Ich bin privilegiert.
Und genau deshalb will ich nicht still sein.
Ich werde nicht gefragt, woher ich wirklich komme.
Ich wurde nie auf meinen Nachnamen reduziert.
Ich spreche ohne Akzent. Kriege Wohnungen. Kredite. Jobs. Einfach so.
Ich bin cis. Hetero. Weiß.
Ich hab einen Job, in dem ich ich sein darf.
Und wenn wir ehrlich sind: Ich pass ziemlich gut rein in dieses System.
(Na ja, vielleicht nicht immer mit der Haarfarbe – aber ihr wisst, was ich meine.)
Ich weiß, wie viel das wert ist. Und dass das eben nicht für alle so ist.
Und genau deshalb versuche ich, nicht wegzuschauen.
Ich bin keine Expertin. Ich hab nicht alles verstanden.
Ich weiß auch nicht immer, wie ich’s richtig mache.
Aber ich versuche, dazuzulernen.
Ich versuche, mitzureden, ohne mich in den Mittelpunkt zu stellen.
Ich versuche, nicht perfekt zu sein, sondern ehrlich.
Und offen.
Wenn ich dann mal was poste – über faire Bewerbungsverfahren,
über anonyme Lebensläufe, über Chancengleichheit
oder einfach über das Thema Diversität an sich –
dann kommt manchmal Kritik.
Und manchmal eben auch:
„Wokeness!“
„Sprachpolizei!“
„Spinner!“
Ja, okay. Dann ist das so.
Ich kann das aushalten.
Ich verliere nichts dadurch.
Ich werde nicht entlassen, nicht übergangen, nicht aussortiert.
Aber ich denk dann an die Menschen, für die das nicht einfach nur ein Internetkommentar ist.
Sondern Alltag.
Menschen, die in Bewerbungsgesprächen erklären müssen, warum sie ein Kopftuch tragen.
Warum ihr Name so klingt, wie er klingt.
Warum sie „trotzdem“ perfekt Deutsch sprechen.
Menschen, deren Fähigkeiten ständig hinterfragt werden –
nur, weil sie nicht in das Bild passen, das wir leider immer noch viel zu oft für „normal“ halten.
Ich hab so vieles davon nie erlebt.
Und genau deshalb will ich lernen, zuhören, mitdenken.
Ich wünsche mir, dass wir alle uns öfter trauen, zu sagen:
Ich hab’s nicht erlebt, aber ich seh dich.
Ich weiß es nicht besser, aber ich geb mir Mühe.
Ich find’s nicht immer einfach, aber ich will’s trotzdem richtig machen.
Nicht um alles zu wissen, sondern um niemanden zu übersehen.
Wenn das dann jemand „spinnert“ findet –
dann ist das okay.
Wirklich.