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Ghosting im Bewerbungsprozess: Was tun, wenn das Unternehmen schweigt?

Das Ghosting ist ein Phänomen, das fast alle schon kennengelernt haben, beispielsweise beim Dating oder bei Kundenanfragen im Job. Aber was, wenn das Unternehmen nach einer Bewerbung einfach nicht antwortet?

Im digitalen Zeitalter ist Kommunikation leichter geworden als jemals zuvor – aber auch unverbindlicher. Anstelle des persönlichen Gesprächs oder des Telefonats werden Nachrichten über digitale Kanäle verschickt und oft weißt Du nicht einmal, ob diese angekommen sind und gelesen wurden. Dies kann zu Missverständnissen und Unsicherheiten führen, auch in Bewerbungsprozessen. Denn Bewerbungen werden heutzutage ebenfalls meist digital verschickt, beispielsweise per E-Mail oder als Online-Formular. Wenn anschließend eine Antwort ausbleibt, stehen schnell die Fragen im Raum: Ist meine Bewerbung eingegangen? Und was, wenn nicht? Sollte ich nachfassen? Wann und bei wem? Ähnlich kompliziert kann die Situation sein, wenn zwar die Rückmeldung kam, dass die Bewerbung empfangen wurde, aber anschließend oder nach einem Vorstellungsgespräch plötzlich Stille herrscht. Hier daher einige Tipps, wie Du mit einem solchen Ghosting in Bewerbungsprozessen umgehst:

1. Potenzielle Ursachen ermitteln.

Viele Menschen machen den Fehler, das Schweigen persönlich zu nehmen. Sie denken vielleicht, sie seien nicht gut genug oder das Gegenüber möchte sie sogar bewusst ärgern. Dabei kann das Ghosting viele Gründe haben: Gegebenenfalls ist Deine Bewerbung tatsächlich nicht eingetroffen, sie ging intern verloren oder es gibt unklare Zuständigkeiten. Interne Prozesse können daher ebenso schuld sein wie ein hoher Bewerbungsandrang und eine daraus folgende Überforderung der Mitarbeitenden. Auch wirtschaftliche Schwierigkeiten beziehungsweise Änderungen in der Unternehmensstrategie oder Kommunikationsfehler sind ein häufiger Grund. Du darfst daher nicht zu ungeduldig sein, sondern meistens kommt die Rückmeldung noch – wenn auch viel später als erwartet.

2. Geduldig sein.

Fakt ist aber: Wenn es sehr lange dauert, wurde die Stelle entweder schon anderweitig besetzt oder Deine Bewerbung wurde aus irgendeinem Grund nicht berücksichtigt. Es gilt daher das richtige Mittelmaß zu finden aus Geduld und dem Mut, um direkt beim Unternehmen nachzufragen. Denn angenommen, Deine Bewerbung ging verloren, hast Du dann eventuell die Chance, im Bewerbungsprozess doch noch berücksichtigt zu werden. Setze daher eine angemessene Frist, beispielsweise von zwei Wochen, um nach Einsendung Deiner Bewerbungsunterlagen, einem Vorstellungsgespräch oder einem anderen Kontaktpunkt nachzufassen, falls bis dahin keine Rückmeldung kam.

3. Eigene Fehler reflektieren.

Bevor Du beim Unternehmen nachhakst, ist es wichtig zu überprüfen, ob der Fehler nicht vielleicht bei Dir selbst liegt?! Eventuell ist die E-Mail in Deinem Spam-Ordner gelandet, Du hast einen Anruf verpasst oder Du hast damals sogar vergessen, Deine E-Mail-Bewerbung abzuschicken? Solche Missgeschicke können passieren, aber es erspart Dir peinliche Momente, wenn Du diese zuerst ausschließt. Sobald Du sicher bist, dass Du wirklich Deine Unterlagen eingeschickt und keine Antwort erhalten hast, kannst Du Dich an das Unternehmen wenden.

4. Freundlich und positiv bleiben.

Nun ist es das A und O, höflich zu bleiben und freundlich nachzufassen. Denn das Nachhaken alleine ist nichts Negatives. Im Gegenteil: Es kann sogar positiv aufgefasst werden, da es Motivation und Selbstbewusstsein beweist. Dies ist Deine Chance, einen sympathischen (ersten) Eindruck zu hinterlassen. Zudem lenkst Du bewusst die Aufmerksamkeit auf Deine Bewerbung, falls diese bislang in der Masse unterging. Trotzdem wirst Du manchmal erneut vertröstet mit dem Hinweis, dass Du bald eine Rückmeldung erhältst. Dann ist wieder Geduld gefragt.

5. Das persönliche Gespräch suchen.

Wenn Du diesen Job immer noch willst, kannst Du einen letzten Versuch starten und das persönliche Gespräch suchen. Statte dem Unternehmen einen Besuch ab und achte dabei auf ein sympathisches Auftreten sowie einen professionellen ersten Eindruck. Erneut kann dieser positiv auf Dich aufmerksam machen und Dir vielleicht sogar einen Wettbewerbsvorteil für Deine Bewerbung bringen. So kannst Du zudem prüfen, ob die Atmosphäre vor Ort Deiner Vorstellung entspricht und Du Dich dort wohlfühlen würdest. Erscheine gut vorbereitet, am besten mit Deiner ausgedruckten Bewerbung im Gepäck, um gegebenenfalls spontan ein Vorstellungsgespräch führen oder einen „Elevator Pitch“ halten zu können.

6. Einen „Plan B“ entwickeln.

Selbst, wenn all die genannten Strategien nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben, so konntest Du dadurch zumindest Selbstbewusstsein schöpfen. Denn anstatt passiv auf eine Antwort zu warten, hast Du den Mut gefasst, aktiv zu werden und Dich zu präsentieren. Dies wird Dir bei zukünftigen Bewerbungsprozessen helfen, noch mehr Eigeninitiative und Selbstvertrauen auszustrahlen. Spätestens jetzt wird es aber Zeit, um einen Alternativplan zu entwickeln und beispielsweise andere Bewerbungsprozesse wieder aufzunehmen. Dieser Schritt ist auch schon früher möglich, wenn Dir das Schweigen einen negativen Eindruck von dem Unternehmen vermittelt hat oder Du direkt das Gefühl hast, nicht wertgeschätzt zu werden. Wann Du in Bewerbungsprozessen die Notbremse ziehen kannst und solltest, musst Du also individuell entscheiden…

7. Deinen Stolz bewahren und Dich neu orientieren.

…doch früher oder später gilt es, den Blick wieder nach vorne zu richten. Ansonsten verlierst Du nicht nur wertvolle Zeit für Deine Jobsuche, sondern auch Deinen Respekt vor Dir selbst. Frage Dich trotzdem, was Du aus dieser Erfahrung lernen kannst und was Dir in Zukunft auf der Arbeitgeberseite wichtig ist – zum Beispiel eine schnelle sowie wertschätzende Rückmeldung. So unangenehm Ghosting in Bewerbungsprozessen also sein kann, so wichtig kann es als Lektion werden. Du lernst dadurch, was Du von einem Unternehmen erwartest und wo Du Deine Grenzen setzt. Und vielleicht bist Du eines Tages sogar froh, dass diese Tür verschlossen blieb, weil Dir das Leben daraufhin eine andere und im Nachhinein bessere geöffnet hat. Optimismus und Vertrauen in Dich selbst sowie Deinen Karriereweg zu bewahren, ist daher essentiell, dann stellt der neue Ghosting-Trend für Dich in Zukunft kein Problem mehr dar.

Welche Erfahrungen hast Du mit dem Thema bereits gemacht? Hast Du weitere Anregungen oder Tipps? Vielen Dank für Deinen Kommentar!

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