Ideen für mehr Artenvielfalt auf Unternehmensflächen
Gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland veröffentlichte die Boston Consulting Group Ende September eine Studie zu Biodiversität mit den Auswirkungen und Chancen wirtschaftlicher Aktivitäten. Über Ökosystemleistungen (z.B. Bestäubung, Klimaregulierung, Bereitstellung fruchtbarer Böden) erbringt die Biodiversität weltweit einen jährlichen Wert in Höhe von 170 bis 190 Billionen US-Dollar. Zu dem mit jährlich auf sechs bis 30 Billionen US-Dollar bezifferten Verlust tragen die Sektoren Land- und Forstwirtschaft, der Ausbau von Infrastruktur, Rohstoffabbau sowie die Industrieproduktion mit etwa 60 Prozent bei. Doch könnten sie auch eine große Rolle für Schutz und Wiederaufbau spielen, so die Studie. Beim Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen hat sich die EU jetzt verpflichtet, den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten. Vor dem Gipfel hat EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen gemeinsam mit 70 weiteren Staats- und Regierungschefs den Leaders‘ Pledge for Nature unterzeichnet.
Die Ergebnisse der belegen eine Steigerung des Bewusstseins für biologische Vielfalt in Deutschland.
Auch Schutzgebiete findet eine große Mehrheit der Deutschen wichtig, um die Natur für nachfolgende Generationen zu erhalten. Das spiegelt sich auch im Engagement von Unternehmen, die aufgrund ihrer Firmenphilosophie bereits hohe Nachhaltigkeitsstandards einhalten. Für sie ist die naturnahe Geländegestaltung ein selbstverständlicher Bestandteil der nachhaltigen Unternehmensführung.
Der Erhalt einer intakten Umwelt ist für den komplett klimaneutral produzierenden Küchenmöbelhersteller Häcker eine Herzensangelegenheit. „Wir wollen den kommenden Generationen eine gesunde und lebenswerte Welt hinterlassen“, sagt Horst Finkemeier, Inhaber von Häcker Küchen in Rödinghausen, wo das Gelände auch zur Kommunikation des nachhaltigen Geschäftsmodells nach außen dient. Mit der naturnahen Geländegestaltung wird hier zugleich der Anspruch verbunden, die Vielfalt und Schönheit der Natur zu vermitteln. Vor allem aber soll damit ein aktiver Beitrag zum Schutz der Biodiversität geleistet werden.
Der Standort des Unternehmens befindet sich mitten in der Natur, wo es etwa 70 unterschiedliche Baum- und Pflanzenarten gibt.
Neben einer reichen Pflanzenwelt sind auch einige Vogelarten, unter anderem der seltene Stieglitz, zu finden (am neuen Produktionswerk Ostercappeln-Venne haben seltene Uferschwalben ein neues Zuhause gefunden). Auf dem Firmengelände befindet sich neben dem Hauptgebäude zudem ein Feuchtbiotop in Form eines Teiches, der sein ganzes Potenzial in einer naturnahen Umgebung entfaltet und neuen Lebensraum für Insekten, Amphibien und Vögel, Libellen, Wasserflöhe, Wasserläufer und Schnecken schafft. Die Nähe zum Teich ist auch ein beliebter Aufenthalts- und Entspannungsort für Mitarbeiter, Besucher, Kunden, Geschäftspartner und Lieferanten. Sitzgelegenheiten in der näheren Umgebung geben ihnen die Möglichkeit, sich dort aufzuhalten.
Auch die „Dachterrassen“ zwischen den Panorama-Gebäuden sind begrünt. Sie halten Regenwasser zurück, verbessern das Gebäudeklima und halten durch Staubbindung die Luft rein. Zudem wird auch hier zahlreichen Tier- und Pflanzenarten ein Lebensraum geboten. Damit Gäste und Mitarbeiter von Häcker Küchen frische und gesunde Kräuter genießen können, wurde von den Auszubildenden in der Lehrwerkstatt ein Kräuterhochbeet gebaut, das die Naturoase vor der Häcker Lounge schmückt. Hier wachsen beispielsweise Lavendel, Basilikum oder Thymian. So können in der Firmenküche frische Kräuter aus dem eigenen Hochbeet verarbeitet werden.
• Schaffung eines angenehmen Arbeitsumfeldes mit hoher Aufenthaltsqualität
• Förderung der Artenvielfalt
• Kultivierung artgeschützter Pflanzen
• Stärkung des Mitarbeiterbezuges und der Arbeitgebermarke.
Verantwortung braucht Wurzeln
Häcker Küchen hat inzwischen über 1.300 junge Bäume und Sträucher gepflanzt am Häcker Wiehenstadion in Rödinghausen auf dem Gelände westlich der Sportarena, wo ein neues, wertvolles Biotop für Menschen, Tiere und Insekten entstand. Die Eichen, Buchen und verschiedenen Wildobstsorten stammen aus einer Kunden-Baumpatenschaftsaktion des Unternehmens, das auf seiner Hausmesse und auf sozialen Medien rund 900 Baumpatenschaften initiiert und damit auch die Kosten dafür übernommen hat. „Die gepflanzten Bäume sind nicht nur ideale CO2-Speicher, sondern auch sehr wichtig für eine gesunde Artenvielfalt“, sagt Gisela Rehm, die als Marketingleiterin bei Häcker auch mit ihrem Team den Nachhaltigkeitsbericht für den Nachhaltigkeitsbericht zuständig ist.
Umweltverschmutzungen, Monokulturen und die Zerstörung von Lebensräumen führten in der Vergangenheit zu hohen Verlusten bei Bienenvölkern. Deshalb war ein Schwerpunktthema der Hausausstellung im vergangenen Jahr auch der Bienen- und Insektenschutz. Das Unternehmen unterstützt beispielsweise das Bienen-Projekt „Blühender Landkreis Osnabrück“ und hat am Standort Rödinghausen selbst eine große Blühwiese auf rund 23.000 Quadratmetern angelegt. Auch wenn es sich hier um ein Einzelbeispiel handelt – es lohnt sich im Nachhaltigkeitskontext immer wieder, ins Detail zu gehen und konkret zu werden, denn nur dann wird auch ein Thema wie der Erhalt der biologischen Vielfalt begreifbar. Naturnahe Firmenareale leisten dazu einen wichtigen Beitrag.
Weiterführende Literatur:
Leitfaden für ein naturnahes Betriebsgelände
Gestaltung am Unternehmensstandort
Aus Tradition verantwortungsvoll. Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020. Hg. von Häcker Küchen GmbH & Co. KG. Rödinghausen 2019.
Lars Breder: Retten statt reden. Was Unternehmen tun, die aus Tradition verantwortungsvoll sind. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.
Gisela Rehm: Nachhaltigkeit braucht Markenkraft. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020, S. 223-235.