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Hier sehen Experten für Anleger im Jahr 2025 die größten Chancen

Internationale Investoren setzen auf eine Fortsetzung der Rally bei Aktien – wobei ein Markt besonders im Fokus steht. Gleichzeitig sollten Risiken abgefedert werden. Was Fachleute raten.

Frankfurt. Während sich ein erfolgreiches Aktienjahr allmählich dem Ende zuneigt, schauen die Analysten der großen Geldhäuser schon auf die kommenden Monate. Dabei zeigt sich: Die Hoffnungen richten sich vor allem auf Anlagen, die sich zuletzt bereits bewährt haben. Und das, obwohl die Bewertungen dort bereits hoch sind und an Risiken kein Mangel besteht.

Die US-Banken Morgan Stanley und Goldman Sachs etwa erwarten, dass der wichtige US-Aktienindex S&P 500 bis Ende 2025 auf 6500 Punkte klettern wird. Die Prognose der Schweizer Bank UBS liegt bei 6600 Punkten. Noch optimistischer zeigt sich die DZ Bank mit 6900 Zählern. Das entspricht einem Indexanstieg zwischen 8,5 und 15 Prozent. Dabei herrscht Einigkeit, dass Anleger in diesem Markt auch im kommenden Jahr die größten Renditechancen finden.

Für sie lohnt sich jetzt ein Blick auf Details. Dabei kommt es darauf an, auch Verlustrisiken zu beachten und ins Depot entsprechende Puffer einzubauen.

Drei Gründe sprechen für Aktien

Maximilian Kunkel, Chef-Anlagestratege der UBS, nennt im Gespräch mit dem Handelsblatt drei wichtige Gründe für seinen Optimismus für US-Aktien: „Die Zinsen sinken, das Gewinnwachstum weitet sich aus, und die Bewertungen sind noch in Ordnung, weit entfernt von den Übertreibungen zur Jahrtausendwende.“ Er rechnet vor: An der Tech-Börse Nasdaq lagen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) vor einem Vierteljahrhundert zeitweise bei 60, heute erreichen die großen US-Tech-Konzerne ein Niveau etwa 27– nicht niedrig, aber eben auch nicht extrem hoch.

Sören Hettler, leitender Anlagestratege für Aktien bei der DZ, bleibt etwas vorsichtiger. Die Herausforderungen für die Aktienmärkte werden seiner Meinung nach größer, aber die Unternehmensgewinne dürften um zehn bis 15 Prozent zulegen. „Da sind auch noch Kursgewinne drin“, ist er überzeugt.

Bei den Regionen bleiben die USA der Favorit. Joachim Schallmayer, leitender Stratege bei der zum Sparkassen-Sektor gehörenden Dekabank, rechnet dort mit höheren Kursgewinnen als bei europäischen Aktien. Er ist überzeugt: „Die Schere zwischen den Märkten in den USA und in Europa wird weiter aufgehen.“

Der deutsche Fondsmanager Bert Flossbach findet US-Aktien teuer, aber die hohen Bewertungen sind seiner Meinung nach in Ordnung, wenn die Gewinnerwartungen für das kommende Jahr erfüllt werden.

UBS-Mann Kunkel fasst zusammen, was zurzeit viele Experten glauben: „Für US-Aktien spricht ein höheres Gewinnwachstum, und zwar auch über die großen Tech-Konzerne hinaus.“ Dazu kommt die Aussicht auf weniger Regulierung und niedrigere Steuern unter dem künftigen Präsidenten Donald Trump. „Wir erwarten eine stärkere Binnenkonjunktur und, wegen der Rücknahme von Auflagen, mehr Aktivität im Bereich Übernahmen und Fusionen (M&A)“, erläutert der UBS-Stratege.

KI bleibt das beherrschende Thema

Hettler glaubt, dass das Thema Künstliche Intelligenz (KI) weiter für Kursgewinne sorgt, und sieht insgesamt noch Potenzial im Technologiesektor. Die UBS zieht den Kreis darüber hinaus sogar noch weiter und setzt zum Beispiel auch auf Versorgeraktien, weil Rechenzentren den Stromverbrauch extrem hochtreiben werden, zumal dort auch die Zunahme des Cloud-Computings, also der Auslagerung von IT-Funktionen an externe Anbieter, eine Rolle spielt. Kunkel zitiert Schätzungen, nach denen Rechenzentren 2026 weltweit etwa so viel Strom verbrauchen werden wie ganz Japan.

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Nicht zu übersehen sind aber die Risiken. Dazu gehört die immer stärkere Konzentration auf die USA und dort auf relativ wenige Unternehmen. Flossbach warnt: „Die Firmen zeigen sich zwar von den Fortschritten der KI begeistert. Aber die Frage ist, wie die Big Techs das zu Geld machen.“ Wegen dieser Konzentration der Investoren auf wenige Aktien und ein einziges Thema suchen Aktienstrategen jetzt nach attraktiven Alternativen oder zumindest Ergänzungen für ihre Depots. Die finden sie zum Beispiel in Europa. Aber als Risikopuffer sind auch Anleihen interessant. Und in den USA selbst hält zum Beispiel Hettler die Aktien kleinerer Unternehmen, die von der Binnenkonjunktur profitieren, für attraktiv.

Der DZ-Stratege hat zwar die USA übergewichtet, sieht aber in Europa durchaus Chancen bei Finanzwerten, die von einem besseren Zinsumfeld profitieren sollten. Potenzial räumt er ebenso Rüstungsaktien ein. Seine Bank erwartet, dass der Deutsche Aktienindex (Dax) bis Ende 2025 auf 21.500 Punkte steigen wird. Das europäische Marktbarometer Euro Stoxx 50 sieht das Institut dann bei 5200 Zählern. Mit solchen Kurssprüngen von immerhin rund elf und acht Prozent sind die Strategen auch für Europa durchaus positiv gestimmt.

Die UBS setzt in Europa und speziell auch in Deutschland vor allem auf kleinere Unternehmen, die häufig zu variablen Konditionen verschuldet sind und daher besonders von sinkenden Zinsen profitieren. Kunkel führt an, dass europäische Werte viel günstiger zu haben sind als amerikanische. Speziell für Deutschland spreche aktuell, dass internationale Investoren auf strukturelle Verbesserungen nach der Bundestagswahl hoffen. Er setzt hinzu: „Man darf auch nicht vergessen, dass die Dax-Unternehmen in den USA mehr Geld verdienen als in Deutschland.“

Die Fondsgesellschaft DWS, Tochter der Deutschen Bank, setzt auf europäische Banken, weil in deren Kursen ihrer Schätzung nach ein Gewinnrückgang um 30 Prozent schon eingepreist ist, was letztlich das Kursrisiko mindere und daher zu einem guten Verhältnis von Rendite und Risiko führe. „Europäische Aktien sind billig. Die verlorene Dekade bei den Unternehmensgewinnen ist vorbei“, sagt Markus Poppe, Co-Leiter europäische Aktien.

Anleihen für die Sicherheit

Bei allen Chancen, die Aktien bieten, sind Kurseinbrüche in dem Bereich nicht selten. Und das gerade dann, wenn die Kurse zuvor schon stark gestiegen waren. Sollte die Inflation wieder anziehen oder sollten sich die Anzeichen für eine schwächere Konjunktur als erwartet erhärten, kann es an der Börse schnell ungemütlich werden. Anleihen sind in der Regel stabiler, außerdem liefern sie einen regelmäßigen Zins. Aber bei der Frage, wie sie eingesetzt werden sollten, geben die Experten sehr unterschiedliche Antworten.

Flossbach setzt derzeit ausschließlich auf deutsche und US-Staatsanleihen mit sehr kurzen Laufzeiten. Diese bieten nicht nur zurzeit recht gute Renditen, sondern verringern auch das Kursrisiko, das insbesondere bei längeren Laufzeiten durch Zinsänderungen entsteht. Kurzfristige Papiere reagieren weniger empfindlich auf Zinsschwankungen, was in einem unsicheren Marktumfeld entscheidend ist.

Gleichzeitig verfolgt Flossbach eine klare Strategie: Die Papiere dienen als liquide Barreserve, was es ermöglicht, bei möglichen Kurseinbrüchen am Aktienmarkt schnell zu investieren.

Kunkel von der UBS setzt auf mittlere Laufzeiten, also etwa fünf Jahre. Die sichern etwas länger gute Konditionen trotz sinkender Notenbankzinsen, aber die entsprechenden Papiere haben auf der anderen Seite ein kleineres Kursrisiko als zehnjährige oder noch länger laufende Anleihen.

Dabei setzt er auf Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit Investment Grade (IG), also guter Bonität. Vor allem die entsprechenden europäischen Unternehmenspapiere seien attraktiv bewertet, findet er. Das sieht auch die DWS so, die dort 2025 im Schnitt 4,7 Prozent Rendite erwartet und damit mehr als für Euro-Hochzinspapiere mit ihrer schwächeren Bonität und lang laufende US-Staatsanleihen. Auch die Dekabank findet vor allem Firmenbonds interessant.

Neben Aktien und Anleihen gilt Gold als Risikopuffer fürs Depot. Flossbach setzt schon lange auf dieses Edelmetall und hält daran auch trotz des stark gestiegenen Preises fest. Auch die Dekabank rät zu einem kleinen Goldanteil.

US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit sind nach Trumps Präsidentschaftswahl an der NYSE beliebt. - Foto: Bloomberg
US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit sind nach Trumps Präsidentschaftswahl an der NYSE beliebt. - Foto: Bloomberg

Als Schutz vor einer Rückkehr der Inflation raten die Strategen zum Teil zu Rohstoffen wie Öl und Gas, die für Anleger unter anderem über börsengehandelte Fonds zugänglich sind. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass nach Einschätzung der UBS mögliche Zuspitzungen geopolitischer Konflikte, vor allem in Nahost, zurzeit nicht im Ölpreis abgebildet sind. Damit findet sich dort ein gewisser Risikopuffer für derartige Krisen, weil diese meist den Ölpreis hochtreiben.

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