Haben Sie Ihr Gehaltsmaximum schon erreicht?
Eine Jobplattform hat einen Rechner entwickelt, mit dem sich das eigene Gehaltsmaximum prognostizieren lässt. Vier Erkenntnisse sind dabei wichtig.
Düsseldorf. Schnell Karriere machen? Gute Idee – zumindest für alle, die im Leben viel Geld verdienen möchten. Eine aktuelle Analyse der Jobplattform Stepstone zeigt: In einigen Branchen haben Beschäftigte noch vor ihrem 50. Geburtstag ihr persönliches Gehaltsmaximum erreicht.
Das überrascht, schließlich würde man denken, dass das Gehalt mit den Berufsjahren immer weiter steigt. Tut es im Schnitt aber nicht. Und dafür hat Stepstone zwei Gründe ausgemacht:
Zum einen treten viele Berufstätige zwischen 50 und 60 freiwillig kürzer. Entsprechend niedriger fällt das Gehalt aus.
Zum anderen finden die größten Gehaltssprünge zwischen 30 und 40 statt.
Beides hat große Auswirkungen auf die eigene Karriereplanung, aber auch auf größere finanzielle Anschaffungen wie eine Immobilie.
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Für seine Analyse hat Stepstone die Durchschnittsgehälter von 250.000 Nutzern untersucht – und daraus einen Rechner entwickelt, mit dem sich die eigene Gehaltsentwicklung prognostizieren lässt. Vier Erkenntnisse sind dabei wesentlich:
1. Das Einstiegsgehalt ist prägend für die weitere Gehaltsentwicklung
Je höher das Einstiegsgehalt ist, desto höher steigt es im Laufe der Karriere. Diese Regel ist nicht neu, spielt bei Gehaltsverhandlungen aber eine wichtige Rolle. Denn im Schnitt lassen sich bei einer Gehaltserhöhung bis zu zehn Prozent mehr Gehalt aushandeln.
„Am Einstiegsgehalt orientiert sich automatisch die weitere Gehaltsentwicklung“, erklärt André Schaefer, Sprecher von Stepstone. Berufseinsteiger sollten sich vor ihrem Jobeinstieg daher bestmöglich informieren, „welches Gehalt realistisch ist“.
Ein Beispiel: Wer mit 25 Jahren mit einem Monatsgehalt von 3000 Euro ins Berufsleben einsteigt und bis zum 50. Lebensjahr etwa durch Beförderungen oder Jobwechsel alle fünf Jahre eine Gehaltserhöhung erhält, hat bis zum Renteneintritt mit 65 Jahren ein Lebenseinkommen von knapp 1,14 Millionen Euro erreicht.
Wer unter denselben Bedingungen mit 4000 Euro pro Monat startet, kommt auf etwa 1,53 Millionen Euro. Von der Differenz könnte man sich in vielen Städten eine Eigentumswohnung als Kapitalanlage kaufen.
2. Der Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau nimmt im Alter zu
Am meisten dürfte verblüffen, dass im bundesweiten Durchschnitt Männer ihr Maximalgehalt bereits mit 52 Jahren erreichen. Frauen hingegen schon mit 41. Selbst zum Gehaltshöhepunkt ist ihr Durchschnittsverdienst mit 50.533 Euro 13 Prozent niedriger als das Gehaltsmaximum der Männer.
Das liegt unter anderem daran, dass mehr Frauen in Teilzeit arbeiten als Männer, erklärt Christine Seibel, Gehaltsexpertin bei der Managementberatung Korn Ferry. Und sie treffen diese Entscheidung in der Regel zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr – jenem Zeitraum, in dem die Gehaltskurve bei den meisten Angestellten den steilsten Anstieg nimmt.
Interessant ist: „Es gibt keinen messbaren signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern bei heutigen Einstiegsgehältern“, fügt Seibel hinzu. Außerdem seien geringere Gehaltsunterschiede zu beobachten, wenn man die Daten nach Jobfunktionen differenziere.
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Das heißt: Ein in Vollzeit beschäftigter Sachbearbeiter verdient ähnlich viel wie seine in Vollzeit beschäftigte Kollegin. Dennoch erschweren Hürden im Unternehmen Frauen den Aufstieg, erklärt die Gehaltsexpertin. „Es haben immer noch mehr Männer Positionen mit einer hohen Vergütung inne als Frauen.“
3. In gut zahlenden Branchen ist das Maximum oft schnell erreicht
Wer wann seinen Gehaltszenit erreicht, hängt auch stark von der Branche ab. Banker erreichen im Schnitt ihr Maximalgehalt mit 48 Jahren, Personaldienstleister mit 52 Jahren und Gastronomen sogar erst im Alter von 65 Jahren.
Schaefer leitet daraus eine Regel ab: „In Branchen, in denen überdurchschnittlich hohe Einstiegsgehälter gezahlt werden, erreichen Menschen ihr Gehaltsmaximum in der Regel schneller.“ Angestellte in Berufszweigen mit niedrigerem Durchschnittsgehalt, etwa in der Gastronomie, müssten länger auf ihr Gehaltsmaximum warten.
Trotzdem gibt es Ausnahmen. Banker erreichen ihr Maximalgehalt 17 Jahre früher als Chemiker, dabei verdienen sie im Schnitt gleich viel Geld. Die Ursache sieht Schaefer in der Dauer der Ausbildungen: In der Chemieindustrie arbeiteten häufiger promovierte Wissenschaftler, die später ins Berufsleben starten. Ihr Gehalt entwickle sich langsamer.
Angestellte im Bankwesen hingegen machten im Anschluss an den Bachelor- oder Masterabschluss schnell Karriere.
4. Topgehälter für Promovierte und Angestellte in der Chemieindustrie
Auch der Bildungsabschluss entscheidet, bis wann der Lohn steigt. Vor allem aber beeinflusst er die Höhe der Lohnkurve. Promovierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erreichen ihr Maximalgehalt mit 54 Jahren bei einer durchschnittlichen Vergütung von 85.530 Euro. Bachelor-Absolvierende verdienen rund 19.000 Euro weniger als ihre Kollegen mit einem höheren akademischen Grad.
Die Hauptursache sei auch hier die Höhe des Einstiegsgehalts, erklärt Schaefer. Promovierte Arbeitnehmer starten mit höherem Gehalt ihre Karriere, das „im Verlauf des Arbeitslebens länger ansteigt als bei Bachelor-Absolvierenden, die eine kürzere Ausbildung hinter sich haben“.
Seibel sieht das kritisch: „Nicht jeder Arbeitnehmer mit einem Doktortitel verdient automatisch mehr als jemand ohne akademischen Grad.“ Vielmehr komme es auf die Funktion im Unternehmen an. So sind etwa in Mangelberufen wie der IT in bestimmten Positionen sechsstellige Gehälter möglich, die sonst eher in Führungspositionen zu finden sind.
Beide sind sich einig: In der Automobil- und Chemieindustrie lässt sich am besten Geld verdienen. Das liegt unter anderem an den „sehr attraktiven Tarifverträgen“.
Lebensgehalt optimieren: Tipp vom Gehaltsexperten
Für Berufstätige, die ihr Gehalt steigern wollen, hat Schaefer einige Tipps: „Es ist wichtig, sich bestmöglich darüber zu informieren, welches Gehalt in der eigenen Branche und dem eigenen Tätigkeitsfeld üblich ist – und dieses regelmäßig zu verhandeln.“
Gleichzeitig helfen ständige Weiterbildungen beim nächsten Karrieresprung. Wenn das nichts nützt, kann auch der „Jobwechsel in gut bezahlte Branchen einen ordentlichen Gehaltszuwachs bedeuten“.
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