Grüne Arbeitswelt: Was ist die Aufgabe von Baubiologen?
Das Thema „wohngesundes Bauen“ stellt für Bauherren einen zunehmend wichtigen Nachhaltigkeitsfaktor bei der Kaufentscheidung dar. Was macht eigentlich ein Baubiologe?
Beim ökologischen Bauen geht es nicht nur darum, eine alternative energetische Versorgung sicherzustellen, sondern zunehmend auch um ein möglichst schadstofffreies Wohnen und baubiologisches Bauen. In eine bestehende Immobilie oder das zukünftige Eigenheim zu investieren, ohne sicherzustellen, dass dieses nicht mit Schadstoffen belastet ist, die später zu einer aufwendigen Sanierung führen könnten, empfinden immer mehr als unkalkulierbares Risiko.
Sensibilisiert wurde die Öffentlichkeit vor etwa 40 Jahren, als viele Menschen vor allem durch giftige Holzschutzmittel gesundheitlich geschädigt wurden. In früheren Zeiten ist vor allem mit Naturstoffen gebaut worden. Mit dem Wandel zur Vorfertigung in den Wirtschaftsjahren wurde dann davon ausgegangen, dass die Industrie die besseren Produkte liefert. Ab dieser Zeit wurden Asbest, Lindan, Blei oder Kadmium eingesetzt. Am nachhaltigsten ist es, während der gesamten Bauphase präventiv zu handeln.
Allerdings bieten sie nicht immer eine umfassende Sicherheit hinsichtlich der Wohngesundheit. Auch vernachlässigen sie teilweise wichtige Untersuchungen zu Raumklima, Schadstoffen und elektromagnetischen Feldern. Positiv anzumerken ist jedoch die Entwicklung des VDB-Zert des Berufsverbands Deutscher Baubiologen (VDB e.V.), das eine umfangreiche Beurteilung der baubiologischen Wohnqualität von Gebäuden gewährleistet. Durch breit angelegte Mess- und Prüfverfahren, gründliche Untersuchungen sämtlicher gesundheitsrelevanter Einflüsse im Haus sowie einem transparenten Bewertungsschema schützt es die Verbraucher vor Täuschung und Irreführung beim Hausbau.
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) fördert und bewertet seit 2007 das nachhaltige Planen, Bauen und Nutzen von größeren Gebäuden. Die Zertifizierung ist für Neu- und Bestandsbauten möglich. Die Leistungen im Rahmen einer DGNB- bzw. BNB-Zertifizierung umfassen beispielsweise die Messung der Formaldehyd-Konzentration sowie der VOC-Konzentration sowie Dokumentation und Beurteilung gemäß Bewertungssystem.
Hinzu kommt die Beratung von Baubiologen, die - je nach persönlicher Qualifikation - beratend, messend und ausführend tätig sind. Meistens qualifizieren sich Baufachleute wie Architekten, Ingenieure, Handwerker, Mitarbeiter von Baufirmen und -behörden, Baustoffhändler und -hersteller sowie Menschen mit Heilberufen zu Baubiologen. Aber auch für Quereinsteiger bietet dieses Fachgebiet interessante Perspektiven.
• Beratung, Untersuchung, Sanierungsplanung und -begleitung von belasteten Wohnungen, Häusern, Einrichtungen, Grundstücken und Materialien
• Baubiologische Beratung und Analyse
• Nachhaltige, gesunde Bau- und Sanierungskonzepte
• Baubiologische Messtechnik (Haus-, Arbeitsplatz, Schlafplatz- und Grundstücksuntersuchung, Schadstoff- und Schimmelanalyse)
• Baukoordination für Wohngesundheit
• Planung und Überwachung von Schadstoff- und Schimmelsanierungen
• Qualitätssicherung und Werterhalt bei Immobilien.
Doch woran sind seriöse Baubiologen zu erkennen? Renommiert ist neben dem VDB e.V. vor allem das Institut für Baubiologie in Rosenheim, das Architekten, Ingenieure oder Handwerker in einem anerkannten staatlichen Lehrgang ausbildet.
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Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.
Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.
Petra Liedl und Bettina Rühm: Gesundes Bauen und Wohnen. Baubiologie für Bauherren und Architekten. DVA, München 2019.