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Humanitäre Hilfe für Kinder, Jugendliche und Mütter mit Kindern aus der Ukraine

Angesichts der dramatischen Lage und der sich verschärfenden Situation in der Ukraine zeigt sich Dr. Klaus Esser, Vorsitzender des Bundesverbandes Caritas Kinder- und Jugendhilfe (BVkE), im Interview sehr besorgt über die sich zuspitzende Lage in der Ukraine.

Drei Dinge sind im Leben eines Menschen wichtig. Erstens: Menschlichkeit. Zweitens: Menschlichkeit. Und drittens: Menschlichkeit.
Henry James

Die Informationen dazu erreichen uns im Stundentakt und sind auch genauso schnell wieder anders. Am 1. März hatte ich mit einer Koordinatorin einer anthroposophischen Einrichtung in Kiew Kontakt, die eine Unterkunft für Mütter mit behinderten Kindern in Deutschland suchten. Ich habe die Hilfe der Bethanien Kinderdörfer angeboten und um Kontakt mit den Müttern gebeten. Dann schrieb die Koordinatorin, die Mütter könnten wegen der Luftangriffe Kiew nicht verlassen. Kurze Zeit später schrieb sie, die Gruppe Mütter mit Kindern hätten jetzt Kiew doch verlassen, sie seien in Richtung Moldawien unterwegs. Sie würde sich melden, wenn sie Wohnraum in Deutschland und weitere Hilfe benötige. Danach habe ich von dieser Gruppe nichts mehr gehört. Ich hoffe, in Moldawien gab es Verwandte oder Freunde, auf jeden Fall schien mir die Gruppe erst mal versorgt zu sein. In der Zwischenzeit hatte ich in unseren drei Kinderdörfern und in einem kleinen Kloster Aufnahmemöglichkeiten gefunden.

In Hessen hatte unser Kinderdorf Kontakt zu einer kommunalen Aufnahmestelle, dort wurden Geflüchtete erwartet, die aber noch nicht angekommen sind. In Bergisch Gladbach gibt es den Aufruf an die Kinderdorfgemeinschaft vom 3. März mit der Information, dass ein Bus von einer privaten Initiative nach BGL unterwegs sei. Es handele sich bei den Geflüchteten aus der Ukraine um UMAs / auch „kleine Kinder“. Das Jugendamt meldet sich erneut, sobald weitere Informationen vorliegen. Diese Informationen wurden an uns weitergeleitet mit der Bitte, darüber nachzudenken, ob für sie eine Aufnahme kurzfristig sein könnte.

In den Bethanien Kinderdörfern ist das Entsetzen über einen Krieg in Europa groß, ebenso die Betroffenheit über die neue Fluchtbewegung. Alle Menschen in den Kinderdörfern – aus der Basis der pädagogischen Arbeit, aus den Verwaltungen und der Hauswirtschaft und der Haustechnik ebenso wie die Leitungen und Verantwortlichen in den Gremien, sogar der Vorsitzende des Aufsichtsrates – sind emotional betroffen, weil die familiären Zerrissenheiten und die Trennungen in den Kinderdörfern als lebenslang wirksame traumatische Ereignisse bekannt sind, und wir alle voller Mitgefühl für die Menschen sind, die sich auf den Weg weg von ihrer Heimat machen. Die Kinderdörfer haben in ihren Kirchen Friedensgebete organisiert, manche Gruppen gehen geschlossen in die Kirche, manchmal sieht man ein einzelnes Kind eine Kerze anzünden. Der Orden und die Kinderdörfer beteiligen sich an Friedensdemos und wollen den Zustand des Krieges nicht einfach so hinnehmen.

Die Mitgliedseinrichtungen berichten von etlichen Mitarbeitenden, die bereit wären, sich sofort mit Hilfsgütern auf den Weg in Richtung Ukraine zu machen. Diese überwältigende Hilfsbereitschaft wird in den kommenden Wochen gefragt sein, wenn sich das Kriegsgeschehen deutlicher abzeichnet und absehbar wird, in welchem Maße Hilfe geleistet werden kann und muss.

Am 1. März hatten wir eine Videokonferenz mit dem BVkE-Vorstand. Von dort habe ich erfahren, dass in Freiburg ein komplettes Kinderheim mit 150 Kindern und 30 Betreuer*innen aufgenommen wurde. Einige Einrichtungen haben auch schon erste Anfragen zur Aufnahme erhalten. Alle sind bereit, zu helfen! Nach dem Treffen habe ich mit Daniel Kieslinger eine Presseinformation herausgegeben.

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Der BVkE ist das Netzwerk der katholischen Erziehungshilfe und ist anerkannter Fachverband des Deutschen Caritasverbandes. Zum Verband gehören etwa 470 Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe die Beratung, ambulante bzw. stationäre Hilfen zur Erziehung für Kinder, Jugendliche und deren Familien anbieten. Ungefähr 78.000 Kinder und Jugendliche werden zurzeit in Mitgliedseinrichtungen des Verbandes betreut. Emotionale Brüche und Enttäuschungen werden hier in den erzieherischen Hilfen deshalb sehr behutsam und zugewandt aufgegriffen.

„Die Würde anderer endet nie. Was aber endet, ist die Freiheit.“

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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