Dr. Alexandra Hildebrandt

Globale Krisen: Resilienz als Grundlage für nachhaltigen Erfolg

Die PwC-Studie Global Crisis and Resilience Survey 2023 – Die Resilienz-Revolution zeigt, wie Unternehmen in Deutschland und global im Zuge der vergangenen Krisen ihre Resilienz gestärkt haben. Sie sind von ständigen Bewegungen und kontinuierlichen Störungen geprägt. Zugleich befinden sie sich in herausfordernden Transformationsprozessen und multiplen Krisen, aus denen sie gestärkt hervorgehen sollten. Vor diesem Hintergrund ist das Thema Resilienz heute eine der wichtigsten strategischen Prioritäten in der Unternehmenswelt. Dazu müssen Unternehmen in der Lage sein, sich auf schwierige Umstände flexibel einzustellen. Gemeint ist die Fähigkeit, sich an unsichere und unkalkulierbare Situationen anzupassen. An der PwC-Befragung nahmen zwischen September und November 2022 1.812 Entscheider:innen aus 42 Ländern und verschiedenen Branchen sowie Geschäftsfeldern teil. In Deutschland basieren die Daten auf der Befragung von 132 Teilnehmenden. Es handelt sich um die dritte Studie von PwC, die Daten zu Unternehmenskrisen und Resilienz analysiert.

Die Befragung widmet sich nicht nur der Bedeutung einer globalen Resilienz-Revolution, sondern auch, dass vor allem deutsche Unternehmen noch Nachholbedarf haben. Das zeigt sich vor allem bei der Integration von Schlüsselfunktionen. Der Rückstand ist allerdings weitgehend identifiziert und die Aufholbedingungen sind gut. Das unterstreicht unter anderem auch die überdurchschnittlich hohe Bewertung des Kompetenzaufbaus für zukünftige Führungskräfte in den Bereichen Krisenmanagement und Resilienz. Das sind wichtige Voraussetzungen für die globale Resilienz-Revolution. Statt weiter auf Fortschritt zu setzen, sollte die Widerstandsfähigkeit aller Systeme gestärkt werden, schreibt auch der Ökonom und Regierungsberater Jeremy Rifkin in seinem Buch „Das Zeitalter der Resilienz“. Die Beratungsgesellschaft McKinsey forderte ebenfalls schon vor einiger Zeit, dass sich Unternehmen „widerstandsfähiger und nachhaltiger“ aufstellen müssten.

Resilienz hat in der Krise um 16 Prozent zugenommen und war das zentrale Thema. Politische Maßnahmen sollten sich an den Prinzipen von Nachhaltigkeit, Zukunftsverträglichkeit und Resilienzgewinnung orientieren. Die Beratungsgesellschaft McKinsey forderte auch, dass sich Unternehmen widerstandsfähiger und nachhaltiger aufstellen müssten. Damit werden neben dem Klimaschutz auch Themen wie soziale Gerechtigkeit, nachhaltige Bildung und faire Arbeitsbedingungen sowie soziales Engagement wieder mehr in den Fokus gerückt. Was hier neu in den Fokus rückte, ist für viele Mittelständler, vor allem Familienunternehmen, eine Selbstverständlichkeit. „Sie geben sich nicht geschlagen und akzeptieren herausfordernde Situationen, befreien sich aus etwaigen Opferpositionen oder vermeiden diese präventiv, suchen lösungsorientiert nach zukünftiger Optimierung und nach neuen Chancen“, sagte Werner Neumüller, Geschäftsführer der NEUMÜLLER Unternehmensgruppe und Autor zahlreicher Publikationen zum Thema Resilienz, schon vor einigen Jahren. Seine Aufgaben sieht er nicht als Problem, sondern als Gelegenheit. „Resiliente Familienunternehmen sind zwar nicht immun gegen Krisen, doch sie lernen durch entsprechende Anpassungsprozesse, auf unerwartete Ereignisse schnell und richtig zu reagieren“, so der Unternehmer.

Auch die Leopoldina, die nationale Akademie der Wissenschaften, mahnte in ihrer Stellungnahme vom 13. April 2020 unter der Überschrift „Weichen stellen für Nachhaltigkeit“, dass bestehende globale Herausforderungen wie Klima- und Artenschutz mit der Corona-Krise nicht verschwinden würden. „Der Virus wird sterben. Weniger sicher aber ist, dass die schlechten Gewohnheiten dieser Welt, ihre Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, ihre Raffgier, ihre Maßlosigkeit mit ihm sterben werden.“ (Felwine Sarr) Deshalb sollten sich politische Maßnahmen „an den Prinzipen von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit, Zukunftsverträglichkeit und Resilienzgewinnung orientieren“.

  • Resilienz ist ein integraler Prozess und strategischer Imperativ, der sich auf sämtliche Geschäftsbereiche auswirkt.

  • Erfahrungen mit umfassenden Störungen haben nahezu alle der befragten Unternehmen gemacht. Insgesamt 92 % gaben in Deutschland an, neben der COVID-19-Pandemie mindestens eine weitere Disruption erlebt zu haben.

  • Mit Blick auf die kommenden zwei Jahre sorgen sich die meisten um Cyberangriffe, Lieferkettenunterbrechungen und Personalmangel. Um hier die Risiken zu reduzieren, ergreifen Unternehmen mehr Maßnahmen, um ihre Widerstandskraft zu stärken: Fast zwei Drittel der Befragten haben ein integriertes Resilienzprogramm entwickelt (Deutschland und global). Allerdings ist nur jedes fünfte davon bereits vollständig integriert.

  • In Deutschland werden bisher nur 22 % der bestehenden Resilienzprogramme von den CEOs unterstützt (11 % weniger als im globalen Schnitt). Hinzu kommen die Probleme wie der anhaltenden Fachkräftemangel. Sie führen unter anderem dazu, dass fast jedes dritte Unternehmen Probleme damit hat, ein Team mit den richtigen Fähigkeiten für den Bereich aufzubauen.

  • Das Business Continuity Management (BCM) ist nur in 19 % der deutschen Unternehmen Teil des Resilienzprogrammes (weltweit 40 %). Ein Rückstand zeigt sich auch in den Bereichen Incident Response (weltweit 37 %, in Deutschland 24 %), Workforce Resilience (weltweit 39 %, in Deutschland 29 %) und Cyber Recovery (weltweit 41 %, in Deutschland 34 %). Die Unterschiede sind unter anderem auf den Reifegrad zurückzuführen, denn viele Resilienzprogramme sind in Deutschland noch jung. Nur 36 % der Unternehmen (weltweit 48 %) betreiben ihre Programme länger als fünf Jahre.

  • Klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sowie der richtige Qualifizierungsansatz genügen nicht, um für kommende Disruptionen vorbereitet zu sein – es wird auch das richtige Maß an operativer Resilienz (OpRes) benötigt. Voraussetzung ist die Definition kritischer Geschäftsbereiche, Illustration von Abhängigkeiten und Aufbau von Testkapazitäten auf der Grundlage möglicher Szenarien.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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