Hilfe – Wie finde ich die richtige Wärmepumpe?
Viele Neubesitzer von Wärmepumpen zweifeln, ob sie das richtige Gerät mit der richtigen Steuerung und idealen Einstellung haben – manchmal zu Recht. Wer umsteigen will, steht vor einem komplexen Entscheidungsprozess. Wie findet man das passende System und – ebenso wichtig – einen kompetenten Installateur? Fraunhofer-Experte Danny Günther gibt Rat.
Seit 20 Jahren untersucht das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE aus Freiburg Wärmepumpen im realen Einsatz. Die Ergebnisse sind überwiegend positiv: Wärmepumpen eignen sich sogar für unsanierte Altbauten und sind zweifellos das wichtigste Heizsystem der Zukunft. Doch die vergleichsweise komplexe Technik birgt Risiken. Fraunhofer-Experte Danny Günther erklärt im Interview Strategien, zu einer guten Installation zu kommen.
RAIMUND WITKOP In einem Onlineforum zum Thema „Haustechnik“ findet sich der Satz: „Die Wärmepumpe ist eine Diva“, soll heißen: anspruchsvoll und empfindlich. Ist da etwas dran?
DANNY GÜNTHER Ein interessantes Bild … aber ja, es ist etwas dran, wenn ich es mit dem Gas- oder Ölkessel vergleiche, den Installateure jahrzehntelang verbaut haben, ohne vielleicht allzu viel beachten zu müssen. Bei der Wärmepumpe stehen plötzlich die Betriebstemperaturen im Fokus, aber auch die Mindestvolumenströme, Mindestwassermengen, oder dass ein Abtaubetrieb gewährleistet werden muss. Und ganz wichtig: Plötzlich ist die korrekte Dimensionierung essenziell für einen guten Betrieb. Das ist schon anspruchsvoller.
In den Foren spiegelt sich viel Verunsicherung. Liegt das nur an der komplexen Technik?
Ja. Ich möchte gerade kein Laie sein, der über einen neuen Wärmeerzeuger nachdenken muss. Die Flut an Informationen ist überwältigend – für den Kunden, aber auch für den Installateur beziehungsweise Planer. Was der jetzt alles wissen sollte, ist schon enorm. Es kommt so vieles dazu: die Wärmepumpe in Verbindung mit dem Gebäude und dem Wärmeübergabesystem an sich, zusätzlich PV auf dem Dach, vielleicht ein Elektroauto, das muss alles mitbedacht werden. Daher beschäftigen wir uns gemeinsam mit Handwerk und Herstellern zunehmend auch um prozessuale Themen. Im Rahmen der Projekte DiBesAnSHK und WESPE versuchen wir, die Prozesse zu analysieren und auch mithilfe digitaler Methoden zu vereinfachen und zu beschleunigen.
Das heißt, auch manche Installateure sind überfordert?
Ich denke schon, was auch mit dem traditionellen Berufsbild des SHK-Mechanikers zusammenhängt, in das erst jetzt langsam Bewegung kommt. Ein Blick in die Praxisräume der Gewerbeschulen genügt: Da dominierten zuletzt leider noch die klassischen Öl- und Gaskessel. Wobei bereits länger bekannt ist, dass Wärmepumpen zur Dekarbonisierung im Gebäudesektor eine Schlüsselrolle einnehmen sollten. Gleichzeitig gilt es, auch nicht alles beim Mechaniker abzuladen. Ich denke, die Schnittstellen zwischen Energieberatung, SHK- und Elektrikerhandwerk sind weiter ausbaufähig.
Wie finde ich trotzdem einen Installateur, der mich gut berät?
Wie eben angedeutet, vielleicht muss mein Erstkontakt nicht der Installateur sein. Man sollte sich zuerst mit dem Gesamtsystem auseinandersetzen, die wichtigen Stichworte lauten: raumweise Heizlastberechnung und selektiver Heizkörpertausch. Hierfür gibt es die Energieberatung, und auf Basis eines Sanierungsfahrplanes kenne ich erst mal meine Optionen. Damit kann man ganz anders auf den SHK-Betrieb zugehen.
Beim Betrieb meiner Wahl würde ich viele Fragen anbringen.Danny Günther, Fraunhofer-Institut
Beim Betrieb meiner Wahl würde ich viele Fragen anbringen. Nach Referenzanlagen oder: Wie sind die Mitarbeitenden geschult? Hier ist aktuell die Schulung nach der VDI-Richtlinie 4645 zu empfehlen. Welche Hersteller haben sie im Programm, um auch Alternativen ins Spiel zu bringen? Wenn mich der Installateur ernsthaft einbezieht, auch nach individuellen Gewohnheiten fragt, ist das ein gutes Zeichen. Gleiches gilt für die Unterweisung in die Wärmepumpe, auch mit Blick auf einen möglichst effizienten Betrieb, dafür sollten sich die Fachhandwerker Zeit nehmen.
Kommt es auf den Hersteller an?
Insbesondere im Ein- und Zweifamilienhausbereich ist der Markt inzwischen sehr breit, mit vielen guten Produkten. Gleichzeitig ist die Bandbreite der Geräteeffizienz nicht zu unterschätzen. Hier lohnt sich ein Vergleich der Normleistungszahlen, auch COP-Werte genannt, die sich auf den Datenblättern der Wärmepumpen finden. Auch die Angebote zur Effizienzanzeige, der Wartungsverträge oder der Fernüberwachung variieren stark. Je nach Hersteller und Wartungsvertrag kommen auch Werksmonteure zur Inbetriebnahme der Anlage.
Hat sich in den 20 Jahren Feldforschung bei den Wärmepumpen viel getan?
Wir sehen einen signifikanten Fortschritt. Am Anfang, wie gesagt, vor über 15 Jahren, haben wir uns öfter gefragt: Ist unsere Messtechnik defekt oder die Anlage? Es gab zu Beginn Systeme, bei denen das Hydraulikkonzept nicht durchdacht war. Manche Systeme waren einfach zu komplex, mit zu vielen Pumpen, Ventilen usw. und entsprechend fehleranfällig. Insbesondere in Verbindung mit unglücklicher Dimensionierung der Komponenten. Das ging entsprechend mit Effizienzverlusten der Wärmepumpe oder teils größerem Heizstabeinsatz einher. Aber solche grundlegenden Probleme beobachten wir in den aktuellen Feldtests, also im EFH-Bereich, kaum noch. Die Hersteller haben hier sehr dazu gelernt: die Robustheit und damit auch die Effizienz der Anlagen ist gestiegen. Heißt aber nicht, dass sie im Feld nicht noch effizienter sein könnten.
Was sollte man im laufenden Betrieb mindestens tun und im Auge haben?
Je nachdem, was der Nutzer kann und möchte, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Manche wollen die letzten Prozente Effizienz rauskitzeln, sind super informiert und haben eigene Messtechnik zur Überwachung und Optimierung der Anlagen installiert. Für die Mehrheit der Nutzer gibt es andere Optionen: die bereits erwähnten Möglichkeiten der Fernüberwachung bzw. der regelmäßigen Wartungen, beides verpackt in individuellen Serviceverträgen.
Es lohnt sich, bei den Serviceverträgen nachzuhaken, wer da was zu welchen Konditionen im Angebot hat.Danny Günther, Fraunhofer-Institut
In diesem Bereich ist gerade viel in Bewegung, und es lohnt sich, frühzeitig nachzuhaken, wer da was zu welchen Konditionen im Angebot hat. Ansonsten kann man bei aktuellen Geräten die Effizienz oder zumindest die bereitgestellte thermische Energie und verbrauchte elektrische Energie im Blick behalten.
Also mit Taschenrechner in den Keller und sich mit der Anleitung für das Display beschäftigen?
Sich mit der Anlage zu beschäftigen, ist immer gut. In diesem Fall wären auch nur zwei Zahlen zu dividieren. Aber wie gesagt, das größere Potenzial sehe ich zukünftig in der kontinuierlichen Fernüberwachung, wie auch immer die Geschäftsmodelle dazu aussehen werden. In diesem Bereich gibt es noch viel Luft nach oben. Die neuen Anlagen sind in der Regel online, die Messdaten aus der Regelung einsehbar, und mittels Mustererkennung können leicht die Anlagen identifiziert werden, die vergleichsweise schlecht laufen oder offensichtliche Fehlbetriebe haben.
Das kommt immer noch vor?
Sicher seltener als früher, aber: ja. Wir hatten zuletzt eine Anlage in der Messung, bei der die Heizstäbe bei plus 5 Grad ansprangen statt beispielsweise bei minus 5 Grad. Das war vielleicht ein Flüchtigkeitsfehler bei der Parametrierung der Wärmepumpe. Bei den aktuell installierten Anlagen würde das der Nutzer erst anhand seiner Stromrechnung bemerken. So etwas sollte automatisch erkannt werden, verbunden mit einer definierten Meldekette.
Wie lautet Ihr wichtigster Tipp, um das Gefühl der Überforderung loszuwerden?
Aktuell liegt tatsächlich viel am Eigenengagement des Nutzers. Man sollte sich in den Grundzügen mit der Technologie auseinandersetzen, genauso mit den Rollen der Akteure, und entsprechende Experten hinzuziehen. Ich denke, auch die Ergebnisse unserer Monitoringprojekte können Orientierung geben, was mit dieser Technologie möglich ist. Tipp zur Einführung: Das Fraunhofer-Blog zum Thema Wärmepumpe.