Hand in Hand: Rohstoffsicherung durch Abfall und Klimaschutz

Mehr denn je steht heute der Umgang von Unternehmen mit ihren Ressourcen sowie Abfallmengen und Emissionen im Fokus der Öffentlichkeit. Von der Beschaffung, über die Produktionsplanung bis hin zur Entsorgung – in jedem Bereich gibt es (zum Teil gefährliche) Abfälle. Vor allem sie müssen mit einem Entsorgungskonzept, dessen wesentlicher Bestandteil ein Abfallkonzept ist, Lösungen zur Behandlung von Reststoffen und Abfällen aufzeigen. Erstellung und Realisierung vollziehen sich in mehreren Stufen. Das ist eine enorme Herausforderung für Unternehmen – vor allem, die Abfälle idealerweise im Kreislauf zu führen. Auch müssen sie zur bestehenden Organisationsstruktur des Unternehmens passen und auf die Prozesse, Herstellverfahren und den Materialeinsatz abgestimmt sein. „Nur, wenn wir uns am Anfang überlegen, wie der Abfall am Ende zu entsorgen ist, haben wir die Chance, den Abfall in einem hochwertigen Kreislauf zu führen“, sagen die Schwestern Nadine Speidel und Anne Kathrin Antic, die das Start-up GlobalFlow leiten, das sie bereits während ihres Studiums gegründet haben. Hier werden Entsorgungsprozesse analysiert und im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit optimiert, denn ein „ineffizientes Abfallmanagement ist unwirtschaftlich und verschwendet wertvolle Rohstoffe.“

Viele Unternehmen sind heute aber auch schlichtweg überfordert durch strenge Auflagen, viele Transportwege und den Mangel an Einblick in die Abfallwirtschaft. Dennoch ist die Wirtschaft aufgerufen, ihre Ressourcen im Kreislauf zu führen, Produkte nach ökologischen Vorgaben zu gestalten und neue Märkte für Sekundärrohstoffe aufzubauen. Zu den ganzheitlichen Ansätzen gehören die Schließung des Materialkreislaufs, Steigerung der Produkt- und Materialeffizienz, eine effizientere Nutzung von Produkten sowie die Substitution von Ressourcen. Zu den Vorteilen, die damit verbunden sind, gehören:

• Minimierung oder Eliminierung der Entsorgungskosten für Abfälle

• Erschließung neue Marktsegmente und Umsatzpotenziale

• effizientere und autarkere Produktion

• Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks der Industrie

• Erhöhung der Kontrolle über die eigene Lieferkette

• rentablere Arbeit.

Allerdings geht es heute nicht mehr nur „um das Realisieren von Rentabilitätseffekte und Einsparungen, sondern darum, durch Aktivitäten im Umgang mit Abfällen einen aktiven Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise zu leisten und im selben Zug das Überleben des eigenen Geschäftsmodells sicher zu stellen“, so die Autorinnen. Vor diesem Hintergrund entstand ihr Praxishandbuch „Abfallmanagement“, in dem sie ein ganzheitliches Bild einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zeichnen. Abfallmanagement bezeichnet die Organisation und Bewirtschaftung des Abfallkreislaufs in Unternehmen und Ämtern mit dem Ziel der Vermeidung, Recycling, Verwertung und Beseitigung von Abfällen nach gesetzlichen Vorgaben und Maximen der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeitsverantwortliche sowie Verantwortliche für Aufbau, Gestaltung und Leitung von Entsorgungsprozessen erhalten hier fundiertes Anwendungswissen zur Erstellung eines Entsorgungskonzepts. Gezeigt wird, wie Recyclingstrategien aufgebaut, effiziente und automatisierte Prozesse sichergestellt und hochwertige Abfallqualitäten für eine echte Kreislaufwirtschaft gebildet werden. Betrachtet werden aber auch sämtliche Kostentreiber, Aufwände und Vermeidungspotenziale, die auf Verbesserung der Entsorgungsprozesse und Abfallqualität geprüft werden. Entsorgungslogistik, das letzte Glied der gesamten Logistikkette, umfasst sämtliche logistische Maßnahmen zur Vorbereitung und Durchführung der Entsorgung. „Wenn ein Unternehmen im Bereich Entsorgung gute Strukturen schafft und Prozesse optimiert, profitiert es doppelt. Es wird rentabler, zugleich ist das Ergebnis besser für Umwelt und Gesellschaft.“ (Nadine Speidel und Anne Kathrin Antic)

• Nadine Speidel / Anne Kathrin Antic: Praxishandbuch Abfallmanagement. Wie Unternehmen die Kreislaufwirtschaft in Schwung bringen. Haufe Group. Freiburg, München, Stuttgart 2023.

• Nadine Speidel: In vier Schritten als Unternehmen einen Beitrag gegen die Klimakrise leisten

• Entsorgungskonzept erstellen

• Warum Circular Economy als ressourcenschonendes Wirtschaftsmodell der Zukunft gilt

• Warum der Begriff Kreislaufwirtschaft erweitert werden sollte

• Warum die Zero-Waste-Bewegung einen Zeitnerv trifft

• Die Welt als Abfalleimer – und wir mittendrin

• Von der Flasche zur Tasche: Neue Ideen für einen nachhaltigen Wertstoffkreislauf

• Reifenrecycling: Wenn sich Kreise nachhaltig schließen …

• Nachhaltige Lieferketten: Was Unternehmen tun sollten

• Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Baubranche

• „Wir sind noch weit entfernt von kreislauffähigen Gebäuden in der baulichen Praxis“

• Kreislaufwirtschaft in der Holzindustrie

• Das Wirtschaftsmodell der Zukunft: Circular Economy

• Klimaziele und Kreislaufwirtschaft müssen Hand in Hand gehen

• Cradle to Cradle-Lösungen: Nachhaltige Mehrwerte für die gesamte Gesellschaft

• Klimaneutralität bis 2050: Welche Rolle spielt die Kreislaufwirtschaft?

• Frank Bohle: Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfprodukt: Das Schwalbe Recycling System. In: Zukunft Mikromobilität. Wie wir nachhaltig in die Gänge kommen: Ein Rad-Geber. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber. Büchner Verlag, Marburg 2022 (erscheint im Herbst).

• Gesünder Bauen und Wohnen – Ratgeber für Baufamilien und Renovierer. Hrsg. von Johannes Schwörer und Peter Bachmann. Fachschriften Verlag, Fellbach 2018.

• Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Circular Thinking 21.0: Wie wir die Welt wieder rund machen von Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

• Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.