mobile Endgeräte bringen unweigerlich oftmals Störfaktoren mit sich, wie technische Komplikationen, Systemabstürze oder ungewollte / nicht-deaktivierte Benachrichtigungen.
In diesem Zusammenhang wurde in einer aktuell veröffentlichten Studie im International Journal of Environmental Research and Public Health die audiovisuelle Stimulation als Maßnahme der Gesundheitsförderung untersucht. Hierbei handelt es sich um eine technologisch aufeinander abgestimmte Kombination aus Licht- und Tonimpulsen, die auf die Frequenzbereiche des Gehirns Einfluss nehmen und Bewusstseinszustände verändern können. Diese werden über Kopfhörer und LED-Brille ausgespielt und fördern unter anderem die Entspannung, kognitive Leistungsfähigkeit und Konzentration. Solche sogenannten Mentalsysteme verfügen auch je nach Hersteller über zusätzliche Inhalte, wie geführte Meditationen, autogenes Training oder auch Themen wie gesunder Schlaf oder Achtsamkeit. Daher werden sie bereits vielfach in Unternehmen eingesetzt und erfreuen sich bei Beschäftigten großer Beliebtheit, da sie flexibel und zeitunabhängig genutzt werden können.
Aber auch im Homeoffice während der Covid-19-Pandemie wurden sie genutzt, wie es bei den knapp 400 Proband:innen der Studie der Fall war. Die befragten Studienteilnehmer:innen, die regelmäßig die audiovisuelle Stimulation im Untersuchungszeitraum durchführten, wurden hinsichtlich ihrer Gesundheit, insbesondere der mentalen Gesundheit und Burnout, und ihres Work Engagements untersucht. Die Daten deckten signifikante Beziehungen zwischen der audiovisuellen Stimulation und der allgemeinen Gesundheit sowie mentalen Gesundheit auf, als auch bei Burnout und analog dazu Work Engagement. Zur Studie kommen Sie über diesen Link.
Digitale Gesundheitsförderung – Durchbruch oder back to normal?
Die Studie verdeutlicht, dass sich einzelne digitale Maßnahmen für das Homeoffice eignen können, um die Gesundheit von Beschäftigten zu fördern. Viele Apps in den Bereichen Meditation und Achtsamkeit erfahren immer größer werdenden Zuspruch, da sie mobil und flexibel durchgeführt werden können. Dennoch stellt sich die Frage, ob Anwendungen für die digitale Gesundheitsförderung die klassischen Maßnahmen ablösen (können). Übersichtsstudien in diesem Feld zeigen nämlich, dass Beschäftigte den sozialen Austausch und insbesondere die Beziehung zu einem Trainer bei Gesundheitsangeboten – vorwiegend bei Bewegungskursen – schätzen.
Bei Beobachtung der Entwicklungen in der Praxis zeichnet sich ab, dass immer mehr Unternehmen daher auf einen Mix aus klassischen und Gesundheitsmaßnahmen via Apps und Web setzen. Hier empfiehlt es sich, mit gezielten Gesundheitsbefragungen die Bedürfnisse der Beschäftigten zu evaluieren und auf geeignete Maßnahmen zurückzugreifen. Also: Nicht Entweder-oder, sondern Sowohl-als-auch.
Die Ergebnisse der Studie werden am 6. Oktober 2022 um 19 Uhr im Rahmen eines Zoominars vorgestellt. Zur kostenlosen Anmeldung geht’s über diesen Link.