Fotocredit: Kerstin Deinert

Grünes Wissen to go: Umweltbildung greifbar gestalten

Auch wenn die Themen Klima und Umwelt derzeit in den Hintergrund rücken, so sollte nicht damit aufgehört werden, Kindern und Jugendlichen nachhaltiges Handeln näherzubringen und die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung in den Bildungssystemen zu verankern. Am Beispiel von Green City e. V. zeigt die Künstlerin und Designerin Kerstin Deinert, was möglich ist.

Alle zwei Jahre untersucht das Umweltbundesamt das Umweltbewusstsein der Bevölkerung. Die letzten Ergebnisse finden sich in die „Umweltbewusstseinsstudie 2024“:  57 Prozent der Deutschen halten es für „sehr wichtig“, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Nur noch 44 Prozent der 18- bis 29-Jährigen halten der Befragung zufolge Umwelt- und Klimaschutz für „sehr wichtig“, während es bei den über 50-Jährigen noch 63 Prozent sind. Auch die Studie „Jugend in Deutschland“ befasste sich speziell mit den Sorgen junger Menschen. Eine Spaltung der Gesellschaft befürchten 48 Prozent. In der Liste der drängendsten Sorgen folgt der Klimawandel erst danach mit 47 Prozent. Um Kinder und Jugendliche zum konkreten Handeln zu bewegen, muss dem Thema seine Abstraktion genommen werden, denn Greifbares steigert die Wissens- und Lernlust.

Doch wie kann bei Kindern und Jugendlichen die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung geweckt und gestärkt werden?

Veränderung geschieht, wenn sich alle verantwortlich fühlen und ins gemeinsame Handeln kommen. Dafür braucht es Räume, um zusammenzufinden und gemeinsam an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten.  Mit Green City e. V. arbeitet die Berliner Künstlerin und Designerin Kerstin Deinert seit 2020 im Bereich Bildung zusammen. Gemeinsam mit Katharina Lindemann, stellvertretende Bereichsleitung im Bereich Bildung, hat sie verschiedene Produkte für die Umweltbildung für Kinder und Jugendliche und Studierende entwickelt. „Es geht bei allen Projekten, die ich gestaltete, darum, der jungen Generation das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit näher zu bringen, ohne erhobenem Zeigefinger und mit Spaß daran“, sagt die Künstlerin. In dem Zusammenhang hat sie auch ein Zero Waste Booklet für Studierende gestaltet. Auch dies entstand im Team mit Katharina Lindemann und Tanja Lovetinsky, die eine Vision davon hatten und mit ihrem Engagement die Künstlerin immer wieder  zum Nachdenken anregen.

Mithilfe eines Fragebogens fand Deinert heraus, worum es beiden ging und was vermittelt werden sollte. So konnten alle in eine Richtung denken und gemeinsam kreativ werden. „Trotz Corona und keinem Live-Treffen arbeiteten wir effektiv zusammen und waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden." Auch für Katharina Lindemann war es etwas sehr Besonderes. Dem Team von Green City war es vor allem wichtig, das Thema nicht mit erhobenem Zeigefinger zu kommunizieren, sondern so, dass es Spaß macht. „Da beide meine Collagen kannten, fanden sie die Idee gut, diese zum Blickfang zu machen und damit zu arbeiten. Sie illustrieren die Kapitel und fungieren als Kapiteltrenner im Buch. Das Corporate Design von Green City konnte ich relativ frei nutzen, sie haben schöne plakative Musterflächen und eine interessante Typografie, die sich sehr gut eignen, um abwechslungsreiche Gestaltung für ein junges Publikum zu machen, das sich schnell langweilt“, so Kerstin Deinert. Die Designerin entwickelte auch zwei Broschüren zum Thema Klimaküche für Kinder und Jugendliche - eines davon ist ein Arbeitsheft, in das hineingeschrieben werden kann.

Zuletzt gestaltete sie einen Saisonkalender für Kinder, den sie in der Schule mit ihren Lehrern besprechen und dann zuhause aufhängen können. Mit diesen Materialien arbeiten die Teams von Green City sowie Lehrende in der Schule. Nach einem kurzen Studium der Kunst und Theaterwissenschaften in München absolvierte Kerstin Deinert ihre Ausbildung zur Mode- und Kommunikationsdesignerin an der Deutschen Meisterschule für Mode in München (heute Designschule München). Zunächst arbeitete sie als Praktikantin für das Süddeutsche Zeitung Magazin unter dem Creative Director Mirko Borsche. Dann war sie zwei Jahre als Designerin bei Zeichen & Wunder in München tätig.  2009 machte sie sich selbständig. Seitdem arbeitet sie frei für große und kleine Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Gesellschaft, Wissenschaft, Bildung sowie Kunst und Kultur. Zu ihren Kunden gehörten unter anderem Adobe, Transparency International und die GIZ. Sie ist Mitglied im Atelierhaus und Künstlerverein K19 Studios Berlin e. V. und arbeitet dort als Designerin und Künstlerin. Kerstin lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Berlin Zehlendorf.

Zum Thema Nachhaltigkeit kam sie, als ihre Tochter 2012 zur Welt kam.

„Plötzlich wurde ich mir darüber bewusst, wie viele schädliche Dinge um uns herum tagtäglich passieren, die ich bis dahin nicht sonderlich beachtet hatte. Es wurde mir wichtig, Biolebensmittel zu kaufen. Ich wollte nicht mehr in der Hauptverkehrsstraße wohnen. Ich kaufte keine Kosmetikprodukten mehr, die schädliche Inhaltsstoffe verwenden. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich bin dahin mit Scheuklappen durchs Leben gelaufen war. Diese Geburt war in vielen Dingen ein Augenöffner für mich.“ Heute freut sie sich, wenn sie innovative und weitsichtige Projekte wie die von Green City e. V. unterstützen kann. Umweltbildung sollte ihrer Ansicht nach ein zentraler Bestandteil der Schule sein, wo auch Zusammenhänge vermittelt werden sollten, Ursprung der Dinge. Das hat sie selbst in ihrer Schulzeit vermisst. „Es ist wichtig, wirklich mit Dingen in Kontakt zu kommen. Zum Beispiel mit einem Schaf, dessen Wolle geschoren wird, die dann gereinigt und gesponnen wird. Um dann als Faden zum Stricken verwendet zu werden. Das ist für kleine Kinder ein tolles Erlebnis. Ich denke, es ist das Wichtigste zu verstehen, dass alles miteinander verbunden ist. Dass wir Natur sind. Dass wir lernen in Kreisläufen zu denken, so früh wie möglich. Dass wir von Tieren und Pflanzen lernen - auch in der Schule. Das könnte in alle Fächer integriert werden.“ Mit ihrer Arbeit möchte sie dazu beitragen, das Verständnis für unsere Lebensgrundlage schulen – „und nicht nur zu lernen, dass wir fleißig und leistungsfähig sein müssen.“ Kostenlose, niederschwellige geförderte Angebote für alle Menschen in ländlichen Regionen und in der Stadt sind allerdings ebenso wichtig, denn die Folgen von Klimawandel, Biodiversitätsverlust und schwindendem gesellschaftlichen Zusammenhalt sind überall sicht- und spürbar.

 Weiterführende Informationen:

Die gedruckte Broschüre ist über Green City erhältlich. Interessierte können eine E-Mail senden: verein@greencity.de oder das Buch kostenfrei hier downloaden.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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